"Spielmacher, der das Spiel nicht macht" Englische Presse kritisiert Mesut Özil scharf

London · Mesut Özil war beim 0:2 des FC Arsenal in Dortmund nur ein Schatten seiner selbst. Allmählich muss der Weltmeister um seinen Stammplatz zittern.

 "Träge und unbeweglich" — Mesut Özil steht im Zentrum der Kritik.

"Träge und unbeweglich" — Mesut Özil steht im Zentrum der Kritik.

Foto: dpa, hak

Immerhin: Die Schlagzeilen der englischen Gazetten bestimmte Mesut Özil nun schon zum wiederholten Male. Was der hoch veranlagte Fußball-Weltmeister des FC Arsenal am Mittwochmorgen aber über sich lesen musste, dürfte ihm erneut missfallen haben. "Özil ein Jäger? Sicher nicht!", schrieb die "Daily Mail" nach der blutleeren Vorstellung des 25-Jährigen und fragte folgerichtig: "Wer will einen Spielmacher, der das Spiel nicht macht?"

Özil befindet sich immer tiefer in einer Schaffenskrise — das 0:2 (0:1) zum Auftakt der Champions League am Dienstag bei Borussia Dortmund verdeutlichte dies in hohem Maße. Kaum ein Pass kam an, kaum eine Idee zündete und, mindestens genauso schlimm: Kaum einmal deutete die Körpersprache des schmächtigen Mittelfelspielers auf Besserung hin.

"Trägheit", analysierte die "Daily Mail" daher, hatte das Spiel des Deutschen bestimmt. Einen "unbeweglichen Start" sowie "schlaffe und ungenaue Zuspiele" erkannte der "Guardian", während der "Telegraph" Özil als einen "am Rande stehenden" Akteur bezeichnete und ihn in der Leistungsbewertung mit vier von zehn möglichen Punkten abstrafte. Die Breitseite der englischen Presse wohl schon vorahnend, verließ Özil den Dortmunder Fußball-Tempel wortlos und völlig frustriert.

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"Um fair zu bleiben — es lag nicht nur an Özil", schrieb die "Daily Mail" in ihrer Spielanalyse später. Das Blatt lag damit zwar goldrichtig und bestätigte die Einschätzung von Arsenals Teammanager Arsene Wenger, der meinte, "dass wir als Mannschaft nicht das geforderte Level erreicht haben." Auffallend aber ist, dass Özil immer häufiger selbst in einem schwachen Team zu den Schwächsten gehört und seine Klasse viel zu selten aufblitzt.

Dabei hatte er in jüngerer Vergangenheit noch von großen Zielen gesprochen. Er wolle "der beste Spieler der Welt" werden, hatte der gebürtige Gelsenkirchener vor der WM-Endrunde in Brasilien gesagt — bei der er übrigens auch hinter seinen Erwartungen zurückblieb. "Ich bin aber noch nicht so torgefährlich. Daran arbeite ich hart." Nun ja, zu sehen ist davon derzeit wenig.

Im April hat Özil sein bislang letztes Tor für die Gunners erzielt, auf fremdem Platz hat der Rekordeinkauf der Londoner (knapp 50 Millionen Euro) überhaupt noch nicht getroffen. Das könnte auch vorerst so bleiben, denn Özil muss mehr denn je um seinen Stammplatz zittern. In Dortmund wurde er nach nur 62 Spielminuten ausgewechselt, zudem brennt der Spanier Santi Cazorla als direkter Özil-Konkurrent auf Einsätze von Beginn an.

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Dem Deutschen droht damit ein ähnliches Schicksal wie seinem Nationalmannschafts-Kollegen Lukas Podolski ("Wir haben verdient verloren"). Auch der war mit hohen Erwartungen an die Themse gekommen, auch er überzeugte zu Beginn — mittlerweile aber ist Podolski bei Wenger außen vor und im Winter vielleicht schon bei einem anderen Verein.

Der 29 Jahre alte Podolski, der gegen Dortmund in der 77. Minute eingewechselt worden war, blieb bei seinem Kurzauftritt übrigens ebenfalls blass. Zu allem Überfluss hatte er vor seiner Einwechslung den rechten Schienbeinschützer nicht gefunden — Özil half aus und borgte ihm den Seinen. Immerhin.

(sid)
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