Presse kritisiert "feige" Taktik Mourinho redet peinliches Achtelfinal-Aus klein

Manchester/Frankfurt · Das Starensemble von Manchester United mit Teammanager Jose Mourinho ist durch ein 1:2 gegen den FC Sevilla im Achtelfinale der Champions League überraschend ausgeschieden. Mourinho versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

 Jose Mourinho hadert während des Spiels gegen Sevilla mit einer Schiedsrichterentscheidung.

Jose Mourinho hadert während des Spiels gegen Sevilla mit einer Schiedsrichterentscheidung.

Foto: rtr, tj

Jose Mourinho gab sich einsilbig. "Wir haben es versucht. Wir haben verloren. Das ist Fußball", bilanzierte der Portugiese nach Manchester Uniteds krachendem Aus im Champions-League-Achtelfinale. Der Teammanager des sündhaft teuren Starensembles war spürbar bemüht, die 1:2 (0:0)-Heimpleite gegen den Underdog FC Sevilla herunterzuspielen - doch die Kritiker hatten ihre Messer längst gewetzt.

"Albtraum", "Schande", "Schmach": Das Presseecho nach Uniteds blamablem Scheitern in Old Trafford, dem Theater der Träume, war verheerend. In der Kritik stand dabei vor allem Mourinhos nach dem 0:0 im Hinspiel zu zögerliche Taktik. Romelu Lukakus Anschlusstreffer (84.) war durch den Doppelpack von Sevillas Wissam Ben Yedder (74./78.) zu wenig. Die Times warf Mourinho deshalb "Feigheit und fehlenden Mut" sowie ein "dramatisches Scheitern seiner Strategie" vor.

Dazu meldeten sich umgehend etliche Klub-Ikonen zu Wort, die Fehler in der Kaderzusammenstellung ausmachten. Der frühere englische Nationalspieler Rio Ferdinand etwa sah bei seinem Ex-Verein "ein Team voller Fremder" auf dem Feld. Paul Scholes forderte derweil für den erneut enttäuschenden Star-Neuzugang Alexis Sanchez die sofortige Verbannung auf die Bank.

Mourinho wollte von alledem nichts wissen. "Ich will kein Drama daraus machen. Dafür haben wir keine Zeit", sagte der selbst erklärte "The Special One" und verwies auf die anstehenden Aufgaben in der Liga. Dort sind die Red Devils Tabellenzweiter hinter dem enteilten Stadtrivalen Manchester City. Das Champions-League-Aus sei da zu verschmerzen, behauptete Mourinho: "Das ist nicht das Ende der Welt."

Außerdem sei ein Achtelfinal-Aus ja ohnehin "nichts Neues für diesen Verein", fügte der exzentrische Trainer an. Nur um sich dann in der ihm typischen Art und Weise mit eigenen Erfolgen zu brüsten: 2004 mit dem FC Porto und 2013 mit Real Madrid habe er United jeweils in der Runde der letzten 16 ausgeschaltet, betonte Mourinho.

Noch steht der 55-Jährige selbst nicht zur Diskussion. Sein erstes Jahr beim englischen Rekordmeister war mit dem Gewinn der Europa League und des Ligapokals schließlich überaus erfolgreich gewesen, auch in der Premier League ist Manchester derzeit auf Kurs. Pünktlich zu seinem Geburtstag Ende Januar erhielt Mourinho deshalb eine Vertragsverlängerung um ein Jahr bis 2020 inklusive der Option auf ein weiteres Jahr.

Vor allem die Art und Weise der Niederlage rief nun aber wieder jene Zweifler auf den Plan, die Mourinhos Taktik angesichts von Uniteds fußballerischem Luxuskader für zu destruktiv halten. Dazu schwelt entgegen aller Dementis offenbar weiter dessen Konflikt mit Frankreichs 105-Millionen-Mann Paul Pogba, den er gegen Sevilla zum wiederholten Mal bis zur 60. Minute auf der Bank schmoren ließ.

"Ich bereue nichts", verteidigte sich Mourinho zum Abschluss noch einmal leidenschaftlich: "Ich habe mein Bestes gegeben und die Spieler haben ihr Bestes gegeben." Umso bedenklicher, wenn dies offenbar nur zu einem Auftritt wie am Dienstag gegen Sevilla reicht.

(sid)
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