Klopp nach CL-Aus von Atletico genervt „Wenn ich all die Dinge sagen würde...“

Liverpool · Nach dem geplatzten Traum vom erneuten Triumph in der Champions League zeigte sich Jürgen Klopp als schlechter Verlierer - und zog über Gegner Atletico Madrid her.

Jürgen Klopp.

Jürgen Klopp.

Foto: AFP/PAUL ELLIS

Erst beschimpfte Jürgen Klopp die Fans als "f***ing idiots", dann stand er selbst blöd da. "Wenn ich all die Dinge aussprechen würde, die mir durch den Kopf gehen, würde ich aussehen wie der schlechteste Verlierer der Welt", sagte der Teammanager des FC Liverpool nach dem dramatischen Aus des Titelverteidigers im Achtelfinale der Champions League gegen Atletico Madrid, "also lasse ich es lieber."

Doch Klopp war nach dem bitteren 2:3 (1:0, 1:0) n.V. viel zu verärgert, um wirklich zu schweigen. Stattdessen schimpfte er über die destruktive Taktik seines Kollegen Diego Simeone. "Wie sie gespielt haben: Ich verstehe es nicht, ich verstehe es einfach nicht. Warum?", klagte er beleidigt: "Aber egal, der Gewinner hat recht."

Hat er? Klopp fand ganz offensichtlich: nein. Atletico sei "mit Weltklassespielern gespickt, hat sich aber entschieden zu spielen wie jemand, der um den Klassenerhalt kämpft", schimpfte er weiter: "Es fühlt sich nicht gerecht an. Sie könnten vernünftigen Fußball spielen, aber stehen tief und setzen auf Konter."

Das stimmte, dürfte Klopp aber kaum überrascht haben. Simeone hat Atletico mit seinem Underdog-Fußball in zwei Champions-League-Finals und zu zwei Triumphen in der Europa League geführt. "Wir spielen, um zu gewinnen, mit den Waffen, die wir haben", hielt er Klopps Kritik kühl entgegen: "Wir respektieren unsere Identität, die Charakteristika unserer Spieler und nutzen die Schwächen unserer Rivalen." Ätsch.

Georginio Wijnaldum (43.) und Roberto Firmino (94.) hatten die Reds nach dem 0:1 im Hinspiel vom Viertelfinale träumen lassen. Doch Marcos Llorente (97./105.+1) und Alvaro Morata (120.+1) trafen Klopp ins Herz. 34:10 Torschüsse, 47:5 Flanken, 71 Prozent Ballbesitz - alles nichts wert. "In den entscheidenden Momenten war alles gegen uns", sagte Klopp, der nach drei Endspielen mit Liverpool erstmals im Europacup das Finale verpasste.

Der Ärger ging für ihn schon vor dem Spiel los. Die Fans, die ihm ungeachtet der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus ihre Hände zum Abklatschen entgegenstreckten, als er aus dem Spielertunnel kam, wies er barsch zurück. Kundige Lippenleser wollen den Satz "Nehmt eure Hände weg, ihr verdammten Idioten" erkannt haben.

Danach spielte seine Mannschaft "90 Minuten, die ich geliebt habe" (Klopp). Einziger Makel: Die Chancenverwertung. "Barcelona hat Lionel Messi, der für sie den Unterschied macht. Wir haben Jan Oblak, den besten Torhüter der Welt", sagte Simeone. Auf der anderen Seite verschuldete Adrian per Fehlpass den Anschlusstreffer. "Er ist ein super Spieler, ich liebe den Kerl, aber das war die falsche Entscheidung", sagte Klopp.

"Was Liverpool am meisten schmerzen wird: Sie haben es verloren - nicht Atletico gewonnen", schrieb das Liverpool Echo treffend. Der Guardian meinte: "Klopp gehen die Wunder aus".

Dem 52-Jährigen bleibt immerhin noch die Premier League, die erste Meisterschaft seit 1990 könnte schon am kommenden Spieltag perfekt sein. Das Aus werde "keinerlei Einfluss" auf die Liga haben, betonte Klopp. Das Coronavirus möglicherweise schon. Ein möglicher Saison-Abbruch würde Klopp und die Reds sicher noch härter treffen.

(eh/sid)
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