Erneute Änderung geplant / Ziel Reduzierung der Spiele Champions League wird reformiert

Paris (dpa). Das Champions-League-Modell 1999/2000 ist gescheitert und wird erneut reformiert. Das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) verständigte sich auf seiner Sitzung am Dienstag in Paris darauf, den Modus für die erst vor einem Jahr auf 32 Mannschaften und insgesamt 157 Spiele aufgestockte "Königsklasse" erneut zu überarbeiten. "Das Ziel ist eine Reduzierung der Spiele. Die offene Frage ist, wie wir das erreichen wollen", sagte UEFA-Vizepräsident Egidius Braun der dpa über die Reformbestrebungen für die Saison 2001/2002.

Spieler, Trainer, Fans und selbst das Gros der Vereinsfunktionäre sind sich in ihrer Bilanz weitgehend einig: Das Milliardenprojekt Champions League hat die Belastbarkeit vieler Profis und die Aufnahmefähigkeit der TV-Konsumenten in der vergangenen Saison über Gebühr strapaziert. "Man hat gesehen, dass sich die Spirale nicht endlos fortdrehen lässt", resümierte der 75 Jahre alte Braun. Kurz vor seiner "Pensionierung" als UEFA-Spitzenfunktionär, die beim Kongress am 30. Juni vollzogen werden soll, setzt er sich vehement für die Neugestaltung ein. Am liebsten würde Braun auch den Namen ändern, nachdem sich mit Real Madrid und FC Valencia zum zweiten Mal in Folge kein nationaler Meister für das Endspiel qualifizieren konnte: "Der Begriff Champions League ist verkehrt. Ich würde es Club-Championat nennen."

Die angestrebte Reduzierung ist nur durch eine Verringerung der Teilnehmerzahl oder eine Modusänderung machbar. Bayern Münchens Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge plädiert für 24 Teams, aufgeteilt in vier Sechsergruppen. Diese Variante stößt in der G14, dem Zusammenschluss der europäischen Großvereine, auf wenig Gegenliebe. Ohne den Konsens mit der G14, die mit der Drohung von der Abwanderung in eine private Europaliga die UEFA erst zur jetzigen Aufblähung bewogen hatte, lässt sich eine erneute Reform nicht umsetzen.

Wird Zwischenrunde abgeschafft?

Variante zwei ist die Abschaffung der Zwischenrunde, wie sie von zahlreichen Fußball-Fachleuten wie beispielsweise Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld gefordert wird. Noch frisch in Erinnerung sind die müden und bedeutungslosen Kicks vor knapp zwei Monaten, als sich der bereits ausgeschiedene Hertha BSC gegen den FC Porto mit 0:1 blamierte und der bereits für das Viertelfinale qualifizierte FC Bayern mit der zweiten Garnitur bei Dynamo Kiew verlor (0:2). Mit dem Streichen der Zwischenrunde zu Gunsten eines Achtelfinales würden 32 Spiele oder vier Spieltage eingespart.

In der kommenden Saison aber bleibt noch einmal alles beim Alten: Acht Vierergruppen in der Vorrunde, vier Vierergruppen in der Zwischenrunde, anschließend vom Viertelfinale an Wechsel ins K.o.- System. 17 Spiele stehen für die Finalisten auf dem Programm, über eine Milliarde Preisgeld liegt für die Teilnehmer bereit. Auch in Zukunft soll als oberstes Gebot gelten, dass alle nationalen Meister der UEFA-Mitgliedsverbände die Qualifikationsmöglichkeit zur Champions League haben und ebenfalls alle Verbände an der Preisgeldverteilung partizipieren. "Die Champions League ist für die UEFA wirtschaftlich ein voller Erfolg. Sie ist aber vor allem ein voller Erfolg, was die Solidarität angeht", betonte Braun.

Doch 32er Teilnehmerfeld schützt nicht davor, dass klangvolle Namen der Zugang verwehrt bleibt: Mit Ajax Amsterdam, FC Liverpool, FC Chelsea, AC Florenz, Borussia Dortmund, Olympique Marseille, Benfica Lissabon und dem Verlierer des Entscheidungsspiels zwischen Inter Mailand gegen AC Parma haben zahlreiche Europapokalsieger von einst die Qualifikationskriterien nicht erfüllt. 16 Teams sind auf Grund der UEFA-Länderwertung bereits für die Endrunde in der kommenden Saison gesetzt. Die restlichen 16 Mannschaften werden in einer Qualifikation ermittelt, wobei erneut 16 Teams für die dritte und entscheidende Qualifikationsrunde gesetzt sind.

Qualifikations-Modus für die Champions League 2000/2001:

Für die Endrunde gesetzt (16 Teams):

FC Bayern München, Bayer 04 Leverkusen, Lazio Rom, Juventus Turin, Deportivo La Coruna, FC Barcelona, AS Monaco, Paris St. Germain, PSV Eindhoven, SC Heerenveen, Manchester United, Arsenal London, Spartak Moskau, Sporting Lissabon, Olympiakos Piräus (oder Panathinaikos Athen), Titelverteidiger (Real Madrid oder FC Valencia) (Hinzu kommen die Sieger der 3. Qualifikationsrunde)

Für die 3. Qualifikationsrunde gesetzt (17 Teams):

Hamburger SV, 1860 München, AC Mailand, Inter Mailand (oder AC Parma), FC Valencia (oder Real Saragossa), Olympique Lyon, Feyenoord Rotterdam, Leeds United, Lokomotive Moskau, Panathinaikos Athen (oder Olympiakos Piräus), FC Porto, Sparta Prag, FC Tirol (oder Sturm Graz), Dinamo Zagreb, Galatasaray Istanbul, Dynamo Kiew, Meister Dänemarks

(RPO Archiv)
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