Bayer Leverkusen Leverkusen spielt viel zu unterwürfig

Leverkusen · Paris St. Germain ist beim 4:0-Erfolg in der BayArena auch deshalb eine Klasse besser, weil Bayer nicht zur richtigen Einstellung findet. Jetzt muss Trainer Sami Hyypiä handeln.

Der Frust bei Bayer saß nach der deutlichen Niederlage gegen Paris tief.

Der Frust bei Bayer saß nach der deutlichen Niederlage gegen Paris tief.

Foto: dpa, fg soe

Die einzig gute Nachricht beim 0:4 gegen Paris St. Germain, so unkten einige, habe für Bayer Leverkusen darin bestanden, dass die Partie nicht im Free-TV übertragen wurde. Anders als das 0:5 gegen Manchester United im November 2013. Anders als das 1:7 beim FC Barcelona im März 2012. Doch auch eine geringere Einschaltquote ändert nichts daran, dass Bayer Leverkusen zum wiederholten Male den Beweis angetreten hat, dass es für die großen Momente auf Europas Bühne nicht die passende Einstellung mitbringt.

Die Werkself beherrschte beim devoten Auftritt gegen das Pariser Starensemble wieder die zweifelhafte Kunst, in einem Spiel, in dem sie als Außenseiter eigentlich nichts zu verlieren hatte, trotzdem ihr Gesicht zu verlieren. "Uns hat die Einstellung gefehlt. Vielleicht sollte ich ein paar Psychologen holen", musste Trainer Sami Hyypiä nach 90 Minuten konstatieren, in denen seinen Profis aus jeder Pore die Angst zu fließen schien, dass dies ein schlimmer Abend werden könnte.

Es wurde ein schlimmer Abend, weil Bayer 04 vom Start weg in die Rolle des Untergebenen drängte. Es gab kein Zutrauen in eigene Qualitäten, keinen Mut, sich zu wehren gegen die übermächtige Qualität auf der Gegenseite, und es war auch keine Freude im Team zu verspüren, dass man Teil dieses Champions-League-Achtelfinals sein durfte. "Man hätte erwarten können, dass Bayer sich ein bisschen mehr wehrt", sagte Michael Ballack, bevor er sich nach Spielende in die Kabine seiner geschlagenen Ex-Kollegen aufmachte.

Nicht das Ergebnis von 0:4, sondern die Art und Weise des Zustandekommens machen es den Leverkusener Verantwortlichen nun unmöglich, an ihrer "Weiter-wie-bisher"-Marschroute festzuhalten.

Alarmglocken schrillen laut

Aussagen wie die von Stefan Reinartz lassen beim kriselnden Tabellenzweiten der Bundesliga alle Alarmglocken schrillen. "Ich habe irgendwie das Gefühl, dass so ein bisschen Zweikampfhärte in der Mannschaft verloren gegangen ist, auch die Schärfe im Passspiel. Es ist überall ein bisschen gebröckelt, und das hat sich jetzt auch in den Ergebnissen widergespiegelt", sagte der Mittelfeldspieler. Mannschaft und Trainer stehen unter Druck. Sie stehen in der Pflicht, dem Eindruck entgegenzutreten, den sie in den vergangenen Wochen vermittelt haben. Dem Eindruck, dass die Werkself sehenden Auges die Meriten einer famosen Hinrunde verspielt.

Binnen sieben Tagen verschlankte der Werksklub den Tanz auf drei Hochzeiten auf einen all zu langsamen Walzer in der Liga. Dort droht bei einer Niederlage am Samstag in Wolfsburg der Fall auf Rang vier. "Wir brauchen Samstag eine gute Einstellung, wir brauchen sie nächste Woche, wir brauchen sie in jedem Spiel, denn sonst wird es sehr eng", warnte Hyypiä.

Er selbst steht erstmals seit seiner Amtsübernahme im kritischen Fokus. Er muss Lösungen präsentieren, um den Negativtrend von sechs Niederlagen in den vergangenen acht Pflichtspielen zu stoppen. Sein glaubhaftes Mantra vom "harten Arbeiten" scheint die Spieler nicht mehr zu kitzeln. Für das Wolfsburg-Spiel deutete Hyypiä personelle Konsequenzen aus dem Offenbarungseid gegen Paris an. "Wir müssen wieder aufstehen. Wie ein Boxer, der zu Boden gegangen ist", sagte Hyypiä. Am Dienstagabend wirkte Bayer indes eher wie ein Boxer, der den Kampf schon im Liegen begann.

(RP)
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