Borussia Mönchengladbach Borussia erkämpft sich einen Punkt in Turin
Turin · 4000 Fans der Mönchengladbacher Borussen waren in den italienischen Norden gereist, um sich das Champions-League-Spiel bei Juventus Turin anzusehen. Sie wollten dem Team von André Schubert helfen, die Null auf dem Punktekonto zu tilgen. Das gelang: Neben sicherlich netten Reise-Anekdoten brachten sie auch ein 0:0 mit aus dem Piemont.
Der eine Punkt, den Gladbach einsammelte, erhält die Chance, trotz der beiden Auftaktniederlagen vielleicht doch international zu überwintern. Die Borussen haben nun zwei Heimspiele am Stück, in zwei Wochen zuerst gegen "Juve", dann gegen Sevilla, bevor sie nach Manchester reisen.
"Dieser Punkt ist nicht gestohlen. Man muss bedenken, dass Juve letzte Saison noch im Finale stand. Unser Ziel ist es jetzt, in dieser Gruppe Dritter zu werden", sagte Kapitän Granit Xhaka im ZDF. Auch Sportdirektor Max Eberl meinte: "Ein Punkt in Turin, das ist nicht schlecht. Jetzt haben wir etwas in der Hand. Wir würden gerne in Europa überwintern."
Sami Khedira, der deutsche Weltmeister bei "Juve", hatte sich vor dem Treffen mit den Borussen sehr respektvoll über die Qualitäten der Gladbacher geäußert — aber auch klargestellt, dass er zuversichtlich sei, das Spiel zu gewinnen. Zu Beginn des Abends im Juventus-Stadion schien es, als wolle Khedira ganz allein die Borussen überrennen. Mit wehendem Haarschopf rannte er kreuz und quer über den Rasen, trieb den Ball, verteilte ihn, erkämpfte ihn. "Fit und tatendurstig" sei er, hatte er gesagt, und das, was er auf dem Rasen tat, war der Beleg dafür.
Angeführt von Khedira schob Juventus das Spiel weit nach vorn in die Hälfte der Mönchengladbacher. Der Ballbesitz war zwar recht ausgeglichen, doch die Abschluss-Bilanz sprach deutlich für die Italiener, wenn es auch meist Schüsse aus der Distanz waren. Doch es fehlte die Genauigkeit vor dem Tor und die zwingende Kombination. So brausten die Juve-Fans hinter Yann Sommer immer wieder auf, doch der Torjubel erstickte stets ebenso schnell. Borussia verteidigte beharrlich, auch Offensivkräfte wie Raffael und Ibrahima Traoré (sogar im Strafraum), die beide Paul Pogba den Ball vom Fuß spitzelten, halfen mit.
Gegen den extremen Anfangsdruck der "alten Dame" wehrte sich Borussia mit Erfolg und ohne Schaden zu nehmen. Danach war die Ausrichtung von Gladbachs Trainer André Schubert erkennbar: Das Spiel möglichst ruhig zu halten — und dann, wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, mit langen Bällen oder Kombinationen in den Rücken der Turiner Dreierkette kommen. Ab und an gelang das auch über die Flügel, aber letztlich nur in Ansätzen. Torgefahr produzierten die Gäste, die punkten mussten, um sich die realistische Chance auf mindestens den dritten Platz zu erhalten, nicht. Torwart-Legende Gianluigi Buffon war weitgehend ein unbeteiligter Beobachter. Dennoch: Das 0:0 zur Pause war ein erster Teilerfolg, und den hatten sich die defensiv gut organisierten Gladbacher verdient.
Dass die Borussen in Turin nicht das unter Schubert eingeführte Power-Pressing zelebrieren würden, war zu vermuten. Vielmehr ging es darum, die Ruhe zu wahren und auf die ein, zwei Momente zu warten, die sich bieten würden vor Buffons Tor, zu lauern. Die aber kamen nicht. Stattdessen übernahm Juventus immer mehr die Kontrolle und baute in der Schlussphase richtig Druck auf. Zahlreiche Eckstöße musste die Gladbacher Defensive abwehren. Und es gelang ihr nicht mehr häufig, den Ball mit sicheren Kombinationen aus der Gefahrenzone ins Mittelfeld zu bringen — geschweige denn vor den Kasten von Buffon. Häufig fehlte dem letzten Pass die Genauigkeit, und Turin konnte mit schnellen Angriffen antworten.