Achtelfinal-Aus gegen Monaco Warum Guardiola bei ManCity noch nicht funktioniert

Düsseldorf · Pep Guardiola scheitert im Achtelfinale der Champions League mit Manchester City überraschend an den jungen Wilden des AS Monaco. Auch in der Premier League hat er keine Chance mehr auf den Titel. Doch woran liegt es, dass Guardiola und ManCity (noch) nicht zusammenpassen?

Pep Guardiola schleicht nach peinlichem Aus vom Platz
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Guardiola schleicht nach peinlichem Aus vom Platz

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Foto: rtr, mb

Das Aus von Manchester City im Achtelfinale war für Guardiola die größte Enttäuschung als Coach auf internationaler Bühne. Mit seinen bisherigen Vereinen FC Barcelona und FC Bayern München hatte der Katalane immer mindestens das Halbfinale erreicht. 2009 und 2011 holte er mit Barca gar den Titel. Doch nach dem 1:3 (0:2) im Rückspiel beim AS Monaco muss Guardiola mit seinen Citizens trotz eines spektakulären 5:3-Sieges im Hinspiel im Viertelfinale zusehen, wie andere Teams um das große Geld in der Königsklasse kämpfen. Auch in der Premier League läuft es nicht rund. Guardiola konnte Manchester City seinen Stempel noch nicht mit Erfolg aufdrücken. Und das hat Gründe.

Guardiolas Probleme bei ManCity liegen vor allem in den defensiven Mannschaftsteilen. Im Vergleich zu seinen früheren Stationen FC Barcelona und FC Bayern München, mit denen er nie vor dem Halbfinale gescheitert war, fehlen Guardiola in Manchester ein richtig guter Torwart und zwei richtig gute Innenverteidiger. Gegen Monaco ließ Manchester in zwei Spielen sechs Gegentore zu. Das ist zuviel.

Für seinen Offensivfußball braucht der 46-Jährige überdurchschnittliche und im Aufbau starke Abwehrspieler wie Jerome Boateng oder Gerard Pique, dann können auch gelernte Mittelfeldspieler oder Außenverteidiger wie Javier Mascherano oder David Alaba und Joshua Kimmich zur Not in der Innenverteidigung daneben spielen. Mit John Stones und Aleksandar Kolarov geht das auf höchstem Niveau nicht. Auch die Außenverteidiger Gael Clichy und Bacary Sagna können Guardiola nicht glücklich machen, sie sind offensiv und im Aufbau limitiert.

Zudem ist Guardiola für sein Spiel, das auf viel Ballbesitz beruht, angewiesen auf Passmaschinen à la Xavi, Sergio Busquets oder Andres Iniesta. A la Philipp Lahm, Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger oder Thiago. Er kann seinen Fußball nicht auf alle Spieler übertragen, das ist jetzt wohl endgültig bewiesen. Er braucht die richtigen Spieler, um seine gewünschte Spielweise umzusetzen. Guardiola könnte die designierten Fußball-Rentner Lahm und Alonso derzeit bestens gebrauchen.

Der Katalane hat einige junge Spieler besser gemacht: den Ex-Schalker Leroy Sané, der in Monaco noch zu den besten gehörte und das einzige Tor für ManCity schoss. Raheem Sterling, der im Fürstentum jedoch einen rabenschwarzen Abend erwischte und Kelechi Iheanacho. Aber das reicht nicht. Sergio Agüero, David Silva und Kevin De Bruyne sind die einzigen Weltklassespieler im Kader der Citizens. Und Ilkay Gündogan, der aber zu verletzungsanfällig ist, um dauerhaft eine Stütze zu sein und für den Guardiola im Mittelfeld keinen richtigen Ersatz hat.

In der englischen Presse wurde Guardiola nach dem Spiel heftig kritisiert. Vor allem seine Maßnahme, auf dem Papier eine extrem offensive Startelf zu wählen, obwohl Manchester das Hinspiel 5:3 gewonnen hatte, konnten viele nicht nachvollziehen. "Manchester, das nur mit einem Mittelfeldspieler spielt, der auch nur ansatzweise etwas von Defensive versteht, wird von Monaco zerrupft", twitterte Ex-Profi Gary Lineker während des Spiels. Warum Guardiola den erfahrenen Turm in der Brandung Yaya Touré auf die Bank setzte, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Guardiola: Taktik war nicht Schuld

Guardiola aber wehrte sich gegen Vorwürfe, seine Taktik sei Schuld an dem Achtelfinal-Aus. "Das war nicht der Grund", sagte Guardiola. "Ich war in einigen Halbfinals und habe sie verloren, weil wir versucht haben, Tore zu schießen. Das habe ich in meiner ganzen Karriere so gemacht. Aber heute war das Problem die erste Halbzeit. Da waren wir einfach nicht da", sagte der Star-Coach und fügte hinzu: "Der Auftritt in den ersten 45 Minuten macht mich traurig."

In der Tat hatte es sein Team versäumt, in den ersten 45 Minuten trotz offensiver Aufstellung auch nur einen einzigen Torschuss abzugeben. Mit dem 0:2 zur Pause war Manchester City gut bedient. Danach wurde es besser und Sané gelang folgerichtig der Anschlusstreffer. Doch ein Anfängerfehler bei einer Standardsituation, als der bärenstarke Tiemoue Bakayoko im Strafraumzentrum komplett allein gelassen wurde und ohne Mühe zum 3:1 für Monaco einköpfen konnte, besiegelte das Aus.

Guardiola wird unbeirrt seinen Fußball weiterspielen lassen. Und trotz der scharfen Medienkritik wird er intern bei ManCity nicht infrage gestellt werden. Der Verein wird ihm Geld für Verstärkungen zur Verfügung stellen. Viel Geld. Denn der Kampf um Platz zwei in der Premier League und das Aus im Achtelfinale genügt den hohen Ansprüchen des Klubs nicht. Selbst ein Erfolg im FA-Cup könnte die Saison nicht mehr retten. Von der Meisterschaft redet in Manchester keiner mehr, selbst die Qualifikation für die Champions League ist nicht gesichert. Bei den Citizens steht im Sommer ein großer Umbruch an. Guardiola wird darauf pochen, die Spieler zu bekommen, die für sein System geeignet sind.

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