Sport, Politik, Fans Reaktionen auf die geplante Super League
Fifa: "Unserer Ansicht nach und in Übereinstimmung mit unseren Statuten sollte jeder Fußballwettbewerb, ob national, regional oder global, immer die Grundprinzipien der Solidarität, Inklusivität, Integrität und gerechten finanziellen Umverteilung widerspiegeln. Darüber hinaus sollten die Leitungsgremien des Fußballs alle rechtmäßigen, sportlichen und diplomatischen Mittel einsetzen, um sicherzustellen, dass dies auch weiterhin der Fall ist. Vor diesem Hintergrund kann die FIFA nur ihre Missbilligung einer 'geschlossenen europäischen Ausreißerliga' außerhalb der internationalen Fußballstrukturen und unter Missachtung der oben genannten Grundsätze zum Ausdruck bringen."
Uefa (in Abstimmung mit dem englischen Verband und der Premier League, dem spanischen Verband und der Primera Division, dem italienischen Verband und der Serie A): "Dieses zynische Projekt basiert auf dem Eigeninteresse einiger Klubs in einer Zeit, in der die Gesellschaft mehr denn je Solidarität braucht. Wir werden alle Maßnahmen prüfen, die uns auf allen Ebenen zur Verfügung stehen, sowohl in der Justiz als auch im Sport, um dies zu verhindern. Wie bereits von der FIFA und den sechs Konföderationen angekündigt, ist es den betroffenen Vereinen untersagt, an anderen Wettbewerben auf nationaler, europäischer oder weltweiter Ebene teilzunehmen, und ihren Spielern könnte die Möglichkeit verweigert werden, ihre Nationalmannschaften zu vertreten. Wir danken den Klubs in anderen Ländern, insbesondere den französischen und deutschen Klubs, die sich geweigert haben, sich dem anzuschließen. Wir fordern alle Fußballliebhaber, Anhänger und Politiker auf, gemeinsam mit uns gegen ein solches Projekt zu kämpfen. Dieses anhaltende Eigeninteresse einiger weniger hat zu lange gedauert. Genug ist genug."
Christian Seifert (Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga): "Wirtschaftliche Interessen einiger weniger Topklubs in England, Italien und Spanien dürfen nicht die Abschaffung gewachsener Strukturen im gesamten europäischen Fußball zur Folge haben. Es wäre insbesondere unverantwortlich, die nationalen Ligen als Basis des europäischen Profifußballs auf diese Weise irreparabel zu beschädigen. Ich unterstütze daher die gemeinsame Erklärung der Uefa mit den Ligen und Nationalverbänden aus England, Italien und Spanien."
DFB: "Der Deutsche-Fußball-Bund (DFB) positioniert sich klar gegen das Konzept einer europäischen Super League. Im Fußball muss es immer um die sportliche Leistung gehen. Sie bestimmt über Auf- und Abstieg sowie die Qualifikation für die jeweiligen Wettbewerbe. Die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger Klubs dürfen nicht das praktizierte solidarische Miteinander des Fußballs aufkündigen. Jeder Verein wird sich entscheiden müssen, ob er Teil des solidarisch organisierten Gesamtfußballs bleiben oder ausschließlich egoistische Eigeninteressen außerhalb der Uefa und der nationalen Fußballverbände verfolgen möchte. Der DFB steht daher klar hinter der ausdrücklichen gemeinsamen Erklärung der Uefa mit den Ligen und Nationalverbänden aus England, Italien und Spanien."
Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender des FC Bayern): "Der FC Bayern hat sich an den Planungen einer Super League nicht beteiligt. Wir sind davon überzeugt, dass die aktuelle Statik im Fußball eine seriöse Basis garantiert. Der FC Bayern begrüßt die Reformen der Champions League, weil wir glauben, dass sie für die Entwicklung des europäischen Fußballs der richtige Schritt sind. Die modifizierte Vorrunde wird zu mehr Spannung und Emotionalität im Wettbewerb beitragen. Ich glaube nicht, dass die Super League die finanziellen Probleme der europäischen Klubs lösen wird, die durch Corona entstanden sind. Vielmehr sollten alle Vereine in Europa solidarisch daran arbeiten, dass die Kostenstruktur, insbesondere die Spielergehälter und die Honorare für die Berater, den Einnahmen angepasst werden, um den gesamten europäischen Fußball rationaler zu gestalten."
Hansi Flick (Trainer Bayern München): "Ich kenne nicht alle Details, aber ich stehe voll hinter der Aussage des Vereins und von Dortmund: Das wäre nicht gut für den europäischen Fußball.“
Hans-Joachim Watzke (Vorstandsvorsitzender Borussia Dortmund): "Die Mitglieder des Boards der European Club Association (ECA) haben sich am Sonntagabend zu einer virtuellen Konferenz zusammengeschlossen und bekräftigt, dass der Board-Beschluss vom vergangenen Freitag nach wie vor Gültigkeit hat. Dieser Beschluss besagt, dass die Klubs die geplante Reform der UEFA Champions League umsetzen wollen. Es war die klare Meinung der Mitglieder des ECA-Boards, dass man die Pläne zur Gründung einer Super League ablehnt. Beide deutsche Klubs, die im ECA-Board vertreten sind, der FC Bayern München und Borussia Dortmund, haben in allen Gesprächen zu 100 Prozent deckungsgleiche Auffassungen vertreten."
Margaritis Schinas (Vizepräsident der EU-Kommission): "Wir müssen ein werteorientiertes europäisches Sportmodell verteidigen, das auf Vielfalt und Inklusivität basiert."
Boris Johnson (britischer Premierminister): "Pläne für eine europäische Super League wären für den Fußball sehr schädlich, und wir unterstützen die Fußballverbände dabei, Maßnahmen zu ergreifen. Sie würden das Herzstück des nationalen Spiels treffen und die Fans im ganzen Land betreffen."
Mario Draghi (italienischer Premier): "Die italienische Regierung verfolgt aufmerksam die Debatte um das Projekt der Super League und unterstützt mit Entschlossenheit die Position der italienischen und europäischen Fußballbehörden, um die nationalen Wettbewerbe, leistungsorientierte Werte und die soziale Funktion des Sports zu erhalten."
Rainer Koch (DFB-Vizepräsident und Exko-Mitglied der Uefa): "Eine europäische Super League einiger weniger Vereine, denen es ausschließlich um die eigenen wirtschaftlichen Interessen geht, wäre ausgerechnet in einer Zeit, in der die Gesellschaft mehr denn je Solidarität braucht, zerstörerisch gegenüber allen anderen Vereinen, Ligen und Verbänden. Fußball basiert auf offenen sportlichen Wettbewerben. Wer das nicht anerkennt, wird mit seinen Fans, Spielern und Teams aus allen Stockwerken des Weltfußballhauses ausziehen müssen. Genug ist genug. Ich unterstütze zu hundert Prozent die Position der Uefa. Viel zu lange ist dem Treiben einiger weniger europäischer Großklubs zugesehen worden. Und ich bin sehr froh, wenn es so bleibt, dass kein deutscher Verein sich daran beteiligt."
Rudi Völler (Geschäftsführer Sport Bayer Leverkusen in der Bild): "Wer ins dieser Liga mitspielen will, muss aus allen nationalen Ligen aussortiert werden. Mit allen Mannschaften. Die Jugend, die Frauen - alle müssen dann raus."
Lukas Podolski (2014er-Weltmeister): "Fußball ist Glück, Freiheit, Leidenschaft, Fans und ist für jeden. Dieses Projekt ist ekelhaft, nicht fair und ich bin enttäuscht, dass Vereine, die ich vertreten habe, daran beteiligt sind."
Mesut Özil (2014er-Weltmeister): "Kinder wachsen damit auf und träumen davon, die WM oder die Champions League zu gewinnen - nicht irgendeine Super League. Der Genuss an den großen Spielen ist, dass es sie nur ein- oder zweimal im Jahr gibt, nicht jede Woche."
Sig Zelt (Sprecher Fan-Bündnis ProFans): "Was soll eine Liga in einem geschlossenen Kreis ohne Auf- und Abstieg? Das ist nicht spannend! Der Fußball lebt von Spannung. Er lebt davon, dass auch mal ein Aufsteiger Meister werden kann. Der Fußball gräbt sich das eigene Wasser ab."
Vorstand IG Unsere Kurve e.V.: "Schluss jetzt! Dem Gebaren dieser Klubs muss endlich Einhalt geboten werden. Die Verbände müssen unmittelbar Maßnahmen für einen fairen und integren Wettbewerb einleiten. Ernstzunehmende Konzepte für grundlegende Reformen im Fußball liegen seit Monaten von Fanseite vor."
Gary Neville (früherer englischer Nationalspieler): "Das ist ein krimineller Akt gegen die Fans. Das ist eine Schande. Das ist reine Geldgier. Das sind Hochstapler. Wie kann man überhaupt denken, dass jemand in der Super League zum Zuschauen kommt? Wenn diese Vereine die anderen 14 Klubs in der Premier League zurücklassen? Absolut peinlich, da kommt keiner. Lasst sie gehen, aber dann müssen sie hart betraft werden. Hohe Geldstrafen, Punktabzug, nehmt ihnen die Titel."
Oliver Mintzlaff (Vorsitzender der Geschäftsführung RB Leipzig): "Wir sind Verfechter des sportlichen Wettbewerbs. Und der sportliche Wettbewerb im Profifußball sieht vor, dass man in der nationalen Liga darum kämpft, einen Tabellenplatz zu erzielen, der zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb berechtigt. Für uns steht es überhaupt nicht zur Debatte, hieran etwas zu ändern. Die Pläne zur Gründung einer Super League lehnen wir ab."
Michael Meeske (Geschäftsführer VfL Wolfsburg): "Die Planung einer Super League ist ein Affront all denen gegenüber, die in den letzten Monaten intensiv versucht haben, einen Kompromiss als Ausgleich der unterschiedlichen Interessen für die Reform der UEFA-Klubwettbewerbe zu finden. Dass sich dabei ausgerechnet auch die Spitze der ECA gegen die Mehrheitsverhältnisse innerhalb dieser Vereinsorganisation stellt, macht dieses Vorgehen umso fragwürdiger. Wir lehnen jede Form einer Super League oder ähnliche Formate ab, da die Versuche eines geschlossenen Teilnehmerkreises die nationalen Ligen sowie die weiteren Wettbewerbe schwächen und die zunehmende Spreizung innerhalb des Fußballs zusätzlich beschleunigen würden, was letztlich das Solidarprinzip von Profi-, Amateur- und Jugendsport stark beschädigen würde.“
Fernando Carro (Geschäftsführer Bayer Leverkusen und Mitglied des UEFA Club Competitions Committee CCC): "Die Super League ist leider alleine von finanziellen Ansprüchen und ggf. auch finanziellen Nöten getrieben. Sie würde das Fundament des Fußballs an vielen Stellen konterkarieren. Diese Initiative zeigt leider das fehlende Gespür der daran beteiligten Menschen im Hinblick auf die Konsumenten, die Fans."