Finale der Champions League Ancelotti und Simeone - Duell der Trainertypen

Lissabon/Düsseldorf · Elegant gegen schnörkellos. Königliche gegen Arbeiter. Ancelotti gegen Simeone. Das Champions-League-Finale zwischen Atletico Madrid und dem großen Stadt-Rivalen Real Madrid ( 20.45 Uhr/Live-Ticker) ist ein Duell voller Gegensätze.

 Carlo Ancelotti (l.) und Diego Simeone stehen sich im Finale der Champions League gegenüber.

Carlo Ancelotti (l.) und Diego Simeone stehen sich im Finale der Champions League gegenüber.

Foto: afp, js/tg/ql

Elegant gegen schnörkellos. Königliche gegen Arbeiter. Ancelotti gegen Simeone. Das Champions-League-Finale zwischen Atletico Madrid und dem großen Stadt-Rivalen Real Madrid (20.45 Uhr/Live-Ticker) ist ein Duell voller Gegensätze.

Reals Coach Carlo Ancelotti stammt aus Reggiolo, dem Herzen der italienischen Landwirtschaft. Simeone hingegen ist in der argentinischen Millionen-Metropole Buenos Aires geboren. Ancelotti gilt als Genießer - "Ich kann fressen wie ein Pferd, und wenn ich es tue, ist keiner glücklicher als ich" -, Simeone hingegen ist für seinen Fleiß und seine Akribie bekannt, mit der er schon als Spieler und jetzt als Trainer seinen Job ausfüllt. "Arbeit ist alles", hat er einmal gesagt. Das kommt gut an beim Arbeiterklub Atletico Madrid. Liebling der Fans ist der Argentinier mit dem Charme eines Mafioso ohnehin schon. Bei Real sind sie da verhaltener. Erst wenn Ancelotti "La Decima" - den zehnten Titel für Real in der Champions League - holt, dürfte er bei den Königlichen in den Legendenstatus aufsteigen.

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Nach dem strebte auch Jose Mourinho. Doch der exzentrische Portugiese verscherzte es sich mit Spielern und Funktionären und schaffte es nicht, die hohen Ansprüche zu erfüllen. Ancelotti gilt als Gegenentwurf zu seinem Vorgänger. Mit seiner ruhigen und charmanten Art, gepaart mit taktischer Finesse und einer Menge Erfahrung, hat er die Star-Truppe zu einer Einheit geformt. Viermal konnte er sich am Ende einer Saison Champions-League-Sieger nennen - je zweimal als Spieler und Trainer.

Angst, an der Sehnsucht Reals nach "La Decima" zu scheitern, hat er offenbar nicht. "Mein Hintern ist erdbebenresistent", sagte er in Anspielung auf den schwierigen Job beim spanischen Rekordmeister. In den vergangenen drei Jahren scheiterte Real im Halbfinale der Champions League. Dieses Mal tüftelte Ancelotti einen Plan aus, mit dem Real Bayern München überraschte. Er stellte seine Offensiv-Künstler tief in die eigene Hälfte, um dann mit schnellen Gegenstößen zu kontern. Tipps hatte er sich zuvor von seinem Lehrmeister und Taktik-Genie Arrigo Sacchi geholt.

Es hatte fast etwas vom Fußball, den Simeone bei Atletico spielen lässt. Mit dem Unterschied, dass es bei Real eine Ausnahme war, für den Erfolg auf die Dominanz zu verzichten. Atletico hingegen definiert sich über das Kontern. Das ist neu im ballverliebten spanischen Fußball, und das ist vor allem erfolgreich. Atletico holte kürzlich den Meistertitel. Barcelona und Real blieben die Plätze zwei und drei. "Ich habe lieber weniger den Ball und dafür mehr Torchancen", sagte Simeone zu seinem Erfolgsrezept. Weil er mit dieser unkonventionellen Spielweise die großen Teams aus Barcelona und den Stadtrivalen ärgert, nennen sie ihn den "Robin Hood des spanischen Fußballs".

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Ob Ancelotti oder Simeone - wer den Titel in Lissabon holt, macht sich unvergesslich. Da spielt es auch keine Rolle, welches Madrid für welchen Fußball steht, denn am Ende geht es wie immer nur um Aufwand und Ertrag, oder, wie es Ancelotti formuliert: "Der Bauer melkt die Kuh, macht aus der Milch den Käse, er muss ihn reifen lassen, dann versucht er ihn zu verkaufen, und erst am Ende wird er bezahlt für sein Arbeitsjahr."

(RP)
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