Bayern - Real 1:2 Vidals Kopfball reicht den Bayern nicht

München · Der FC Bayern München hat das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid daheim 1:2 verloren. Die übriggebliebenen Hoffnungen des deutschen Rekordmeisters ruhen auf dem Rückspiel und Robert Lewandowski.

 Arturo Vidal traf zum 1:0, scheiterte aber vom Elfmeterpunkt.

Arturo Vidal traf zum 1:0, scheiterte aber vom Elfmeterpunkt.

Foto: dpa, nic

Es waren viele Lewandowskis gestern im Münchner Stadion, vor allem in den beiden Kurven. Schließlich ist das Trikot mit dem Namen des polnischen Nationalspielers ziemlich beliebt unter Bayern-Fans. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass besagter Stürmer, Vorname Robert, auf dem Rasen zum Besten in Europas Fußball gehört. Gestern konnte er das nicht zeigen. Die Schulterprellung aus der Bundesliga-Partie gegen Borussia Dortmund war wohl doch zu schwerwiegend. Im Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid war der beste Torschütze der Bundesliga nicht einmal im Aufgebot. Nicht gerade vorteilhaft für seine Mannschaft. Sie unterlag mit 1:2.

Lewandowski wurde im Angriffszentrum von Thomas Müller vertreten. Der bot die von ihm gewohnte hingebungsvolle Laufarbeit, aber er hat natürlich nicht die körperliche Präsenz des Polen. Außerdem wünschte man Thomas Müller an diesem Abend gelegentlich einen wie Thomas Müller in der zurückhängenden Stürmerposition als Unterstützung. Zwei von der Sorte haben allerdings nicht einmal die Bayern. So kam das Spiel der Münchner in der Mitte nicht so recht auf Touren. Thiago sollte aus der Mittelfeldzentrale mehr in die Offensive rücken, auf die Position der Zehn, wie das im Fußballsprech heißt. Mit dieser Rolle fremdelt er ein wenig.

Deshalb versuchten die Münchner, den prominenten Gegner schnell über die Außen auszuspielen. Das gelang nach Anlaufschwierigkeiten, die Madrid zu ersten guten Möglichkeiten nutzte. Zweimal stand der ehemalige Bayer Toni Kroos im Mittelpunkt. Zunächst wurde sein Schuss abgeblockt, dann landete seine chirurgisch präzise Flanke auf dem Kopf von Karim Benzema. Der Franzose brachte den Ball auch gefährlich aufs Tor, aber Manuel Neuer erledigte die Angelegenheit in Zusammenarbeit mit dem Dreieck aus Latte und Pfosten. Das 1:0 fiel dennoch auf der anderen Seite. Arturo Vidal wuchtete den Ball nach einem Eckstoß von Thiago mit dem Kopf ins Tor. Und er hätte auch allein für eine Vorentscheidung vor dem Wechsel sorgen können. Doch sein Kopfball nach sehenswerter Vorarbeit von Arjen Robben, der Kroos kurz vor der Grundlinie schwindlig spielte, flog über den Kasten von Keylor Navas. Bei einem umstrittenen Handelfmeter unmittelbar vor dem Wechsel drosch Vidal den Ball in den Abendhimmel wie einst der große Uli Hoeneß im EM-Finale 1976 in Belgrad.

Das eröffnete Real die Gelegenheit zum Comeback. Casemiro spielte den Ball dankbar in den Freiraum auf der linken Münchner Abwehrseite, Carvajal passte in die Mitte, und Ronaldo erledigte den Rest. Nicht eben das, was sich eine Heimmannschaft zum Auftakt der zweiten Hälfte wünscht. Selbst an den Über-Bayern gehen solche Rückschläge nicht spurlos vorüber. Der Aufbau wurde fehlerhafter, Real wirkte selbstsicherer. Und als sich Javi Martínez auch noch die Gelb-Rote Karte einhandelte, war das Halbfinale für die Gastgeber ganz weit weg. Trainer Carlo Ancelotti versuchte, trotz der Unterzahl noch einmal offensive Reize zu setzen. Er nahm den sichtlich entkräfteten Franck Ribéry vom Feld, Douglas Costa kam. Die Bayern betrieben allerdings ein gewagtes Spiel, weil sie Druck machen mussten und trotzdem nicht zu viele Kontergelegenheiten bieten durften. Real wiederum fühlte, dass es schon im Hinspiel die Entscheidung schaffen konnte und blieb gegen sonstige Gewohnheit sehr aktiv. Obwohl Neuer zahlreiche erstklassige Chancen vereitelte, schlug Ronaldo auch noch zum 2:1 für Madrid zu. Den Bayern bleibt nur eine Hoffnung: Im Rückspiel kann Lewandowski wieder dabei sein.

Bayern-Trainer Carlo Ancelotti analysierte: "In der ersten Halbzeit hatten wir das Spiel unter Kontrolle, es hat aber etwas an Effizienz gefehlt. Die Unterzahl machte es natürlich schwerer, trotzdem haben wir es noch ganz gut gemacht." Abschließend bemerkte der Italiener trotzig: "Wir leben noch." Dem wollte auch sein Gegenüber nicht widersprechen. Zinedine Zidane hielt nach der ersten Hälfte der Viertelfinalrunde fest: "Wir haben erstmal das Hinspiel gewonnen, aber das war noch nicht entscheidend. Wir haben noch ein Rückspiel und können da noch leiden. Es ist noch lange nicht vorbei."

(pet)
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