Präsident des FC Bayern München Wie lange hält sich Uli Hoeneß noch?

München · Der Präsident des FC Bayern München wirkt angegriffen. Die Ermittlungen gegen ihn werden sich hinziehen.

Der Aufsichtsrat des FC Bayern
11 Bilder

Der Aufsichtsrat des FC Bayern

11 Bilder

Am Fenster eines Hauses am Münchner Marienplatz hing ein rotes Transparent. "Ulli, wir brauchen Dich!" stand darauf. Darunter: "Deine große Bayern-Familie, besonders die Fans aus dem Ötztal." Die Anhänger des FC Bayern feierten ihren Präsidenten. Am vergangenen Sonntag, als sie den Triple-Gewinner willkommen hießen, ganz besonders. Ihr "Uli Hoeneß, du bist der beste Mann"-Gesang wechselte sich mit den "Jupp, Jupp, Jupp"-Rufen auf Trainer Heynckes ab.

Emotionale Achterbahnfahrt

Doch Hoeneß tat sich schwer damit, die Krönung seines Lebenswerks zu genießen. Lächeln und Feixen, ernster Blick, zusammengekniffene Lippen und gesenktes Haupt — der erste Mann des derzeit besten Fußballklubs der Welt schwankte in seinen Gefühlen hin und her.

Genau wie die Wahrnehmung seiner Person in der Öffentlichkeit schwankt. Auf der einen Seite ist da der Ex-Manager und heutige Präsident/Aufsichtsratsvorsitzende, der die Fußballfirma zu nie erreichten sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgen geführt und auch dafür gesorgt hat, dass die Bundesliga die profitabelste Fußballspielklasse der Welt ist. Auf der anderen Seite ist da der Mann, der seine Zinsgewinne in der Schweiz verheimlicht, sich selbst angezeigt und damit Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung ausgelöst hat. Wie lange die dauern, ist ungewiss. Die zuständige Staatsanwaltschaft München II will keine Angaben dazu machen.

Doch wie lange hält Hoeneß noch durch? Seine Aufsichtsratsmitglieder haben ihm vor den Finalspielen in einer turnusmäßigen Sitzung ja das Vertrauen ausgesprochen. "Im Interesse des FC Bayern, der sich voll und ganz auf das Erreichen der weiteren sportlichen Ziele konzentrieren soll, hat der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG nach intensiver Diskussion einvernehmlich entschieden, dass Uli Hoeneß das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden weiter ausüben soll", teilte der Klub am 6. Mai mit.

Wenn die Manager aus bedeutenden Wirtschaftsunternehmen wie VW, Telekom oder Adidas Hoeneß damit nur Aufschub hätten erteilen wollen, damit er in Wembley und Berlin noch den Lohn für seine Jahrzehnte andauernde Arbeit ernten konnte, dann wäre in dieser Woche der Zeitpunkt für einen Rücktritt gekommen. Jupp Heynckes konnte er ja den Vortritt lassen, damit der bei seiner Rücktrittspressekonferenz noch einmal im Mittelpunkt stehen konnte.

Körperlich angegriffen

Gerade bei dieser viel beachteten Veranstaltung in der Arena, bei der Heynckes immer wieder betonte, wie wichtig ihm Hoeneß sei und wie tief die Freundschaft gehe, wirkte der Präsident körperlich angegriffen. Er steht unter höchstem Druck und wähnt sich vielleicht in Gefahr.

Ein Unbekannter soll ihm im vergangenen Monat eine Morddrohung geschickt haben. Hoeneß sei "allerorten zum Abschuss freigegeben", habe der Unbekannte geschrieben. Auf dem Schreiben befänden sich laut "Süddeutscher Zeitung" zwei gekreuzte Patronen mit dem Zusatz "Hoeneß, diese Patronen sind für Dich bestimmt".

Ein neues Detail gelangte gestern an die Öffentlichkeit. Ein Münchner Steuerfahnder soll dem Präsidenten des FC Bayern bei dessen Selbstanzeige Mitte Januar geholfen haben. Demnach soll es sich um einen ehemaligen Sachgebietsleiter der Steuerfahndung München gehandelt haben, der mit Hoeneß bekannt sei. Der Fahnder sei nicht mehr regulär aktiv im Dienst gewesen, aber in Altersteilzeit und damit nicht pensioniert. Neben dem Steuerfahnder hätten ein Steuerberater und ein Steueranwalt an der Selbstanzeige mitgewirkt.

Es müssen turbulente Stunden gewesen sein zwischen Hoeneß' Besuch am 15. Januar bei der Kanzlerin in Berlin und der Selbstanzeige am frühen Morgen des 17. Januar in der Bußgeld- und Strafsachenstelle in Rosenheim. Die Nachricht von Recherchen des Magazins "Stern" zu Konten bei der Schweizer Bank Vontobel, wo Hoeneß' Geld lag, drängten den Bayern-Präsidenten offenbar zu großer Eile. Es heißt, deshalb seien ihm und seinen Beratern bei der Selbstanzeige handwerkliche Fehler unterlaufen. Die Bewegungen auf seinem Schweizer Konto seien nicht so detailliert, wie es erforderlich ist, dokumentiert.

Noch schwebt auch eine weitere Drohung über Uli Hoeneß. In der Mitteilung des Klubs vom 6. Mai heißt es auch über seinen Fall: "Der Aufsichtsrat wird die Angelegenheit weiterhin beobachten und sich bei Vorliegen neuer Erkenntnisse mit dem Thema befassen."

(RP/can/das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort