RB Leipzig gegen RB Salzburg Duell im Namen der Dose

Leipzig · In der Europa League treffen am Donnerstag die der Marke Red-Bull nahen Klubs Leipzig und Salzburg aufeinander. Kritiker sprechen von Wettbewerbsverzerrung. Wie berechtigt ist das?

 November 2013: Der damalige RB-Sportdirektor Ralf Rangnick war als Sportdirektor bei Red Bull für Salzburg und Leipzig verantwortlich.

November 2013: Der damalige RB-Sportdirektor Ralf Rangnick war als Sportdirektor bei Red Bull für Salzburg und Leipzig verantwortlich.

Foto: dpa/Jan Woitas

Die Europa League, Spieltag eins von sechs, Gruppe B. Am Donnerstag gibt es nicht weniger als eine Zäsur im europäischen Vereinsfußball. RB Leipzig und RB Salzburg treffen im Betriebssport auf großer Bühne aufeinander. Es ist das sportliche Duell zweier Klubs, bei denen man in Sachen wirtschaftlicher Unabhängigkeit so seine Zweifel haben kann. Denn beide Unternehmen werden von dem Energy-Drink-Konzern Red Bull maßgeblich unterstützt. Der deutsche Ableger muss sich alleine aus verbandsrechtlichen Gründen als Rasenballsport verkaufen. So viel zur Verpackung. Oliver Mintzlaff, jetzt Geschäftsführer bei RB Leipzig, war seit 2014 einige Jahre lang „Head of Global Soccer“ bei Red Bull. Mintzlaff verantwortete und koordinierte die Fußball-Projekte seines Arbeitgebers auf der ganzen Welt – darunter auch die in Leipzig und Salzburg.

Gibt es also wirklich keine Stallregie, wenn die beiden Hassobjekte für Fußball-Tradionalisten im sportlichen Wettstreit miteinander sind? Erst im vergangenen Jahr hat die Uefa Leipzig und Salzburg zur Champions League und in diesem Jahr zur Europa League gemeinsam zugelassen. Salzburg musste nur sein Logo ändern und tritt international als FC Salzburg an. In Leipzig will man das als endgültigen Beweis verstanden wissen, dass es keine Zweifel an der Integrität des Projekts geben kann. Wettbewerbsverzerrung? Niemals! „Wenn man so will, ist es ein Derby. Jeder will beweisen, dass er der bessere ist“, sagt Ralf Rangnick, derzeit Trainer und Sportdirektor in Personalunion bei den Sachsen. „Über die Wettbewerbsfähigkeit muss sich keiner Sorgen machen. Da ist so viel Brisanz und Feuer drin.“ Auch im Lager der Salzburger ist man erfreut über das Duell. Trainer Marco Rose, ein gebürtiger Leipziger, sagt: „Wir freuen uns auf den Wettstreit. Jeder will gewinnen.“ Und auch Konzernchef Dietrich Mateschitz gibt sich ganz staatsmännisch und verkündet: „Der Bessere soll bei den beiden Spielen gewinnen.“

Matteschitz ist der Mann hinter Red Bull. Er hat es vom Bummelstudenten zum Milliardär gebracht – und das dank einer klebrigen Brause, die er noch nicht einmal selbst erfunden hat. Doch genau darum geht es – nicht das Produkt, sondern das Image drumherum ist das Entscheidende. Dafür investiert der Konzern viel Geld. Zuletzt steckte Red Bull rund 1,4 Millarden Dollar, etwa 30 Prozent der Einkünfte, in Marketing. Coca-Cola wendet dafür nur rund neun Prozent auf.

Fortuna Düsseldorf: Die Bilder vom Spiel bei RB Leipzig
76 Bilder

Leipzig - Fortuna: die Bilder des Spiels

76 Bilder
Foto: Falk Janning

Das Sponsoring ist bei Red Bull fester Bestandteil des Geschäftsmodells. Ob Kunstflieger, Motorrad-Akrobaten, Bergsteiger oder Surfer – Mateschitz griff in den Anfangsjahren vor allem Extremsportlern unter die Arme. Die passten am besten zum Image, das er sich für seinen Energy-Drink erdacht hatte. Der Konsument sollte damit Leistungsvermögen, Risikobereitschaft und Siegeswillen verbinden. Oft mit tödlichen Folgen für die Athleten. Doch auch die Überschreitungen von Grenzen gehören zum Konzept. Und die Strategie ging auf. Bald war Red Bull, das laut Werbung Flügel verleiht, weit über den Nischensport hinaus bekannt. Mateschitz passte sein Konzept an und weitete sein Sponsoring auf die publikumswirksamen Sportarten aus – wie die Formel 1.

Im Fußball lassen größere Erfolge auf sich warten. Red Bull Salzburg und die New York Red Bulls haben sportlich noch keine große Aufmerksamkeit erregt. Mit RB Leipzig ist ein deutscher Verein aus der vierten Spielklasse bis in die erste Bundesliga geklettert – Rangnick ist dort Projektleiter, mit einem Netzwerk in die anderen Abteilungen. In Ghana unterhält Red Bull eine Fußballschule, die Talente für den europäischen Markt ausbildet. Das Kleingeld für seine Aktivitäten erwirtschaftet Mateschitz über Red Bull. Das Unternehmen, an dem er mit 49 Prozent beteiligt ist, investiert vor allem in Eventmarketing und Sportsponsoring. Das Formel-1-Engagement soll 200 Millionen Euro verschlingen. Für die Operation Bundesliga der Leipziger Kicker stehen mehr als 100 Millionen Euro zur Verfügung.

Bis Mateschitz und seine thailändischen Geschäftspartner so viel Geld in die Hand nehmen konnten, war es ein langer Weg. Alles begann 1982 in einer Bar in Hongkong. Dort trank Mateschitz, so will es die Firmenlegende, einen exotischen, aber etwas süßen Energy-Drink namens „Krating Daeng“ („Roter Bulle“). Erst Ende der 1990er Jahre trat die Brause ihren Siegeszug rund um den Globus an. Jeden Tag werden 12,6 Millionen Getränkedosen abgefüllt.

Der Konzern mit Hauptsitz in Fuschl am See im Salzburger Flachgau ist rund um den Globus aktiv, der Umsatz beträgt 4,25 Milliarden Euro. Neben Getränken verdient das Unternehmen sein Geld mit Hotels und dem Sender „Servus TV“. Dem 68 Jahre alten Mateschitz hat der Erfolg ein Vermögen beschert. Er gilt mit mehr als drei Milliarden Euro als einer der reichsten Österreicher. Er ist auch so erfolgreich geworden, weil er sich nie zu lange an ein Spielzeug geklammert hat. Man wird sehen, wie das im Fußball aussieht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort