Deutsche Teams raus Miese Königsklassen-Bilanz muss Alarmsignal für die Liga sein

Meinung | Düsseldorf · Die Bundesliga bleibt den Nachweis internationaler Klasse schuldig. Alle drei deutschen Teams im Achtelfinale der Champions League scheitern an englischen Mannschaften. Welche Schlüsse kann man daraus ziehen?

 Die Champions-League-Trophäe in der Allanz-Arena. (Archiv)

Die Champions-League-Trophäe in der Allanz-Arena. (Archiv)

Foto: dpa/Tobias Hase

0:3, 0:1, 2:3, 0:7, 0:0, 1:3 – das sind die Ergebnisse der deutschen Mannschaften im Achtelfinale der Champions League. Man muss kein ausdrücklich zur Depression neigender Mensch sein, um diese Bilanz niederschmetternd zu finden. Ein mageres Unentschieden in den Begegnungen mit drei Teams aus der englischen Premier League und fünf zum Teil heftige Niederlagen stehen nach der ersten K.o-Runde des wichtigsten kontinentalen Wettbewerbs zu Buche. Das Viertelfinale findet zum ersten Mal seit 2006 ohne deutsche Beteiligung statt. Das ist ein Offenbarungseid.

Nicht einmal auf die Bayern ist mehr Verlass, die in den vergangenen 13 Jahren sechsmal das einzige deutsche Team in der Runde der letzten acht waren. Sie verabschiedeten sich nach einer für das Münchner Selbstverständnis ziemlich trüben Vorstellung mit einem 1:3 gegen den FC Liverpool.

Die Premier League zeigt der Bundesliga ihre Grenzen. Das könnte ein Schluss aus diesem Achtelfinale sein. Ein anderer: Geld schießt doch die entscheidenden Tore. Schließlich setzte die englische Liga bei der vorläufig letzten Erfassung der Wirtschaftszahlen 5,3 Milliarden Euro um, die deutsche Liga 2,8 Milliarden Euro. Das ist allerdings nicht die ganze Wahrheit, denn der Reichtum war in den zurückliegenden Jahren nie gleichbedeutend mit einer englischen Überlegenheit in der Meisterklasse des europäischen Fußballs. Und der Einzug des FC Porto oder der von Ajax Amsterdam ins Viertelfinale beweisen, dass es nicht nur auf ein dickes Bankkonto ankommt, wie es beispielsweise der FC Bayern mit seinem Jahresumsatz von fast 700 Millionen Euro hat.

Aber gerade dem Rekordmeister, der vom Vermögen und vom Anspruch das einzige deutsche Team mit zuverlässigen Ambitionen auf den Titel ist, läuft die Konkurrenz davon. 2013 in der Triple-Saison gewannen die Bayern die Champions League. Seitdem sind sie auf dem absteigenden Ast, auch wenn das in den Guardiola-Jahren mit regelmäßigen Halbfinalteilnahmen ein Jammern auf höherem Niveau ist. Und hinter den Bayern kommt seit Jahren kaum bemerkenswerte internationale Klasse. „Momentaufnahme“ rufen die Bundesliga-Klubs angesichts der herben Bilanz dieses Frühjahrs. Sie müssen sich aber fragen, wie es zu so einem Moment kommt.

Ein naheliegender Gedanke: Ausbildung und Wettbewerb in der Bundesliga bereiten die Spieler nicht mehr auf Herausforderungen auf gehobenem internationalen Niveau vor. Damit wird der Moment zum Alarmsignal.

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