Kritik an Organisation Chaos vor dem Champions-League-Finale schockiert Fans und Vereine

Paris · Der Einlass der Fans vor dem Champions-League-Finale am Stade de France wird zum Fiasko. Die Polizei setzt Tränengas ein und wird für ihren Einsatz kritisiert.

 Fans warten vor Polizisten und  Ordnern auf den Einlass.

Fans warten vor Polizisten und Ordnern auf den Einlass.

Foto: AP/Christophe Ena

Die Videos des französischen Sportreporters Bruno Constant dauern jeweils nur wenige Sekunden, doch sie zeigen das ganze Chaos vor dem Stade de France. Vor dem Anpfiff des Champions-League-Finales zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool am Samstagabend sind englische Fans zu sehen, die den meterhohen Zaun vor dem Stadion zu überwinden versuchen. Auf anderen Bildern sprühen französische Polizisten friedlichen Anhängern des FC Liverpool Tränengas ins Gesicht. „Knapp an einer Katastrophe vorbei geschrammt“, schreibt Constant zu dem Gedränge vor den Stadiongittern, das leicht zu einer Massenpanik hätte werden können.

Die verstörenden Bilder des Tränengaseinsatzes gegen Fußball-Fans beim Einlass-Chaos am Stade de France wirkten lange nach. Ein „katastrophales Bild von Frankreich“ sei vor dem Champions-League-Finale des FC Liverpool gegen Real Madrid am Samstag gezeichnet worden, schrieb die Zeitung „Le Figaro“. In einer vorläufigen Bilanz registrierte die Polizei rund um das Endspiel 238 Verletzte und 68 Festnahmen. In den Sozialen Medien tauchten etliche Fotos und Videos auf, die einen mindestens unverhältnismäßigen Einsatz der Ordnungskräfte am Stadion zeigten.

Die Europäische Fußball-Union Uefa erklärte das Chaos durch das hohe Aufkommen von Fans ohne gültige Tickets. Die Drehkreuze am Eingang von Liverpool seien blockiert gewesen, weil Tausende Anhänger, die gefälschte Tickets erworben hätten, diese nicht passieren konnten, teilte die Uefa am späten Samstagabend mit. Dadurch sei es zu Staus gekommen. Der Kontinentalverband äußerte Mitgefühl für diejenigen, die durch die Vorfälle betroffen gewesen seien und kündigte eine Aufarbeitung mit der französischen Polizei und dem französischen Verband an. 

Die französische Sportzeitung „L‘Équipe“ sah „ein absolutes Fiasko“. Es sei eine „Inkompetenz der französischen Organisatoren“ gewesen, die „dramatische Folgen hätte haben können, wenn die Liverpool-Fans nicht unendlich geduldig gewesen wären“. Polizisten der englischen Merseyside Police, die ebenfalls vor Ort waren, verteidigten die Fans, wie die BBC berichtete. Deren Verhalten an den Drehkreuzen sei „vorbildlich unter schockierenden Umständen“ gewesen und sie seien „zu 100 Prozent nicht zu spät gekommen“, betonten die Einsatzkräfte. Der FC Liverpool forderte die schnelle Aufarbeitung. „Wir sind sehr enttäuscht von den Problemen beim Stadion-Einlass und dem Zusammenbruch des Sicherheitsbereichs, dem Liverpool-Fans heute Abend im Stade de France ausgesetzt waren“, teilte der englische Klub noch während der Partie mit. „Wir fordern eine offizielle Untersuchung zu den Gründen dieser inakzeptablen Probleme.“

Zunächst war der Anpfiff um 15 Minuten und dann noch zwei weitere Male verzögert worden, schließlich ging es 36 Minuten später los als geplant. Zunächst hatten die Veranstalter auf der Anzeigetafel Sicherheitsgründe angegeben, danach hieß es, dass es am „verspäteten Eintreffen von Fans“ liege.

Augenzeugen berichteten allerdings, dass viele Fußballbegeisterte schon zweieinhalb Stunden vor Anpfiff am Stade de France eintrafen und zunehmend wütend auf Einlass warteten. Ein Augenzeuge sagte der Zeitung „Le Monde“, dass die Fans bereits am Ausgang des Bahnhofs falsch geleitet wurden. Danach habe es zusätzlich noch Probleme bei der Öffnung der Stadiontore gegeben. Als die Menge nach vorne drängte, wurde sie von der Polizei zurückgetrieben.

Real Madrid - FC Liverpool: Pressestimmen zum Champions-League-Finale
Infos

Die Pressestimmen zum Champions-League-Finale

Infos
Foto: AP/Manu Fernandez

Die Pariser Polizei twitterte am Abend auf französisch, englisch und spanisch, dass Fans nicht versuchen sollten, sich den Zugang zu erzwingen. Innenminister Gérald Darmanin schrieb auf Twitter: „Tausende von britischen „Fans“ haben sich ohne oder mit falschen Tickets den Eintritt erzwungen und manchmal die Ordnungskräfte angegriffen.“

Die Szenen werfen auch die Frage auf, ob Paris für die Austragung der Olympischen Spiele 2024 gerüstet ist. Am Samstag bestreikten mehrere Gewerkschaften die Linie der Vorortbahn RER, die zum Stade de France führt. Im Streikaufruf riefen die Organisatoren dazu auf, das Finale „stark zu beeinträchtigen“.

(lon/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort