Mannschaften, Modus, Geld Das müssen Sie zu den Super-League-Plänen wissen

Düsseldorf · Zwölf Teams aus Italien, Spanien und England haben sich zusammengeschlossen und wollen eine europäische Super League gründen. Deutsche Vereine sind bislang nicht dabei. Hier finden Sie die wichtigsten Infos zu den Plänen der Topklubs.

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Wer sind die Gründungsklubs der Super League?

Aus der Premier League sind als Gründungsmitglieder der FC Chelsea, FC Arsenal, Tottenham Hotspur, FC Liverpool, Manchester City und Manchester United dabei. Dazu kommen die spanischen Klubs Atletico Madrid, Real Madrid und der FC Barcelona. Aus Italien haben sich Juventus Turin, Inter Mailand und AC Mailand zu den Plänen bekannt. Teams aus Deutschland und Frankreich sowie den anderen europäischen Ländern sind bislang nicht dabei.

Wie begründen die Gründungsklubs ihren Schritt?

„Unsere zwölf Klubs stehen für Milliarden Fans auf der ganzen Welt und 99 europäische Titel. Wir haben uns in diesem kritischen Moment zusammengefunden, um den europäischen Wettbewerb zu verändern und das Spiel, das wir lieben, auf eine nachhaltige Basis für seine langfristige Zukunft zu stellen. Wir wollen unsere Solidarität wesentlich erhöhen und den Fans und Amateurspielern regelmäßig Top-Spielpaarungen liefern. So erfüllen wir ihre Leidenschaft für das Fußballspiel und bieten ihnen gleichzeitig engagierte Vorbilder!“, sagte Andrea Agnelli, Präsident von Juventus Turin und Vize-Präsident der Super League.

„Kann sich nur jemand ausgedacht haben, der Fußball wirklich hasst“
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Florentino Perez, Präsident von Real Madrid und 1. Vorsitzender der Super League, sagte: „Wir werden dem Fußball auf jeder Ebene helfen und ihn an seinen rechtmäßigen Platz in der Welt bringen. Fußball ist die einzige globale Sportart mit mehr als vier Milliarden Fans, und unsere Verantwortung als große Vereine ist es, auf ihre Wünsche einzugehen.“

Wie viele Klubs sollen insgesamt an der Super League teilnehmen?

Die zwölf bekannten Gründungsklubs rechnen mit drei weiteren Klubs, die sich ihrem Kreis anschließen. Diese dann 15 Mannschaften sind gesetzt, dazu sollen fünf weitere Teams kommen. Die fünf zusätzlichen Teams sollen sich jedes Jahr aufs Neue qualifizieren müssen – wie und auf Grundlage welcher Wettbewerbe, das ließen die Gründer offen.

Darüber hinaus soll auch ein entsprechender Frauenwettbewerb ins Leben gerufen werden. Durch die Super League wolle man den Frauenfußball fördern und weiterentwickeln.

Was ist mit deutschen Mannschaften?

Deutsche Teams sind nicht beteiligt. Der BVB lehnt die Super League ab und setzt auf eine reformierte Champions League. Gleiches gilt für die Bayern. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge versicherte, dass sich die Münchner nicht an den Planungen beteiligt hätten.

Was ist mit dem Leistungsprinzip?

Der neue Wettbewerb würde mit einem Grundprinzip des Sports brechen: dass es auf Leistung ankommt. Wenn 15 von 20 Vereinen ihren Startplatz sicher haben, wird das Leistungsprinzip de facto abgeschafft. Lediglich fünf Klubs müssten sich ihren Platz erspielen.

Wann soll die Super League beginnen?

Der Start soll „so schnell erfolgen, wie praktisch umsetzbar“, hieß es in der gemeinsamen Stellungnahme der Topklubs. Laut ersten Überlegungen soll die Super League im August 2021 beginnen, das Finale ist für Ende Mai angekündigt. Gespielt werden soll nur an den mittleren Wochentagen. Der Wettbewerb stünde somit in direkter Konkurrenz zur Champions League.

Wie soll der Modus aussehen?

In zwei Zehnergruppen sollen die Teams Heim- und Auswärtsspiele austragen. Die Top Drei sind sicher im Viertelfinale. Die Teams auf Platz vier und fünf spielen in Hin- und Rückspiel den letzten Platz fürs Viertelfinale aus. Ab da geht es weiter wie in der K.o.-Phase der Champions League, also mit Hin- und Rückspiel im Viertel- und Halbfinale und einem einzigen Finalspiel an neutralem Ort.

Um wie viel Geld geht es?

Seit Jahren dreht sich jede Reform der internationalen Wettbewerbe um Startplätze, Vermarktung – und Geld. Und auch bei der Super League geht es, natürlich, ums Geld. Den 15 Gründungsmitglieder sollen zunächst 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, das sind mehr als 200 Millionen pro Klub. Ein Betrag „der ausschließlich für die Entwicklung ihrer Infrastruktur und zur Abfederung der Auswirkungen der Covid-Pandemie vorgesehen ist“. Zum Vergleich: Der FC Bayern kassierte für seinen Champions-League-Triumph 2020 etwa 130 Millionen Euro.

Der größte Teil der Einnahmen soll wohl wie üblich aus der Vermarktung der TV-Rechte kommen. Als Geldgeber steht zudem die US-amerikanische Investmentbank JPMorgan hinter der neu geschaffenen Super League. Das bestätigte das Unternehmen mit Sitz in New York am Montag. „Ich kann bestätigen, dass wir den Deal finanzieren“, sagte ein Sprecher der Bank der französischen Nachrichtenagentur AFP, ohne Details des aufsehenerregenden Geschäfts zu nennen. Die Vereine wollen auch Solidaritätszahlungen leisten und so nach eigenem Bekunden dafür sorgen, dass die ganze europäische Fußball-Pyramide von ihrem Plan profitiert.

Verlassen die Teams ihren nationalen Meisterschaften?

Nein. Die Pläne sehen vor, dass alle Mannschaften auch weiterhin in ihren nationalen Meisterschaften antreten

Was sagen die Fifa und Uefa zu den Super-League-Plänen?

Mit ihren Plänen gehen die Klubs auf Konfrontationskurs zur Fifa und Uefa. Bei den Verbänden kommen die Pläne zur Super League gar nicht gut an. Die Uefa bezeichnete es als ein „zynisches Projekt“. „Wir rufen alle Liebhaber des Fußballs, Unterstützer und Politiker auf, uns im Kampf gegen ein solches Projekt zu unterstützen. Das andauernde Eigeninteresse einiger weniger hat schon zu lange angedauert. Genug ist genug“, schrieb die Uefa. Auch der Weltverband Fifa drückte umgehend seine „Missbilligung“ des Schritts aus und forderte „Solidarität“ ein.

Wie kommt der neue Wettbewerb an?

Die Kritik und Abneigung gegenüber dem Projekt ist groß. Allen voran der ehemalige Fußballprofi Gary Neville verurteile die Pläne mit deutlichen Worten. „Genug ist genug! Ich bin Manchester-United-Fan, ich bin das seit 40 Jahren - aber ich bin empört, total empört“, sagte der 46-Jährige sichtlich bewegt bei Sky Sports. „Das ist kriminell. Das ist ein krimineller Akt gegen die Fans! Das ist eine Schande.“ Er sei nicht gegen die Modernisierung des Fußballs, aber dieser Plan mitten in der Corona-Pandemie sei wie ein Schlag - und der Zeitpunkt „schrecklich“, schimpfte Neville. „In welcher Welt leben diese Leute eigentlich, wenn sie denken, sie können dies zu diesem Zeitpunkt durchziehen?“ Er forderte eine Bestrafung für alle Gründungsmitglieder.

Was sagt der Deutsche Fußball?

Auch aus Deutschland hatte es wegen der Abspaltungspläne schon vor der offiziellen Verkündung deutliche Kritik gegeben. „Wirtschaftliche Interessen einiger weniger Topklubs in England, Italien und Spanien dürfen nicht die Abschaffung gewachsener Strukturen im gesamten europäischen Fußball zur Folge haben", sagte DFL-Chef Christian Seifert. Es wäre „unverantwortlich, die nationalen Ligen als Basis des europäischen Profifußballs auf diese Weise irreparabel zu beschädigen.“

Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke betonte, dass der BVB und der FC Bayern München die Super League ablehnen und sich einig seien, dem neuen, viel kritisierten Konstrukt nicht beizutreten. Ähnlich äußerte man sich bei RB Leipzig. „Wir sind Verfechter des sportlichen Wettbewerbs. Und der sportliche Wettbewerb im Profifußball sieht vor, dass man in der nationalen Liga darum kämpft, einen Tabellenplatz zu erzielen, der zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb berechtigt“, sagte Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff auf Anfrage des SID. Für die Sachsen stehe es „überhaupt nicht zur Debatte, hieran etwas zu ändern", fügte Mintzlaff an: „Die Pläne zur Gründung einer Super League lehnen wir ab.“ Leverkusens Geschäftsführer Rudi Völler sprach in der „Bild“ von einem „Verbrechen am Fußball“. Der 61-Jährige forderte zudem Konsequenzen für die Teilnehmer.

Wie reagieren die europäischen Ligen?

Und auch der aus Italien gibt es Gegenwind. „Wir haben uns seit jeher gegen eine Superliga gewehrt. Das einzige realistische Projekt ist die Reform der Champions League, wie sie von der Uefa vorgesehen ist“, sagte Gabriele Gravina, Chef von Italiens Fußballverband FIGC. Selbst der britische Premierminister Boris Johnson hält derartige Pläne für „sehr schädlich“.

(RP)
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