Champions-League-Viertelfinale Wird aus Robery heute nur Ribery?

München (RP). Vorige Woche hat Mark van Bommel den Sprachenpreis der Freien Universität Amsterdam erhalten. Das Institut lobte den Fußball-Nationalspieler für seine klaren Spielanalysen und den Verzicht auf branchenübliche Floskeln. Der Kapitän von Bayern München zeichnet sich allerdings nicht nur in seiner holländischen Heimatsprache durch viel Gefühl für das richtige Wort aus, er beherrscht auch die Feinheiten der deutschen Sprache.

Bayern vs. Inter: der Mann-gegen-Mann Vergleich
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Vor dem heutigen Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester United (20.45 Uhr/Live-Ticker) sagt er diesen bemerkenswerten Satz: "Es ist nicht so, dass wir völlig abhängig sind von Arjen Robben und Franck Ribery." "Völlig" ist das Schlüsselwort. Denn van Bommel weiß natürlich, dass der deutsche Rekordmeister ohne die beiden Flügel-Zauberer nur die Hälfte wert ist. Und weil er das weiß, schaut er dem Treffen mit Manchester United noch ein bisschen banger entgegen. Schließlich hat sich sein Landsmann Robben an der teuren Wade verletzt, und obwohl van Bommel bereits voller verzweifelter Hoffnung feststellt, "er sieht schon wieder viel besser aus", macht der Flügelmann wenig Mut. "Ich denke", sagt er, "dass es sehr eng wird."

Der dritte Holländer im Bunde, Trainer Louis van Gaal, will kein Risiko eingehen. "Es ist ein großes Spiel, da reichen 80 Prozent nicht", erklärt der Fußballlehrer. Darüber, ob Robben und Ribéry, die der Boulevard so nett zu "Robery" vereinte, überhaupt bereit sind, in jedem Spiel die Grenze von 100 Prozent Leistungsbereitschaft anzugehen, wird bei den Bayern zurzeit gern diskutiert. Wie stets natürlich in der Öffentlichkeit.

Miroslav Klose, dessen Form und Erfolgsquote im Angriff auch darunter stark leiden, dass er voller Hingabe als vorderster Abwehrspieler im System van Gaal über den Rasen hechelt, widmet den beiden Superstars ein formschön vergiftetes Lob. "Es sind zwei Spieler, die ein Spiel ganz allein entscheiden können", sagt der Nationalstürmer, "aber es gibt auch neun andere, die für sie die Drecksarbeit machen." Das klingt am Ende gar nicht nett. Und es ist gewiss auch nicht nett gemeint. Denn Klose hat am Samstag beim 1:2 gegen Stuttgart erlebt, was dabei herauskommt, wenn der eine (Ribery) keine Drecksarbeit macht, weil er einfach keine Lust darauf hat, und der andere (Robben) keine Drecksarbeit macht, weil die Wade zwickt. Dann gibt's sogar in der Bundesliga nichts mehr zu lachen.

Und weil die Champions League zwei sportliche Etagen höher anzusiedeln ist, könnte es heute Abend für die Bayern ziemlich ungemütlich werden. Van Gaal muss nämlich nicht nur wahrscheinlich auf Robben, sondern ganz sicher auf Bastian Schweinsteiger verzichten. Der bislang so überzeugende Mittelfeldmann sitzt eine Gelbsperre ab. Deshalb müssen wohl Akteure ran, denen van Gaal seit Monaten unmissverständlich bedeutet, was er von ihnen hält, indem er ihnen Jugendliche vor die Nase setzt. Anatolij Timoschtschuk zum Beispiel. Gut zehn Millionen Euro hat der gekostet, aber er hat bislang meist die Bank bevölkert.

Die Ober-Bayern ahnen, was auf sie zukommt. Und sie bauen vor. "Ich will Meister werden", sagt Präsident Uli Hoeneß, "alles andere ist nicht so wichtig." Und van Gaal betont: "Bayern ist noch keine Spitzenmannschaft von höchstem Niveau. Wir sind Außenseiter." Vor allem ohne Robbery.

(RP)
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