Aus in der Champions League Was sich beim FC Bayern ändern muss

München · In der Sturmspitze kann Trainer Pep Guardiola die Schwächen mit Veränderungen des Personals in der kommenden Saison abstellen. Das ist im Mittelfeld möglich, aber im Defensivbereich schon deutlich schwieriger.

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Die Köpfe hingen, die Enttäuschung saß tief, die Zuschauer hatten in Scharen die Flucht ergriffen. Münchens 0:4 im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals fällt beinahe in eine Kategorie mit den großen Bayern-Niederlagen. Die "Schmach von Fröttmaning" sitzt fast so tief wie die Finalniederlagen 1999 in der Verlängerung gegen Manchester United oder 2012 im "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea. Die Partie, vor allem die Deutlichkeit der Kräfteverhältnisse, zeigte, dass sich etwas ändern muss.

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Erstens - die Sofortmaßnahmen. Zweieinhalb Wochen haben die Münchner Zeit, Real aus dem Kopf zu kriegen und sich für das DFB-Pokal-Endspiel zu sammeln. Angenehm für die Münchner: Nach diesem bestürzenden Dienstagabend und der Heimspielniederlage neulich gegen den BVB haben sie nicht mehr die Favoritenrolle. Falls sich der Titelverteidiger sammelt, erlebt Berlin ein Duell auf Augenhöhe.

Zweitens - die taktische Ausrichtung. Pep Guardiolas Dogma des Ballbesitzes gilt weiterhin. Das betonte der Katalane, der den Münchnern in seiner bislang zehnmonatigen Amtszeit einen radikalen Wandel verpasst hat. Vielleicht ist es zu viel verlangt, eine Mannschaft so umzupolen, dass sie auch in Hochdrucksituationen die neue Philosophie nach so kurzer Zeit umsetzt. Guardiola und die Bayern brauchen eben noch ein Weilchen, um im Geiste eine Einheit zu werden.

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Drittens - der Mittelstürmer. In Mario Mandzukic, Claudio Pizarro, Thomas Müller und Mario Götze verfügen die Münchner über vier sehr gute Kandidaten für den Platz in der Spitze. Doch gegen Real setzte sich keiner von ihnen durch. Jetzt wird deutlich, warum die Bayern schon im vergangenen Sommer Robert Lewandowski mit aller Macht von den Dortmundern loseisen wollten. In zwei Monaten haben sie den Angreifer, der den hungrigen Torjäger und den intelligenten Mitspieler gleichermaßen verkörpert.

Viertens - das Mittelfeld. Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos waren als Defensivtandem im Mittelfeld gegen Madrids Überfälle unterlegen. Guardiola kreidete sich diesen Fehler in der Formation an. Eine Alternative findet sich im eigenen Kader. Der am Knie verletzte Thiago, der Wunschspieler des Trainers, wird zurückkehren und in der Problemzone für eine Qualitätssteigerung sorgen. Vielleicht wäre auf Sicht der im Aufbautraining befindliche Madrilene Sami Khedira der richtige Mann für die Bayern.

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Fünftens - die Innenverteidigung. Als Uli Hoeneß vor nicht allzu langer Zeit noch den Lautsprecher gab, klagte er darüber, dass der Weltmarkt keine hochkarätigen Innenverteidiger hergibt. Das ist immer noch so. Jerome Boateng und Dante zeigten zu viele Unsicherheiten. Ob Holger Badstuber nach schweren Verletzungen noch einmal Topniveau erreicht, muss bezweifelt werden. Die Münchner müssen den Markt weiter sondieren.

Sechstens - die Standardsituationen. Es tobt ein Expertenstreit darüber, ob es richtig ist, dass Guardiola nach Eckbällen und Freistößen Raum- statt Manndeckung praktizieren lässt. Klar ist aber, dass die Münchner den Spaniern zu viele Gelegenheiten durch Freistöße gaben. Borussia Mönchengladbach hat gegen Schalke hochmodernes Spiel praktiziert, als sie in Person von Roel Brouwers in der ganzen Partie nur ein Foul beging.

Siebtens - die Führungsfigur. Die Sprüche von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wirken schal, Matthias Sammer wird vornehmlich als Miesepeter wahrgenommen. Uli Hoeneß' Fähigkeiten, auf Schwachstellen in einer ganz eigenen Tonlage hinzuweisen, fehlen dem Klub. Doch einen Ersatzmann für den demnächst ins Gefängnis einrückenden Präsidenten gibt es auf dem Transfermarkt nicht.

(RP)
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