Kolumne: Die Woche im Sport Bayern hat mehr Franzosen als die Nationalmannschaft

Düsseldorf · "Ich würde nur sehr ungern die eine sehr gute Mannschaft, also die Bayern, gegen die andere sehr gute Mannschaft, also die Nationalmannschaft, aufwiegen."

Bundesliga 12/13: Sammers erster Arbeitstag bei den Bayern
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Bundesliga 12/13: Sammers erster Arbeitstag bei den Bayern

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Ist der FC Bayern München besser als die deutsche Nationalmannschaft? Diese bewegende Frage hat der Münchner Sportvorstand Matthias Sammer nach dem Champions-League-Auftritt gegen Juventus Turin auf die Tagesordnung gebracht — selbst wenn er versichert, dass die muntere Diskussion über das Thema nur einem Missverständnis entspringe. Er habe da gar nichts vergleichen wollen, versicherte er.

Gesagt hatte der Manager vorher: "Das, was uns ein bisschen kaputt gemacht hat beim Spiel gegen Italien (Halbfinale der EM, Anm. d. Red.), war in Spielzügen ja die gleiche Strategie von Juve — wir haben es besser verteidigt, inklusive Pirlo weggenommen."

Auch wenn diese grammatische Leistung nicht den Beifall jedes Studienrats finden wird, so geht sie doch durchaus als Vergleich durch. Der ebenfalls ("schon auch") bestens vorgebildete Bundestrainer Joachim Löw hat Sammers Wortgeklingel jedenfalls genau so verstanden. Er stellte fest: "Das EM-Halbfinale und ein Champions-League-Spiel kann man nicht vergleichen." Und er hat den weniger Eingeweihten gern verraten, dass Italien nicht Turin und Deutschland nicht Bayern München sei — "schon wegen der unterschiedlichen Besetzung". Wer hätte das ahnen können?

Sammer nicht, und vielleicht nicht einmal Robin Dutt, der Sammer im Amt des DFB-Sportdirektors folgte und der natürlich in der "tz" auch einen wesentlichen Beitrag zu dieser erschütternd bedeutsamen Diskussion leisten musste. "Ich würde nur sehr ungern die eine sehr gute Mannschaft, also die Bayern, gegen die andere sehr gute Mannschaft, also die Nationalmannschaft, aufwiegen", hat Dutt gesagt. Und: "Bayern und die deutsche Nationalmannschaft sind absolute Topmannschaften, die auf einem Niveau mit Barca, Real und der spanischen Nationalmannschaft sind. Das ist ein Niveau, auf dem am Ende immer die Tagesform entscheidet." Offen lässt der führende Denker im größten Einzelsportverband der Welt, worüber nun die Tagesform entscheidet. Über die Unvereinbarkeit von EM und Champions League? Über die Taktik von Bundestrainer Löw? Über die Spielzüge von Juventus? Über die Eingebungen von Sammer oder die unerbittlichen Gesetze des Fußballs?

Am Ende möglicherweise sogar über die Streitlust des unermüdlichen Debattierklubs führender Funktionäre? Viele Fragen, die dringend beantwortet werden müssen. Hoffentlich nächste Woche, wenn es die Tagesform erlaubt. Eine Antwort aber gibt es bereits heute gratis: Der FC Bayern hat mehr Franzosen als die deutsche Nationalmannschaft. Was Löw wohl dazu sagt? Wahrscheinlich: "Das kann man nicht vergleichen, schon wegen der unterschiedlichen Besetzung."

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP/seeg)
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