Nord-Süd-Konflikt im Internet Champions League: RTL ließ Fußball-Fans abstimmen

Hamburg (sid). Im Internet tobte der Nord-Süd-Konflikt - und der Hamburger SV hat ihn gewonnen. Zum Auftakt der Champions League am 12. September (20.45 Uhr) zeigt RTL live das Spiel des HSV gegen Juventus Turin. Die Partie von Bayern München beim schwedischen Meister Helsingborgs IF gibt es anschließend in einer Aufzeichnung.

Damit haben sich die HSV-Anhänger in der von RTL initiierten "größten Fan-Befragung aller Zeiten" durchgesetzt. Um Punkt zwölf am Dienstag endete die Abstimmung per Telefon und Internet. 62 Prozent entschieden sich für den Champions-League-Neuling aus dem Norden, 38 Prozent wollten die Bayern sehen. Mehr als eine viertel Million Internet-User nahmen an dem Votum teil.

Am Ende mögen die neutralen Zuschauer den Ausschlag gegeben haben, die sich für den größeren sportlichen Wert der Neuauflage des Europacup-Finals von 1983 entschieden haben und die die Superstars der Italiener wie Zinedine Zidane, Edgar Davids oder Alessandro Del Piero sehen wollten.

Erstaunlich eigentlich, dass RTL angesichts der sportlichen Konstellation am ersten Spieltag überhaupt zu der Fanabstimmung aufgerufen hat. Angesichts des Diktats der Einschaltquoten aber mochte offenbar niemand in der Redaktion einfach am deutschen Rekordmeister vorbeigehen. "Wir wissen, dass es sehr viele Fans des FC Bayern in Deutschland gibt", begründete RTL-Informationsdirektor Hans Mahr die "einmalige" Zuschauerbefragung.

Neuling HSV ist nach vierjähriger Abstinenz vom europäischen Parkett dagegen aus dem Bewusstsein der neutralen Fußball-Interessierten weitgehend verschwunden. Dafür war offenbar die Mobilisierung der HSV-Fans größer und organisierter als bei den Bayern. Auf der offiziellen Fanseite des Vereins im Internet wurden seit Beginn der Abstimmung am Samstag regelmäßige "Wasserstandsmeldungen" mit den aktuellen Prozentzahlen angegeben.

"Ich habe mich eine Stunde bei RTL eingeloggt und für den HSV gestimmt", berichtet ein Fan über seine Bemühungen. Andere haben genau den Zählrythmus durchschaut: "Zehn Minuten für den HSV gibt 0,1 Prozent". Wieder andere witterten Betrug: "Es wird sowieso Bayern. Damit verkauft RTL bestimmt mehr Werbung. Wie ist es sonst zu erklären, dass die Münchner in zwei Stunden drei Prozent aufholen?"

Rund 160.000 Fans hatten über das Wochenende bereits ihre Stimme abgegeben. Am Montagnachmittag hatte der HSV dabei einen Vorsprung von satten elf Prozent. Vielleicht hatten die Bayern einfach ihre Anhänger nicht wild genug gemacht. Kein Hinweis auf der Internetseite und während die Hamburg-Ausgabe der Bild-Zeitung in kapitalen Lettern die Telefonnummmer für den HSV druckte, war in der Münchner Ausgabe des Blattes davon nichts zu finden. Oder wollten die Bayern am Ende ihren dauer-TV-präsenten Verein gar nicht mehr sehen?

(RPO Archiv)
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