Mit 40 unentschlossen Lehmann und die Frage nach dem Karriereende

Barcelona (RPO). Ob er nun am Saisonende aufhört, weiß Jens Lehmann vermutlich selbst nicht so genau. Ist vielleicht auch ein bisschen abhängig von seiner Tagesform. "Momentan ist es schwierig, etwas zu sagen, wir machen uns noch ein paar Gedanken", erklärte er vor dem Rückspiel im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Barcelona.

Das ist Jens Lehmann
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Mehr wollte der Torhüter des VfB Stuttgart nicht sagen - die Gedanken an die Zukunft "habe ich erst mal hinten angestellt", versicherte der 40-Jährige, nur um dann umgehend doch zu ergänzen: "Ich plane nach wie vor aufzuhören."

Erlebt hat er jedenfalls reichlich, wenn nicht genug, mit nur ganz wenigen Ausnahmen. Eine davon: Im Camp Nou, dieser imposanten Kathedrale des Fußballs, hatte er in seiner Karriere nie gespielt. Nicht weniger als "das Spiel seines Lebens" hat Trainer Christian Gross von seinem Torhüter dann auch gleich erwartet - und dabei hat Lehmann bereits einige denkwürdige Spiele erlebt. Unter anderem das Finale der Champions League 2006. Lehmann mit dem FC Arsenal gegen den FC Barcelona, nach 18 Minuten flog er vom Platz, Endstand 1:2. "Man vergisst wenig", sagte er vor dem Wiedersehen mit Barca.

Fit für Südafrika

Wie viele Erinnerungen noch hinzukommen, vermag Lehmann derzeit nicht zu sagen. Zum Aufhören fühlt er sich eigentlich noch zu gut, wie er gerne betont. Selbst für die Nationalmannschaft hält er sich nach wie vor für tauglich. Klar scheint nur: Seine zweite Saison in Stuttgart wird auch seine letzte sein - in Stuttgart. "Der VfB und ich haben uns geeinigt, dass ich hier nicht weiterspiele", erklärte er Mitte Februar. Daran ist nicht mehr gerüttelt worden, auch wenn Lehmann wie selbstverständlich ergänzte: "Aber ich sage, man weiß nie, was kommt." Aber was soll noch kommen?

Am Wochenende sagte Lehmann, dass er an einem Wechsel in die nordamerikanische Profiliga Major League Soccer (MLS) denke. Dafür käme dann womöglich der Klub in New York in Frage, bei dem Dietmar Beiersdorfer die Oberaufsicht führt - wie bei allen Teams, die zum Imperium von Getränke-Milliardär Dietrich Mateschitz angehören. In New York ist auch Ze Roberto im Gespräch, derzeit noch in Diensten des Hamburger SV. Problem: Die neue Saison der MLS, die am 25. März beginnen soll, steht nach dem Auslaufen des Tarifvertrages momentan auf der Kippe, die Spieler wollen streiken.

Beim VfB Stuttgart sind sie gedanklich wohl schon weiter als Lehmann - zumindest waren sie es, ehe sich am 2. März Sven Ulreich verletzte. Der U21-Nationaltorhüter fällt bis Saisonende mit einem Bruch des Wadenbeinköpfchens im linken Knie aus, zuvor aber hatte er im Dezember und Januar den rotgesperrten Lehmann ausgezeichnet vertreten. Ulreich darf sich berechtigte Hoffnungen machen, in die kommende Saison als Nummer eins des VfB Stuttgart zu gehen. Horst Heldt, der Sportvorstand, sucht wohl einen erfahrenen Mann - für die Bank. Jaroslav Drobny (Hertha BSC Berlin) wäre das nicht.

Lehmann: Müsste aus sportlichen Gründen nicht aufhören

Und Lehmann? Scheint ein bisschen Angst vor dem Aufhören zu haben. Darüber hinaus hat er zuletzt den Aufschwung des VfB unter Christian Gross miterlebt - und mitverantwortet. Das scheint Lust auf mehr geweckt zu haben. "Ich weiß, dass ich aus sportlichen Gründen nicht aufhören müsste", behauptet er. Heldt hält ihn sogar noch für WM-2010-tauglich: "Jens hat Erfahrung. Er weiß, wie man bei solchen Turnieren auftreten muss, er weiß genau, was man zu tun hat. Wenn man solch einen Spieler in Deutschland mit solch einer Erfahrung hat, kann man vielleicht noch mal über den nachdenken."

Was aber nicht heißt, dass der VfB Stuttgart vielleicht nochmal über Jens Lehmann nachdenkt. "Wir haben mit Jens die klare Absprache, dass er nach Saisonende aufhört", hat Heldt erklärt - und ergänzt: "Aber bei ihm weiß man ja nie."

(SID/chk)
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