Titelverteidiger der Champions League Chelsea vor "Mission Impossible"

London · Der FC Chelsea ist der 13. Klub in der Geschichte der Champions League, der versucht, seinen Titel erfolgreich zu verteidigen. Dass dies den Londonern gelingen könnte, glauben die Wenigsten.

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Real Madrid, FC Barcelona, AC Mailand, Bayern München, Manchester United — an der "Mission Impossible" sind selbst die Größten gescheitert. Nicht von ungefähr entwickelt sich das Ziel, erstmals den Champions-League-Titel erfolgreich zu verteidigen, zum begehrtesten im europäischen Klub-Fußball. Heute Abend versucht es der FC Chelsea, als 13. Verein in der 21. Saison der Königsklasse — und gilt nicht zuletzt wegen einer merkwürdigen Transferpolitik als Außenseiter.

Selbst Teammanager Roberto Di Matteo flößt die Herausforderung vor dem Auftakt gegen den italienischen Rekordmeister Juventus Turin (20.45 Uhr) einen Heidenrespekt ein. "Ich weiß das und bin wenig überrascht, dass bislang kein Team den Pokal zweimal nacheinander gewonnen hat. Es ist halt ein ungeheuer schwieriger Wettbewerb", sagte der Italiener. Die "Extramotivation" der Teams, die gegen den Titelverteidiger spielen, "macht uns das Leben noch schwerer".

Vier Monate nach der magischen Nacht von München, in der Chelsea zum Albtraum des FC Bayern wurde, ist die Euphorie an der Stamford Bridge längst verflogen. Ausnahmestürmer Didier Drogba wurde nach China zu Shanghai Shenhua abgeschoben. Eine Entscheidung, über die die Fans der Blues nach Ende der Transferperiode noch intensiver den Kopf schüttelten als vorher.

Insgesamt 72 Millionen Euro für zwei Talente

Der Spanier Cesar Azpilicueta, der Brasilianer Oscar, der Belgier Eden Hazard, der Nigerianer Victor Moses und der Bremer Marko Marin wurden verpflichtet. Zumindest auf den ersten Blick scheint im Londoner Westen erstmals seit langem in puncto Transfers wieder Vernunft eingekehrt sein.

Auf den zweiten relativiert sich das schon wieder: Für die talentierten, aber unerfahrenen Mittelfeldspieler Eden Hazard und Oscar (beide 21) überwies man 40 Millionen Euro an den OSC Lille beziehungsweise 32 Millionen an Internacional Porto Alegre.

Der Kader scheint für die Herkulesaufgabe Titelverteidigung nicht gerüstet. Chelsea verfügt nach dem Abgang von Drogba in Fernando Torres und mit Abstrichen in Daniel Sturridge nur noch über zwei Stürmer von internationalem Format. Torres, sichtlich verärgert über seine Auswechslung beim 0:0 im Ligaspiel bei den Queens Park Rangers, sorgte schon vor dem Start der Königsklasse bereits für Unruhe.

Wie wenig abgestimmt das Team ist, bewies schon das ernüchternde 1:4 im Supercup gegen Atletico Madrid. Selbst die so gefürchtete und durch Di Matteo bis an die Schmerzgrenze kultivierte Defensive war gegen die Spanier um Torjäger Radamel Falcao schlichtweg überfordert.

Dieses Spiel und auch das folgende gegen QPR genügten, um die Blues auch nach drei Siegen zum Start der Premier League nachhaltig zu verunsichern. Die Begegnung mit Juventus, das trotz der Sperre gegen Trainer Antonio Conte wegen angeblicher Verstrickungen in den Manipulationsskandal mit drei Siegen in die Serie A gestartet ist, wird Chelsea möglicherweise bereits die Richtung weisen.

"Er will immer gewinnen"

Dass vor allem Milliardär Roman Abramowitsch zur Not im Winter noch einmal nachbessern wird, deutete Di Matteo bereits an: "Der Besitzer hat nie seinen Ehrgeiz verloren. Er will immer gewinnen. Solange er am Ruder ist, wird sich das nicht ändern."

Nach jetzigem Stand sind aber gleich mehrere Klubs in der Champions League einen Schritt voraus - auch beim Buchmacher bwin. Parallel zu den Blues spielen davon am Mittwoch neben den Bayern (beim FC Valencia) noch der FC Barcelona (gegen Spartak Moskau) und Manchester United (gegen Galatasaray Istanbul).

Barca, mit einer Quote von 3,5 der Topfavorit auf den Titel, will nach dem unglücklichen Halbfinal-Aus gegen Chelsea unter dem neuen Trainer Tito Vilanova die Verhältnisse wieder ins Lot bringen. ManUnited (Quote 8,0) und Teammanager Sir Alex Ferguson treibt der unbändige Ehrgeiz an, die Schmach aus der Vorsaison, das Aus in der Vorrunde, zu tilgen.

Auch Real Madrid (3,5), Manchester City (10,0) und der der FC Bayern (12,0) werden höher gehandelt als Chelsea (14,0). Sie alle wollen es dem Titelverteidiger zeigen - am besten im Finale am 25. Mai 2013, das wohlgemerkt in London stattfindet.

(sid)
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