Wolfsburg - Real 2:0 Wolfsburg entzaubert das weiße Ballett

Wolfsburg · Trotz beträchtlicher Champions-League-Erfahrung der Niedersachsen prallen in Wolfsburg zwei Welten aufeinander. Auf dem Platz schließt der VfL die Lücke zu den "Galaktischen" und gewinnt verdient 2:0.

So wird Real Madrid nach der Pleite in Wolfsburg im Netz verspottet
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Foto: Screenshot Twitter

Vor der Kneipe des Nachwuchs-Leistungszentrums des VfL Wolfsburg weht eine einsame Flagge des FC Barcelona. Auf halbmast, wie es sich nach der 1:2-Pleite im Clásico gegen Real Madrid am vergangenen Samstag gehört. Es ist eine der wenigen Stellen in der Autostadt, die nicht komplett auf den prominenten Gast ausgerichtet ist. Seit der Auslosung zum Champions-League-Viertelfinale zählt in Wolfsburg nur noch Real — die Galaktischen zu Besuch in der Provinz.

Sportlich blieb von der Verehrung des prominenten Gastes nicht viel übrig. Die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking nahm ihr Herz in beide Hände, konterte die defensiv erschreckend schwachen Madrilenen nach allen Regeln der Kunst aus und gewann am Ende verdient 2:0. Es ist zwar noch ein Stück Weges zu gehen — aber die Aussichten des Bundesligisten, am Dienstag kommender Woche im Rückspiel im Bernabeu-Stadion den Halbfinal-Einzug zu schaffen, sind ein gutes Stück gewachsen.

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Es wird sicher eine Weile dauern, bis der Real-Hype in Niedersachsen abgeebbt ist. Binnen Minuten nach der Freischaltung für Mitglieder und Dauerkarteninhaber waren alle Tickets vergriffen, zu einem freien Vorverkauf kam es gar nicht erst. Die Hoteliers der Autostadt hatten das Gebot der Stunde ebenfalls verstanden. Bereits kurz nach der Auslosung schnellten die Übernachtungspreise in abenteuerliche Höhen — galaktische Preise für die Freunde der Galaktischen also. Eine Woche vor dem Anstoß rief der Hotelier einer besseren Kaschemme, der seine Zimmer ansonsten für einen Fünfziger feilbietet, für eine Nacht ohne Frühstück schlappe 280 Euro auf. Ausgebucht war Wolfsburg dennoch. Keine Frage, Real ja war da.

Die Präsenz der Königlichen auf dem Platz war ihrem Ruf zunächst angemessen. In den ersten Minuten schien es, als wolle Real die Wolfsburger überrennen, doch Gareth Bale und vor allem Karim Benzema machten zu wenig aus ihren Möglichkeiten, Cristiano Ronaldo stand bei seinem vermeintlichen Treffer hauchdünn im Abseits. Doch dann drehte sich das Geschehen plötzlich — mit dem Elfmeterpfiff des italienischen Schiedsrichters Gianluca Rocchi. Reals Casemiro und André Schürrle rasselten im Strafraum zusammen, aber so eindeutig, wie Rocchi es gesehen hatte, war die Szene nicht. Ricardo Rodriguez ließ sich von den Diskussionen nicht beeindrucken und verwandelte zum 1:0.

Es war der große Mutmacher für den VfL, der nun seine Angst vor den großen Namen des Gegners vergaß. Der Lohn: das 2:0 durch Maximilian Arnold. Längst hatte Wolfsburg ausgemacht, dass Reals Brasilianer Marcelo zwar ein guter Offensivverteidiger ist, defensiv jedoch eklatante Schwächen hat. So nutzte Bruno Henrique seine so entstehenden Freiräume auf der rechten Seite immer wieder aus, wie bei diesem zweiten Treffer, als ihn Julian Draxler geschickt einsetzte.

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Nach der Pause änderten sich die Verhältnisse nicht wesentlich. Madrid hatte deutlich mehr Ballbesitz, kam gegen den aufmerksamen Abwehrverbund der Grün-Weißen aber kaum zu Gelegenheiten. Und vorn konnte sich die Hecking-Truppe leisten, auf Fehler der Real-Stars zu warten — denn die kamen absolut verlässlich. Trainer Zinedine Zidane, früher selbst ein Weltstar im Trikot der Königlichen, versäumte es, den völlig indisponierten Marcelo frühzeitig auszuwechseln. Obendrein wackelten auch die übrigen Defensivakteure Reals, so dass der VfL stets gefährliche Konter inszenierte.

Für Real droht nun der Alptraum wahr zu werden, eine weitere Saison ohne Titel zu beenden. Die tüchtigen Wolfsburger haben es selbst in der Hand, unter die letzten vier in der Königsklasse zu kommen.

(RP)
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