Champions League und Europa League Finalturniere sorgen für Reform-Debatte

Frankfurt · Die spannenden Spiele bei den Finalturnieren sorgen dafür, dass über eine Europacup-Reform nachgedacht wird. Aus dem Corona-Notplan könnte ein Zukunftskonzept werden.

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„Bayern herrscht wieder in Europa“

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Foto: dpa/Julian Finney

Als Aleksander Ceferin den Henkelpott an Bayern-Kapitän Manuel Neuer überreichte, war die Diskussion über die zukünftige Vergabe der Königsklassen-Trophäe bereits in vollem Gange. Schließlich hatte der Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa) die Debatte über eine Europacup-Reform mit einer Kehrtwende binnen weniger Tagen selbst ausgelöst. War Ceferin beim Start in die Finalturniere der Champions League und der Europa League noch gegen eine Änderung der bisherigen Praxis, wurde er von den packenden Kämpfen um die Titel wohl eines Besseren belehrt.

Was als reiner Notfall-Plan infolge der Corona-Pandemie gedacht war, könnte schon bald zum neuen Format aufsteigen. Denn obwohl Ceferin vor zwei Wochen noch "keinen Platz im Kalender" für derartige K.o.-Turniere über knapp zwei Wochen hinweg an einem Standort gesehen hatte, will er nun doch im Herbst mit den entsprechenden Gremien des europäischen Verbandes über mögliche Modus-Änderungen beraten.

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Foto: dpa/Matthew Childs

Ceferin ist nicht entgangen, dass die beiden Turniere in Lissabon und Nordrhein-Westfalen den Flair einer Art "Mini-WM" verströmt haben. Die geballte Ansammlung der Topstars in den besten Klubmannschaften des Kontinents hat für ein Spektakel gesorgt, das die Uefa wohl selbst nicht erwartet hatte. Sollte die Pandemie überwunden werden und bei zukünftigen Austragungen Fans aus ganz Europa in die Finalorte strömen, hätte die Uefa ein jährliches Highlight zu bieten, welches von der Begeisterung an die EM-Endrunden heranreichen würde.

Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge von Bayern München hatte genau das schon vor den Turnieren prophezeit. "Der Modus wird wie eine Bombe einschlagen. Bei zwei Spielen setzt sich aus Erfahrung eigentlich immer die bessere Mannschaft durch, in einem Spiel ist alles möglich", hatte der Chef des deutschen Titelgewinners gesagt.

Rummenigge weiß natürlich, dass der bisherige Europacup-Verlauf mit Qualifikationen, Gruppenphasen sowie K.o.-Partien mit Hin- und Rückspielen bis 2024 festgeschrieben ist. Der Zeitrahmen bis dahin scheint allerdings genau richtig zu sein, um ein schlüssiges Konzept zu erarbeiten. Denn Auseinandersetzungen zwischen der Uefa, den Ligen und den Vereinen scheinen dabei programmiert zu sein - das hat der heftige Streit in der jüngsten Vergangenheit als Folge der Reformvorschläge vonseiten der Klubvereinigung ECA gezeigt.

Das wichtigste Thema bei den Zukunftsplänen, mit der die Uefa auch eine europäische Superliga der Topklubs verhindern möchte, werden wie gewohnt die Finanzen sein. So hatte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff vom Königsklassen-Halbfinalisten RB Leipzig das Finalformat zwar als "super" bezeichnet, gab aber gleichzeitig seine Bedenken hinsichtlich fehlender TV-Einnahmen wegen der geringeren Anzahl von Spielen zu Protokoll.

Für dieses "Problem" könnte die Uefa, die ab dem kommenden Jahr die Conference League als dritten Europapokal-Wettbewerb an den Start bringen will, aber sicher kreative Lösungen beim Spielplan finden. Auch ein "Final 4" statt ein "Final 8" wäre eine Möglichkeit, um ein Mini-Turnier über dann nur eine Woche im Kalender unterzubringen. Zudem scheint klar, dass das Turnierformat einen höheren Marktwert als die einzelnen K.o.-Partien hat - wodurch am Ende gleichbleibende Einnahmen trotz weniger Begegnungen stehen könnten.

Nicht unbedingt wohlwollend dürfte allerdings der Weltverband Fifa die Planungen verfolgen. Schließlich hat die Uefa die Turnier-Idee quasi vom Fifa-Konzept der neuen Klub-WM "abgekupfert". Die Fifa-Chefetage könnte Konkurrenz wittern und bereits bereuen, dass sie die neue Klub-WM zugunsten der ins kommende Jahr verlegten EM-Endrunde verschoben hat.

(sid/old)
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