Borussia Dortmund in Madrid Reus wieder da — oder doch nicht?

Madrid/Dortmund · Der Dortmunder Offensivspieler geht eigentlich in guter Form ins Spiel bei Real Madrid. Nur eine Erkältung könnte seinen Einsatz verhindern.

 Marco Reus war trotz Erkältung beim Abschlusstraining dabei.

Marco Reus war trotz Erkältung beim Abschlusstraining dabei.

Foto: dpa, frg

Es ist kurz vor fünf am Samstag im Dortmunder Stadion, als Marco Reus den Fans des BVB einen dieser magischen Momente beschert. Er zaubert sich in einer fließenden Bewegung am Mönchengladbacher Abwehrspieler Andreas Christensen vorbei, zieht mit dem Ball durch den Strafraum parallel zum Tor. Viele rechnen mit einem Schuss, auch die verzweifelt herumgrätschenden Gladbacher. Aber Reus legt Pierre-Emerick Aubameyang die Kugel mit der Hacke auf. Der Kollege hat wenig Mühe, den 4:1-Endstand zu erzielen. Das Kunststück hebt auch jene Dortmunder Fans, die nicht auf der größten Stehplatz-Tribüne Europas stehen, unverzüglich von den Sitzen. Es ist der Höhepunkt einer starken Vorstellung des BVB. Und es ist das Signal: Reus ist wieder da.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Dortmunder Stürmer zurückmeldet im großen Fußball-Zirkus, zu dem er an seinen guten Tagen solche Kunststücke beiträgt. Er hat, weiß Gott, Erfahrung mit dem Comeback nach Verletzungen. Nun steht er wieder einmal für große Dortmunder Hoffnungen. Sein Trainer Thomas Tuchel sagt: "Ohne ihn können wir unsere Ziele nicht erreichen." Eines ist der Gruppensieg in der Champions League. Es kann heute erreicht werden, denn es gibt bei Real Madrid (20.45 Uhr/Live-Ticker) ein richtiges Endspiel um Platz eins. Den Dortmundern würde bereits ein Unentschieden reichen. "Der Gruppensieg wäre das Sahnehäubchen", erklärt Sportdirektor Michael Zorc.

Es geht nicht einmal so sehr um die vermeintlich bessere Auslosung für das Achtelfinale im kommenden Jahr. Das beteuert Trainer Tuchel jedenfalls. "Wer möchte die Hand dafür ins Feuer legen, dass der Gruppenzweite das einfachere Los ist?", fragt der Coach. Die Antwort auf die Frage muss er gar nicht erst geben. Gehört hat sie ohnehin jeder.

Wichtiger als die Position auf der Setzliste ist das Prestige in diesem Treffen. Dortmund, das ein Jahr auf seinen angestammten Platz im Wettbewerb der Großklubs verzichten musste, hat in der Gruppe überzeugende Leistungen geboten. Ein (Teil-)Erfolg in Madrid wäre ein weiteres Zeichen an die Konkurrenz.

Da kommt die Genesung von Marco Reus gerade recht. Denn Real bekommt nur dann Probleme, wenn es in der Defensive gefordert wird. Reus hat die Beweglichkeit, die dafür notwendig ist. Und er hat das große Talent, im Abschluss und in der Vorbereitung Lösungen finden zu können. Dass er richtig Spaß am Spiel hat, konnte er nicht nur gegen Mönchengladbach nachweisen. Er hat es auch in den Trainingswochen vor seiner Rückkehr in den Spielbetrieb unterstrichen. "Es ist eine Freude, ihn zu sehen", stellte Tuchel fest. Reus ist der eine wesentliche Bestandteil der Dortmunder Offensivbesetzung, Aubameyang der andere. In Dortmund gelten die beiden als das beste Duo seit Lothar Emmerich und Sigi Held in den 1960er Jahren. Englische Zeitungen nannten Held und "Emma" die "schrecklichen Zwillinge" - vor allem, weil sie im Europapokal gegen britische Teams viel Unheil anrichteten. Dabei sahen sie sich ebenso wenig zum Verwechseln ähnlich wie Reus und Aubameyang.

Wenn Reus allerdings ausnahmsweise mal längere Zeit gesund bleibt - vor dem Spiel in Madrid hat er sich erkältet -, werden auch sie gemeinsam noch reichlich Schrecken verbreiten. Nachfragen bitte an Andreas Christensen, Borussia Mönchengladbach.

(pet)
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