Ab der Saison 2021/22 Uefa schafft Auswärtstorregel ab

Nyon · Die Uefa hat die Auswärtstorregel in allen europäischen Wettbewerben abgeschafft. Das gab der Verband am Donnerstag bekannt. Die seit dem Jahr 1965 gültige Regel fällt bereits ab der kommenden Saison weg.

 Antonio Rüdiger vom FC Chelsea.

Antonio Rüdiger vom FC Chelsea.

Foto: AP/Manu Fernandez

Das Zittern vor dem Konter ist vorbei - Tore in der Fremde zählen nicht mehr "doppelt": Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hat die Auswärtstorregel im Europacup nach 56 Jahren als "Altlast" ausgemacht und postwendend entsorgt. Die seit 1965 gültige Gesetzmäßigkeit fällt bereits ab der kommenden Saison weg. Bei Torgleichheit nach dem Hin- und Rückspiel geht es künftig in die Verlängerung. Falls danach noch keine Entscheidung gefallen ist, folgt das Elfmeterschießen.

Diesen Beschluss fasste des Exekutivkomitee am Donnerstag. "Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass der Heimvorteil heute nicht mehr so wichtig ist wie früher", begründete Uefa-Präsident Aleksander Ceferin den Schritt: "Die Wirkung der Regel läuft mittlerweile ihrem ursprünglichen Zweck zuwider, da sie Heimteams - insbesondere in den Hinspielen - von der Offensive abhält, weil sie befürchten, ein Gegentor zu kassieren, das ihrem Gegner einen entscheidenden Vorteil verschaffen würde."

Laut der Regel war es bislang so, dass bei Torgleichheit nach Hin- und Rückspiel in der K.o.-Phase die Mannschaft weiterkommt, die mehr Treffer auswärts erzielt hat. Zur Anwendung kam der Modus in der Champions League und in der Europa League. Auch im deutschen Fußball wurde so die Relegation entschieden. Ob die Deutsche Fußball Liga (DFL) den Schritt der Uefa mitgeht, war zunächst offen.

In der Qualifikation zu Uefa-Turnieren wird die Regel ebenfalls abgeschafft, wenn zwei oder mehr Mannschaften in der Gruppenphase punktgleich sind. Sie bleibt allerdings bestehen, wenn weitergehend zusätzliche Kriterien ins Spiel kommen müssen, die auf alle Gruppenspiele angewendet werden. So soll eine maximale Anzahl von sportlichen Kriterien beibehalten werden.

"Die Frage der Abschaffung wurde in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Uefa-Sitzungen diskutiert", sagte Ceferin: "Obwohl es keine Einigkeit in den Ansichten gab, haben viele Trainer, Fans und andere Beteiligte ihre Fairness infrage gestellt - und sich für eine Abschaffung der Regel ausgesprochen."

Laut Ceferin wurden von vielen Seiten diverse "Ungerechtigkeiten" kritisiert: "Insbesondere wenn in der Verlängerung die Heimmannschaft mehr Tore erzielen muss, wenn die Gäste getroffen haben."

Deshalb hat das Exekutivkomitee um den deutschen Vertreter Rainer Koch nach Ansicht Ceferins die "richtige Entscheidung" getroffen - vor allem "angesichts der europaweit einheitlichen Spielstile und vieler verschiedener Faktoren, die zu einem Rückgang des Heimvorteils geführt haben".

Ceferin ist der Ansicht, dass "ein Auswärtstor nicht mehr Gewicht als ein zu Hause erzielter Treffer" haben sollte. Sami Khedira teilt diese Meinung. Laut des deutschen Weltmeisters von 2014 ist die Entscheidung "ein großer Schritt hin zu größerer Fairness und noch spannenderen Spielen".

Das wird sich allerdings erst zeigen. Vor allem wird es wohl noch mehr Elfmeterschießen geben.

(sid/old)
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