VfB-Trainer Magath nach ManU-Triumph fast zu Tränen gerührt Europa staunt über eiskalte "junge Wilde"

Stuttgart (rpo). Einfach eiskalt diese "jungen Wilden": Wie der VfB Stuttgart den großen Favoriten Manchester United entzauberte, sorgt europaweit für Aufsehen. Nach der "magischen Nacht" tauchte das Gottlieb-Daimler-Stadion kollektiv in einen Taumel der Gefühle.

CL: Stuttgart entzaubert ManU
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Foto: AP

Trainer Felix Magath war beinahe zu Tränen gerührt. Der unerwartete 2:1 (0:0)-Triumph in der Champions League gegen den englischen Meister Manchester United, einen der Anwärter auf den Endspielsieg in der "Königsklasse", ging dem Coach des Bundesliga-Tabellenführers sichtlich nahe.

"Wir haben beim VfB eine Spitzenmannschaft, auch wenn wir eigentlich noch viel zu jung für solche Erfolge sind. Wir haben gezeigt, dass wir vor niemandem Angst haben müssen. Wir haben uns das Leben durch die Niederlage bei den Rangers selbst schwer gemacht, jetzt haben wir wieder alle Chancen auf das Achtelfinale", sagte Deutschlands "Trainer des Jahres" nach dem Coup gegen den Champions-League-Sieger von 1999. Trotz der 1:2-Auftaktniederlage in Glasgow ist der Einzug in die Runde der letzten 16 vor dem Heimspiel gegen Panathinaikos Athen am 22. Oktober keine Utopie mehr.

Bayern in den Schatten gestellt

Auf der Pressekonferenz nach Spielende konnte sich Magath Seite an Seite mit seinem 19 Jahre alten Shootingstar Philipp Lahm über die schier unglaubliche Fortsetzung der Erfolgsstory der Schwaben nur noch wundern. Die Stuttgarter, die bei ihrem ersten Sieg in der "Königsklasse" sogar den deutschen Rekordmeister Bayern München (1:1 beim RSC Anderlecht) in den Schatten stellten, begeisterten vor 50.348 Zuschauern vor allem im zweiten Abschnitt durch attraktiven Offensivfußball.

"Wir haben unsere drei Punkte schon in Glasgow verloren, einen weiteren Ausrutscher durften wir uns nicht leisten. In der Halbzeit hat der Trainer gesagt, dass wir keine Angst haben brauchen und offensiv spielen sollen, und wir haben einfach genau hingehört", berichtete VfB-Mittelfeld-Ass Aliaksandr Hleb. Und Nationalstürmer Kevin Kuranyi ergänzte: "Egal wer kommt, wir haben vor niemandem Angst." Auch die Mega-Stars von "ManU" flößten den VfB-Youngstern keine Furcht ein.

Eiskalt nutzten sie die Unkonzentriertheiten der Gäste-Elf und öffneten so die Herzen der VfB-Anhänger, die einen so begeisternden Fußball-Abend nur selten zuvor erlebt hatten. Der 15-malige englische Titelträger war gedanklich noch in der Kabine, als Imre Szabicz (50.) und Kuranyi (52.) mit einem Doppelschlag innerhalb von 120 Sekunden für den K.o. der Gäste sorgten. Auch nach dem umstrittenen Foulelfmeter, der zu Manchesters 1:2-Anschlusstreffer durch Ruud van Nistelrroy führte (67.), behielten die Stuttgarter die Nerven und brachten den Sieg über die Zeit.

Für Torwart Timo Hildebrandt, in der Bundesliga seit 735 Minuten ohne Gegentreffer, war es wie für den Großteil seiner Teamkollegen der absolute Höhepunkt der noch jungen Karriere. "Wir hatten eine geile Stimmung im Stadion. Das war eine überragende Leistung der Mannschaft, jetzt müssen wir uns aber schnell auf das Spiel gegen Köln konzentrieren", kommentierte der Schlussmann.

Nicht zu lange im Erfolg sonnen

Auch der Rest der VfB-Elf, die sich nach Ende der packenden 90 Minuten noch ausgiebig von den enthusiastischen Anhängern feiern ließ, wollte sich nicht zu lange im Erfolg sonnen. Zwar strahlte beispielsweise der neue Jungstar Philipp Lahm neben Magath auf der Presskonferenz um die Wette, doch für die verdiente Sause nach dem überraschenden "Dreier" blieb auch ihm vor dem Heimspiel gegen das Bundesliga-Schlusslicht aus Köln am Samstag (15.30 Uhr) keine Zeit. "Ich gehe jetzt noch was Essen und dann nach Hause schlafen", sagte Lahm.

Weniger froh gestimmt war die Mannschaft von Old Trafford. "ManU"-Teammanager Sir Alex Ferguson war stinksauer darüber wie sich sein Starensemble zeitweise von den VfB-Nobodies vorführen ließ. "Wir waren so schlecht, Stuttgart hat verdient gewonnen. Wir haben Stuttgart nichts abverlangt. Der VfB wird aber in der Gruppenphase sicher noch stärker", sagte ""Fergie".

Vor allem die Starverteidiger Mikael Silvestre und Rio Ferdinand, der den Strafstoß durch eine rüde Attacke gegen Kuranyi verursachte, standen völlig neben sich. Aber auch van Nistelrooy, der gegen den VfB sein 31. Champions-League-Tor erzielte, sah gegen den Portugiesen Fernando Meira kaum einen Stich. "Wir haben in der zweiten Halbzeit furchtbar viele Fehler gemacht. Ich hatte nicht damit gerechnet, hier zu verlieren", meinte van Nistelrooy, der den VfB offenbar gehörig unterschätzt hatte.

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