Nach Schmähbannern und Spielunterbrechungen DFB sagt kurzfristig Fan-Diskussion im Sportstudio ab

Düsseldorf/Frankfurt · Das ZDF wollte am Samstagabend mit Vize-Präsident Rainer Koch und einem Fanvertreter über Kollektivstrafen, Spielabbrüche und Schmähbanner diskutieren. Doch daraus wurde nichts – der DFB sagte die Teilnahme kurzfristig ab.

 BVB-Fans zeigen Banner mit den Gesichtern von Rainer Koch (l-r), Christoph Schickhardt Dietmar Hopp, Fritz Keller und Karl-Heinz Rummenigge mit roter Clownsnase. Darunter ist ein Banner mit der Aufschrift „Die hässlichen Fratzen des Fußball!“.

BVB-Fans zeigen Banner mit den Gesichtern von Rainer Koch (l-r), Christoph Schickhardt Dietmar Hopp, Fritz Keller und Karl-Heinz Rummenigge mit roter Clownsnase. Darunter ist ein Banner mit der Aufschrift „Die hässlichen Fratzen des Fußball!“.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Noch vor etwa einer Woche war DFB-Präsident Fritz Keller im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF zu Gast. Im Gespräch mit Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein erklärte der 62-Jährige die Schmähungen gegen Hoffenheim-Mätze Dietmar zum „Tiefpunkt“. Außerdem stellte Keller fest, dass England oder die Niederlande in der Anti-Rassismus-Arbeit deshalb weiter seien als der DFB, weil „Rassismus dort schon länger ein Problem ist als bei uns“. Im Laufe der Woche hatte Keller dann mehrfach zum Dialog zwischen Fans und Verband aufgerufen.

Am Samstagabend nun wollte das ZDF die Diskussion fortsetzen – erneut mit einem hochrangigen Vertreter des Deutschen Fußball-Bunds, dieses Mal aber auch mit Fanbeteiligung. DFB-Vize Rainer Koch hatte zunächst ebenso zugesagt wie ein Fanvertreter. Es wäre also zum geforderten Dialog zwischen Fans und Veband gekommen.

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Doch am Freitag folgte dann die kurzfristige Absage von Verbandsseite. „Das aktuelle Sportstudio hat sich bemüht, eine Gesprächsrunde zusammenzustellen und wird das auch weiterhin versuchen“, erklärte eine Sprecherin des Senders auf Nachfrage unserer Redaktion und bestätigte: „Nach der Absage des DFB war das für die Sendung an diesem Samstag nicht möglich.“

Die Hintergründe über die Absage des DFB sind nicht näher bekannt. Eine Anfrage beim Verband blieb unbeantwortet.

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Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Stattdessen war am Samstagabend dann Werder Bremens Geschäftsführer Frank Baumann im ZDF zu Gast, auch er wurde von Moderator Jochen Breyer zur Streitfrage der Woche befragt und stellte dazu fest: „Bei Rassismus braucht es keinen Drei-Stufen-Plan, da müssen wir schneller handeln“, bei Kritik am Verband oder handelnden Personen „muss klar sein, dass das Stadion kein rechtsfreier Raum ist“. Spielabbrüche wegen Schmähbannern, wie sie zuletzt im Raum standen, halte er jedoch nicht für zielführend. Zu einer Diskussion mit Fans kam es jedoch auch an diesem Abend im Sportstudio nicht.

Dafür blieben die befürchteten Eskalationen in den Stadien am Freitag und Samstag aus. Stattdessen präsentierten nahezu alle Fankurven sachliche, teils ironische und sarkastische, stellenweise auch deutliche Kritik. Themen waren unter anderem erneut die Wiedereinführung von Kollektivstrafen gegen Fans durch den DFB, aber auch der mediale Aufschrei nach den Schmähbannern und den damit verbundenen Spielunterbrechungen in der jüngsten Vergangenheit.

„Sieg oder Hopp-Plakat“, zeigten beispielsweise die Fans des MSV Duisburg. „Der Präsident als Symbolfigur - Ein Verband im Keller“, hieß es in der Gladbacher Nordkurve. Die gegenüberstehenden BVB-Fans hielten Banner mit den Konterfeis von Bayern-Chef Kar-Heinz Rummenigge oder hoch, ergänzt um ein Zitat Rummenigges vom vergangenen Wochenende. Dieser hatte die Fanbanner als „die hässliche Fratze des Fußballs“ bezeichnet. Allenorts war jedoch auch zu lesen: „Fick dich, DFB!“

(cbo)
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