CL-Achtelfinale gegen PSG Das Lachen ist zurück in Manchester

Manchester · In nur 53 Tagen hat Ole Gunnar Solskjaer aus einem kriselnden Manchester United eine intakte, offensivstarke Mannschaft geformt. Im Achtelfinale der Champions League messen sich Pogba, Rashford und Co. mit Paris Saint-Germain auf Augenhöhe.

Manchesters Interimscoach Ole Gunnar Solskjaer (l.) lacht auf der Pressekonferenz mit Spieler Anthony Martial vor dem Duell gegen Paris Saint-Germain.

Manchesters Interimscoach Ole Gunnar Solskjaer (l.) lacht auf der Pressekonferenz mit Spieler Anthony Martial vor dem Duell gegen Paris Saint-Germain.

Foto: dpa/Martin Rickett

Ein etwas eigenwilliges Motiv präsentierte die norwegische Tageszeitung „VG“ am Dienstag auf ihrem Titelblatt. Gleich 53 Mal druckte die Zeitung das Gesicht ihres Landsmanns Solskjaer auf die erste Seite. „53 Tage mit einem Lachen“, steht in fetten Buchstaben unter dem immer gleichen prägnanten Grinsen des „Killers mit dem Babyface“, wie der Norweger bereits zu seiner aktiven Zeit in Manchester gerufen wurde. Es ist ein Ausdruck der Begeisterung. Begeisterung über die Erfolgsgeschichte, die Solskjaer in nicht einmal zwei Monaten als Interimscoach bei Manchester United auf die Beine gestellt hat. Bei seinem ersten Auftritt als Trainer in der Champions League gegen den französischen Spitzenreiter soll dieser Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel angehängt werden.

Rückblick: Am 17. Dezember fand im französischen Nizza die Auslosung zum Achtelfinale der Champions-League statt. Der kriselnde Klub aus Manchester hatte einen Tag zuvor mit 1:3 in Liverpool verloren, lag in der Liga bereits elf Punkte hinter dem vierten Tabellenplatz, der zur erneuten Qualifikation für die Champions League berechtigt. Zu diesem Zeitpunkt galt Manchester United, als Gruppenzweiter hinter Juventus Turin in die K.o.-Phase eingezogen, sogar als ein eher dankbares Los. „Das wird eine harte Aufgabe“, dachte Solskjaer damals über Achtelfinalgegner Paris Saint-Germain, als er mit Sohn Noah die Auslosung seines Ex-Vereins von der heimischen Couch aus beobachtete.

Kurz nach der Auslosung überschlugen sich die Ereignisse in Manchester. Zunächst wurde Jose Mourinho entlassen, dann Solskjaer, eigentlich Trainer bei seinem Heimatklub Molde FK in Norwegen, als Interimscoach präsentiert. Fanliebling Solskjaer, der 364 Partien für den Verein bestritt und Manchester 1999 mit seinem Last-Minute-Tor gegen die Bayern zum Champions-League-Sieger schoss, weiß in seiner neuen Aufgabe schnell zu begeistern. Statt Defensivfußball und einer „Park the Bus“-Taktik, für die Mourinho wie kaum ein zweiter Trainer in der Weltspitze bekannt ist, steht der ehemalige Stürmer auch in seiner Rolle als Trainer für Offensivspektakel.

Zum Vergleich: Mit Mourinho erzielte und kassierte Manchester in dieser Saison jeweils 1,7 Tore pro Ligaspiel. Seit Solskjaers Übernahme sind es 2,6 eigene Treffer – bei lediglich 0,7 Gegentoren. Kluges Passspiel, mehr Eins-gegen-eins-Situationen, schnelle Gegenstöße und kreatives Aufbauspiel: Der Norweger hat dem Team bereits nach 53 Tagen seinen Stempel aufgedrückt. In zehn Ligaspielen unter Solskjaer holte United 28 Punkte, steht seit dem vergangenen Wochenende erstmalig auf dem vierten Tabellenplatz.

Solskjaer sorgt dafür, dass Stars wie Paul Pogba, Marcus Rashford oder Jesse Lingard wieder befreit aufspielen. Der Trainer- und Taktikwechsel wirkt vor allem für den französischen Superstar Pogba wie eine absolute Befreiung von den Ketten, die ihm durch das defensiv-taktische Korsett Mourinhos aufgezwängt wurden. Acht Tore und fünf Vorlagen steuerte der Rekordtransfer des englischen Rekordmeisters unter Solskjaer bislang bei. Zu Mourinho-Zeiten mehr als nur einmal symbolisch für die Krise bei United in der Kritik gestanden, blüht er seit dem Trainerwechsel wie Phoenix aus der Asche plötzlich auf und dirigiert mit seiner eleganten und anmutigen Spielweise die Geschickte im United-Mittelfeld.

Das wird auch im Achtelfinal-Hinspiel gegen Paris wieder vonnöten sein. Das Pariser Starensemble ist, wie eigentlich immer in den letzten Jahren, mit dem klaren Saisonziel angetreten, die Champions League zu gewinnen. Bislang ging es für das Team von Trainer Thomas Tuchel nie weiter als ins Viertelfinale des Wettbewerbs. Mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Superstar Neymar steht Tuchel vor dem Auswärtsspiel in Manchester vor der schweren Entscheidung, wer den Brasilianer in der Offensive ersetzen soll. Ausgerechnet jetzt, wo Manchester pünktlich zum Kracher in der Königsklasse wieder voll im Saft steht, fällt das offensive Herzstück der Franzosen aus. Auch Stürmer Edinson Cavani wird PSG nicht zur Verfügung stehen. Fest steht: Egal für welche personellen Alternativen sich Tuchel entscheidet, die Partie im Old Trafford wird, anders als zur Auslosung vermutet, ein Duell auf Augenhöhe.

(seka)
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