Europapokal-Prognose Diese Teams kommen weiter, diese Teams scheiden aus

Nyon/Düsseldorf · Bayern spielt mal wieder gegen Arsenal, das deutlich stärker ist als vor einem Jahr. Dortmund steht vor einer lösbaren Aufgabe. Fünf deutsche Teams sind noch im internationalen Geschäft vertreten. Doch wer schafft es in die nächste Runde?

Reaktionen zur Achtelfinal-Auslosung
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Foto: afp

Den Weg in die Kabine des Arsenal-Stadions in London kennen Bayern Münchens Fußballer inzwischen besser als die Zufahrtstraßen zur Arena in Leipzig. Das traditionelle Champions-League-Duell wird auch nächstes Jahr ausgetragen. Zum fünften Mal seit 2004 treffen die Teams in der Meisterklasse aufeinander. Das ergab die Auslosung des Achtelfinals in Nyon. Dieses Mal scheint die Aufgabe aber schwerer als in den vergangenen Jahren.

Die Gegner und die Chancen der deutschen Mannschaften in den Europapokal-Wettbewerben:

Bayern München - Arsenal. Es hätte schlimmer kommen können. Schließlich wäre auch der FC Barcelona möglich gewesen. Deshalb blicken die Ober-Bayern mit staatsmännischem Respekt und angemessenem Optimismus auf ihr Achtelfinale. "Das ist eine gute Mannschaft", sagt Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, "es werden zwei schwere Spiele." Das glaubt Trainer Carlo Ancelotti ebenfalls. Aber er sagt auch: "Ich bin zuversichtlich." Tatsächlich hat sich Arsenal mit den deutschen Nationalspielern Skhodran Mustafi und Mesut Özil in jüngerer Vergangenheit deutlich verbessert. Die Mannschaft ist stärker als jene, die vergangenes Jahr in der Gruppenphase zu Hause 2:0 gegen die Bayern gewann, das Rückspiel allerdings mit 1:5 verlor. Das liegt vor allen Dingen an Özil, der sich in der Form des Lebens befindet. Das Team versteht sein Spiel immer besser, die Bayern werden ordentlich zu tun haben, die Räume zu schließen. Dafür haben sie ausreichend qualifiziertes Personal, und sie sind auf den meisten Positionen besser besetzt als die Mannschaft aus London.

Unser Tipp: Bayern kommt weiter.

Benfica Lissabon - Borussia Dortmund. Auch die Dortmunder können mit ihrem Gegner sicher leben. In Portugals Fußball kennen sich Spieler und Scouts inzwischen ziemlich gut aus. Der BVB spielte schon gegen den FC Porto und Sporting Lissabon, und er hat sich davon überzeugen können, dass die Portugiesen längst wieder eine ernstzunehmende Rolle auf der großen europäischen Bühne spielen. Nach sehr starken Auftritten in der Gruppenphase gehen die Dortmunder jedoch mit breiter Brust in die Begegnungen mit dem Meister. "Benfica ist zurzeit die stärkste Mannschaft Portugals", erklärt der in allen Sachfragen kundige Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, "aber wir haben eine gute Chance, da zu bestehen." Er darf darauf setzen, dass der BVB über ein unvergleichliches Offensiv-Potenzial verfügt. Das kollektive Abwehrverhalten lässt allerdings häufig noch zu wünschen übrig. In der Winterpause wird Trainer Thomas Tuchel daran sicher mit der hinlänglich bekannten Hingabe arbeiten.

Unser Tipp: Dortmund kommt weiter.

Bayer Leverkusen - Atlético Madrid. Diese Begegnung gab es in der Spielzeit 2014/15 schon einmal. Damals setzte sich der Arbeiterklub aus Madrid im Elfmeterschießen durch. Daraus schließt Bayers Geschäftsführer Michael Schade: "Es ist eine große Herausforderung. Erstens ist Madrid immer eine schöne Stadt. Und zweitens haben wir ja noch eine Rechnung offen." Es ist freilich nicht unbedingt heraus, ob die Rechnung in Schades Sinn beglichen werden kann. Die Unterschiede zwischen den beiden Mannschaften sind doch beträchtlich. Leverkusen hat sich in dieser Saison zwar in einer nicht einfachen Champions-League-Gruppe durchgesetzt, in der Bundesliga ist die Elf aber nicht mehr als besseres Mittelmaß. Atlético hat sich dagegen mit seinem für jeden Gegner unangenehmen Fußball-Ansatz neben Barcelona und dem Stadtrivalen Real Madrid als dritte Kraft in Spanien etabliert. Und es hat in der Gruppenphase unter anderem den FC Bayern mal wieder nachhaltig geärgert. Die Münchner kamen im Hinspiel in Madrid weder mit der Härte noch mit dem Tempo von Atlético zurecht. Das sind die Trümpfe, die das Team von Trainer Diego Simeone auch gegen Leverkusens vergleichsweise zartbesaitete Mannschaft ausspielen will. Madrid wird dabei von Simeone tatkräftig unterstützt, der den Ruf des mit Abstand krawalligsten Trainers der Champions League geradezu genießt.

Unser Tipp: Leverkusen scheidet aus.

PAOK Saloniki - Schalke 04. Die Gelsenkirchener trafen vor drei Jahren schon einmal auf Saloniki. Damals ging es um die Qualifikation zur Champions League, diesmal ist es der kleinere Wettbewerb, die Europa League. Die Schalker Erinnerungen an die Treffen mit Saloniki sind nicht völlig ungetrübt. Ihre Mannschaft setzte sich sportlich zwar durch (1:1, 3:2), im Heimspiel aber stürmte eine Hundertschaft Polizei den Schalker Block, weil Gelsenkirchener Anhänger die gegnerischen Fans mit einer mazedonischen Flagge provoziert hatten. Von der in ganz Griechenland bewunderten Stimmung im Stadion von Saloniki konnten sich die Schalker kein eigenes Bild machen, weil die Ränge wegen einer Uefa-Strafe leer blieben. Diesmal wird es ungleich lauter zugehen. Das kann mächtig Eindruck machen, weil die Mannschaft von PAOK es versteht, den Schwung mitzunehmen, für den die Fans sorgen. Für Schalke wird folglich vor allem das Hinspiel in Thessaloniki zu einer Herausforderung. Einschüchtern lässt sich der Bundesligist nicht. "Ich freue mich, diesmal in einem vollbesetzten Stadion zu spielen", versichert Kapitän Benedikt Höwedes. Und sein Trainer Markus Weinzierl erwartet "stimmungsvolle Duelle. Das Stadion von PAOK ist als Hexenkessel bekannt. Dort wollen wir bestehen". Das ist dem Bundesligisten zuzutrauen. Die Schalker Mannschaft ist jedenfalls deutlich höher einzuschätzen als ihr Gegner.

Unser Tipp: Schalke kommt weiter.

Borussia Mönchengladbach - AC Florenz. Lars Stindl ist nicht nur Kapitän von Borussia Mönchengladbach, er kennt sich auch in touristischen Fragen bestens aus. "Florenz", sagt er, "ist eine starke Mannschaft, auf die wir uns aber trotzdem freuen. Auch für unsere Fans wird es eine tolle Reise." Die Gladbacher Anhänger können ihr italienisches Fotoalbum weiter führen. In den vergangenen vier Jahren waren sie schon zweimal im Land jenseits der Alpen zu Gast. Zu Siegen reichte es aber weder gegen Lazio Rom (3:3, 0:2) noch gegen Juventus Turin (1:1, 0:0). Das soll jetzt in der Europa League natürlich anders werden. Einen Favoriten in der Begegnung gibt es nicht. Der Gladbacher Vizepräsident Rainer Bonhof urteilt in der ihm so eigenen Gelassenheit: "Es ist ein Spiel, in dem die Chancen 50:50 stehen. Bei einer guten Vorstellung von uns ist es aber machbar." So richtig gute Leistungen der Borussia vom Niederrhein waren zuletzt eher selten. Der Gegner ist ebenfalls nicht in überragender Form, der Fünfte der vergangenen Saison liegt in der Serie A zurzeit nur im Mittelfeld.

Unser Tipp: Ausgang völlig offen.

(pet)
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