Champions League ab 20.45 Uhr live Pep Guardiola – smart und hart

Düsseldorf/München · Bayern Münchens Trainer Guardiola kennt nur ein Ziel: Erfolg. Spieler benutzt er wie Schachfiguren.

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Foto: dpa/Pedro Portal

Der russische Turner Waleri Wiktorowitsch Ljukin schenkte der Welt in den 1980er Jahren den dreifachen Salto. Pep Guardiola ist eher ein Sprachakrobat, er schenkte der Welt in den 2010ern das dreifache Adjektiv. Der Trainer des FC Bayern München hat nicht nur gute Stürmer zur Auswahl, er hat "top, top, top Stürmer". Und nicht selten findet er, dass seine Mannschaft "super, super, super" gespielt habe. Dazu blickt er aus braunen Augen so freundlich in die Gegenwart, dass ihn seine Zuhörer am liebsten adoptieren würden.

Er kann allerdings auch ganz anders. Wenn einer seiner Fußballer eine Leistung abliefert, die nicht unbedingt den "top, top, top" Ansprüchen des Fußballlehrers aus Katalonien entspricht, dann schaltet der smarte Herr auf eiskalte Härte. Wer seinen Job nicht macht, der ist schnell draußen.

Zuletzt durfte das der Brasilianer Dante erfahren, der in Hannover (3:1) nach einer halben Stunde ausgewechselt wurde. Wie ein geprügelter Hund schlich der Verteidiger vom Platz, Guardiola sah ihm nicht mal hinterher. Und es ist ziemlich sicher, dass der Abwehrspieler heute im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Schachtjor Donezk (20.45 Uhr/Live-Ticker) nicht zur ersten Wahl gehört. Daran ändert Guardiolas verkrampfte Charme-Offensive nach dem Hannover-Spiel nichts. Dante, sagte der Coach, sei "einer der besten Profis, die ich in meiner Karriere als Fußballspieler und Trainer getroffen habe. Er ist unglaublich überragend". Top, top, top hat er diesmal nicht gesagt. Trotzdem handelt es sich um einen weiteren akrobatischen Akt.

Er ist Teil der Selbstinszenierung des Trainers und gleichzeitig die Vorwärtsverteidigung gegen Kritiker, die ihm hartherzige Machtpolitik vorhalten könnten. Guardiola würde den Vorwurf charmant plaudernd an sich abperlen lassen wie Wasser von einer beschichteten Pfanne. Dennoch geht der Vorwurf nicht ins Leere. Für den Coach, der den großen FC Barcelona zur besten Phase seiner Geschichte führte, zählt nur eines: Erfolg. Weil sein eigener Erfolg nur über Siege seines Teams führt, sind ihm die handelnden Personen herzlich gleichgültig. Sie haben eine Funktion in Guardiolas ganz persönlichem Schachspiel. Und er trimmt sie mit individuell unterschiedlichen Methoden auf Leistung.

Manche streichelt er - Arjen Robben zum Beispiel. Der holländische Stürmer hat sich gerade in einem Interview mit der "Daily Mail" öffentlich für so viel Beistand bedankt. "Genieße den Fußball, genieße das Leben", habe ihm Guardiola mit auf den Weg gegeben. Das reicht für eine fast zwei Jahre andauernde Phase bester Form.

Andere versetzt er gegen deren Veranlagung auf dem Spielfeld in ganz andere Positionen oder in die erste Reihe am Spielfeldrand. Wie Robert Lewandowski, der ebenfalls mit einer gewissen Kälte seinem Broterwerb nachgeht und sich deshalb öffentlich nicht äußert. Wieder andere werden als große Spieler gepriesen, aber artfremd verwendet - wie Bastian Schweinsteiger.

Am Ende zählt allein das Resultat. Das ist beim netten Herrn Guardiola nicht anders als bei einem seiner Vorgänger, dem gar nicht netten Louis van Gaal. Der in Fragen des Umgangs knallharte Holländer, der seine außerordentliche Männlichkeit auch mit seltsamen Auftritten in der Kabine unterstrich, hat daraus freilich nie einen Hehl gemacht. Guardiola pflegt dagegen das Image des freundlichen Erneuerers, des nahbaren Fußball-Weisen. Er wirkt gerne so, als wolle er einfach nur mitspielen - wie der gute Kumpel von nebenan. Das ist aber nur Marketing. Er ist eben noch moderner als van Gaal.

(RP)
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