TV-Kritik Béla Réthy ist weit über den Zenit

Meinung · Wer sich den Luxus des Bezahlsenders Sky gönnt, war am Samstag klar im Vorteil. Der streitbare Marcel Reif ließ es sich nicht nehmen, seine Karriere als Kommentator auf der ganz großen Fußballbühne zu beenden.

 Marcel Reif und Béla Réthy (re.)

Marcel Reif und Béla Réthy (re.)

Foto: dpa

Wer auf Pay-TV verzichtet und dennoch das Champions-League-Finale verfolgen wollte, dem blieb nur eine Wahl: ZDF einschalten. Über den Kanal der Öffentlich-Rechtlichen erklärte Béla Réthy den Zuschauern, was sie da aus Mailand zu sehen bekamen. Und die Sicht des 59-Jährigen war kräftig verklärt.

Réthy ist vielen noch in Erinnerung mit seinem "Koubaaa"-Schrei im Moment des deutschen EM-Titelgewinns 1996. Es waren die guten Zeiten des Fußballfachmanns. Doch die liegen eine Weile zurück. Trinkspiele, bei denen die Teilnehmer jedes Mal einen Kurzen heben müssen, wenn der gebürtige Wiener den Namen eines ballführenden Spielers verwechselt, enden nicht selten am Rande von Alkoholvergiftungen.

Mag man ihm diese Schwäche noch verzeihen, war es beim Duell der Madrider Klubs vor allem die Menge falscher Darstellungen, die für Kopfschütteln auf der Couch sorgten. Trotz zig Wiederholungen in Superzeitlupe aus verschiedenen Winkeln schaffte es Réthy mehrfach nicht, Abseitsstellungen oder Foulspiele regelkonform einzuordnen. Sprechpausen innerhalb eines Satzes zogen sich für den Zuschauer ins Unerträgliche.

Höhepunkt war schließlich die Falschbehauptung, Atlético-Trainer Diego Simeone habe Tränen in den Augen, während der Argentinier erhobenen Hauptes seine Krawatte richtete. Nun ist es nicht so, dass Marcel Reif eine große Fangemeinde hinter sich versammelt hätte. Doch auch wenn die Meinung des starrsinnigen Kommentators polarisierte, war er fachlich bis zum Schluss auf der Höhe. Am Samstag hat der falsche Kommentator seine Karriere beendet.

(erer)
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