AC Mailand gegen FC Barcelona Mit "Lady Barbara" zurück zum Erfolg

München/Barcelona · Der AC Mailand befindet sich in der sportlich schwierigsten Lage der Ära Silvio Berlusconi. Dessen Tochter Barbara plant deshalb vor dem Champions-League-Spiel beim FC Barcelona eine Palastrevolution.

Serie A 13/14: Balotelli vergibt Elfer und sieht Gelb-Rot
7 Bilder

Serie A 13/14: Balotelli vergibt Elfer und sieht Gelb-Rot

7 Bilder

Barbara Berlusconi wird in Italien nur "Lady Barbara" genannt. Die attraktive Tochter von Silvio Berlusconi wird bewundert, aber man begegnet ihr auch mit Ehrfurcht. Der "Lady" trauen sie alles zu in Mailand, auch eine Palastrevolution bei der ruhmreichen AC, wie sie Lady Macbeth in Shakespeares Tragödie gegen den König von Schottland anzettelte. Und tatsächlich greift Barbara jetzt, in der schwersten sportlichen Krise der Ära Berlusconi, nach der Macht. Während Massimiliano Allegri im Champions-League-Spiel am Mittwoch beim FC Barcelona (20.45 Uhr/Live-Ticker!) um seinen Trainer-Posten kämpft, bereitet "BB" hinter den Kulissen den Umsturz vor.

Rang elf in der Serie A nach elf Spielen mit nur drei Siegen, 19 Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze, nur drei Zähler Vorsprung auf einen Abstiegsplatz: Porca miseria!

"Die Unternehmsphilosophie ändern"

Der schwächste Start seit der Abstiegssaison 1981/82 hat die 29-Jährige, die Papa Berlusconi im April 2011 im Milan-Vorstand installiert hatte, auf den Plan gerufen. "Wir müssen die Unternehmsphilosophie ändern", soll sie dem Klub-Patron zugeflüstert haben. Neben Coach Allegri will sie Adriano Galliani loswerden, den langjährigen Geschäftsführer und Freund der Familie. Die Zeitungen schreiben bereits von "Krieg".

Galliani, 69, ist eine Institution bei den Rossoneri, für die er seit 1986 arbeitet - dem Jahr, in dem sein Freund Berlusconi Milan übernahm. Seit 1979 steht er an dessen Seite. Gemeinsam gründeten sie einen TV-Sender, überstanden Korruptions- und Manipulationsaffären, und führten Milan zu fünf Triumphen in der Champions League. Dennoch will die "Lady" ihn jetzt in ihrem "Plan BB" (Gazzetta dello Sport) aus dem Amt drängen und eine "neue Ära" (Corriere) begründen.

Konkret wirft sie Galliani verfehlte Transferpolitik vor. "In den vergangenen zwei Jahren hat Milan nicht wenig, aber schlecht in neue Spieler investiert", schimpfte sie. Besonders der Transfer von Mario Balotelli gilt als kostspieliges Missverständnis. Fünf Tore hat das "Enfant terrible" des italienischen Fußballs in zwölf Pflichtspielen dieser Saison erst erzielt, aber bereits sieben Gelbe Karten und ein Mal Gelb-Rot gesehen. Galliani konterte, ohne Balotellis Tore wäre Milan in der vergangenen Saison gar nicht mehr in die Königsklasse gekommen. "Er ist unersetzlich!"

"Cristiano Ronaldo der Manager"

Galliani selbst erhielt indes Unterstützung von seinem früheren Weggefährten Carlo Ancelotti, der ihn als "Cristiano Ronaldo der Manager" bezeichnete. Wichtiger dürfte ihm der Zuspruch von Kumpel Silvio gewesen sein. Nach einem Gespräch mit dem Patron versicherte Galliani: "Meine Erfahrung lehrt mich, dass wir jetzt ruhig bleiben müssen." Von einem Schicksalsspiel für Allegri könne nicht die Rede sein, der Trainer genieße "absolutes Vertrauen".

In den Medien wird aber spekuliert, Allegri könne im Falle einer Pleite im Nou Camp, spätestens aber am Saisonende durch Milan-Idol Filippo Inzaghi ersetzt werden, der als Jugendcoach beim Verein arbeitet. Als Ersatz für Galliani werden Klub-Legende Paolo Maldini und Daniele Prade, als Manager einst beim AC Florenz, gehandelt.

Im Hinspiel gegen Barca hatten sich Galliani und Allegri mit dem 1:1 eine Atempause verschafft. Doch nach der Bankrotterklärung beim 0:2 gegen Florenz am Samstag ist die Lage düster.

Die Probleme des Gegners nehmen sich dagegen luxuriös aus. Bei Barcelona, das mit einem Sieg vorzeitig ins Achtelfinale vorstoßen würde, wird über Weltstar Lionel Messi diskutiert. Der schleppte sich zuletzt mitunter fast unbeteiligt über den Rasen. Und er ist seit unglaublichen vier Ligaspielen ohne Tor - das gab es beim kleinen, großen Argentinier seit zweieinhalb Jahren nicht mehr.

"Wir sind ruhig, er wird zurückkommen"

Dass Mitspieler Javier Mascherano in einem Interview spekulierte, Messi versuche, sich nach zahlreichen Muskelverletzungen für die WM in Brasilien "zu dosieren", machte die Sache schlimmer. Am Dienstag versuchte Messis Vater Jorge, die Wogen zu glätten. "Wir sind ruhig, er wird zurückkommen", sagte er.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort