TV-Coup Amazon Prime steigt in Champions-League-Übertragung ein

Düsseldorf · Wichtige Partien der Champions League werden ab der Saison 2021/22 nur bei Amazon zu sehen sein. Das US-Unternehmen hat sich ein wertvolles Rechtepaket gesichert. Für die Fans könnte der Zugang zur Fußball-Königsklasse höchst kompliziert werden.

Champions League 2019/20: Dazn oder Sky - wo läuft was im TV oder Stream?
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Hier sehen Sie die Champions-League-Spiele mit deutscher Beteiligung

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Foto: AP/Daniel Cole

Den Fußball-Fans droht in der Champions League ein Abo-Chaos: Ab der Saison 2021/22 steigt Amazon in die Königsklasse des Fußballs ein. Das Topspiel des Dienstagabends wird ausschließlich beim Streamingdienst des US-Internetriesen zu sehen sein. Wer den Zuschlag für die weiteren Rechtepakete bekommt, ist noch offen. Aber gut eineinhalb Monate nach dem Coup der Telekom mit dem Kauf der EM-Rechte 2024 wird deutlich, dass es für die TV-Zuschauer immer unübersichtlicher wird.

„Wir freuen uns auf die UEFA Champions League, einen der prestigeträchtigsten Klub-Wettbewerbe der Welt“, sagte Alex Green, der Geschäftsführer von Prime Video Sport Europa, am Dienstag auf Anfrage und bestätigte einen Bericht des Medienmagazins „DWDL.de“. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) schien davon überrumpelt und verwies auf „ein laufendes Ausschreibungsverfahren“.

Details nannte Amazon noch nicht. Klar ist aber, dass der Internet-Gigant nichts verschenkt. In Deutschland ist Amazon bisher nur mit seinem Audioangebot für die Fußball-Bundesliga in Erscheinung getreten.

Die weiteren Kandidaten für die Übertragungen in Deutschland hielten sich am Dienstag bedeckt - sowohl die aktuellen Rechteinhaber Sky und Dazn als auch die Telekom und die Free-TV-Sender ARD, ZDF und RTL. Die Champions-League-Rechte gelten nach denen für die Bundesliga als die wertvollsten. Speziell für Sky und Dazn gelten sie als unverzichtbar.

Die Fans fragen sich nun: Wo laufen die anderen Dienstagsspiele? Wer zeigt die Partien am Mittwoch? Und wo gibt es Zusammenfassungen? Die verschiedenen Pakete dafür sind nach derzeitigem Stand noch nicht vergeben. Nach dem Verkauf des ersten Rechtepakets geht es nun in eine neue Bieterrunde - und in der der stehen vor allem die derzeitigen Rechteinhaber Sky und Dazn unter Druck.

Seit der Spielzeit 2018/19 und noch bis 2020/21 ist die Königsklasse ausschließlich bei dem Pay-TV-Sender Sky und dem ebenfalls kostenpflichtigen Streamingdienst Dazn zu sehen. Die Frist der Ausschreibung für die kommende Rechteperiode (2021/22 bis 2023/24) ist Anfang Dezember abgelaufen. Amazon gilt als Marktmacht und hatte zuletzt mit dem Kauf von Medienrechten für zwei Premier-League-Spieltage auf sich aufmerksam gemacht.

Die Uefa hatte den Prozess über die Agentur Team vermarkten lassen. In der Ausschreibung war nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch ein Paket enthalten, das nur das Finale enthält und nur von Free-TV-Anbietern ersteigert werden konnte. Ein Endspiel mit deutscher Beteiligung muss laut Rundfunkstaatsvertrag zwingend und immer im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein.

Das ZDF hatte bis 2018 sechs Jahre lang Champions-League-Spiele gezeigt, ehe die Partien durch den derzeit laufenden Vertrag hinter der Bezahlschranke verschwanden. Besonders groß war die Verärgerung vieler Fußball-Anhänger im Mai 2019, weil nicht einmal der Sieg von Jürgen Klopps FC Liverpool im Finale gegen Tottenham Hotspur im Free-TV zu sehen war. Das ZDF scheiterte mit dem Versuch, zumindest für das Finale eine Sub-Lizenz zu kaufen, am Veto von Dazn.

„Das ZDF hat sechs Jahre erfolgreich die Champions League übertragen, und wir sind zu vertretbaren Konditionen wieder daran interessiert, allen Zuschauern Spiele auf höchstem europäischen Niveau zu zeigen“, hatte Sportchef Thomas Fuhrmann zur Ausschreibung gesagt. Auch RTL hatte Interesse gezeigt.

Die Sender-Gruppe zeigt in der laufenden Rechteperiode bewegte Bilder aus der Europa League. Jeden Spieltag wird eine Partie übertragen - meistens bei Nitro. Der Streamingdienst Dazn zeigt für seine Abonnenten alle Partien des kleinen Europapokals. Ab 2021 kommt die erstmals ausgespielte Europa Conference League hinzu, für die ebenfalls die TV-Rechte ausgeschrieben waren.

Zumindest indirekt von Bedeutung ist die Vergabe der Medienrechte für die Königsklasse auch für die Bundesliga, bei der alle Beteiligten erneut mitbieten dürften. Die Deutsche Fußball Liga will die Rechte ab 2021 im kommenden Jahr vergeben. DFL-Chef Cristian Seifert hatte zuletzt in der „Welt am Sonntag“ angekündigt, ein Abo-Chaos für die Fans vermeiden zu wollen.

(rent/eh/dpa)
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