Trainer-Ikone Lorant feiert Geburtstag Werner "Beinhart" — 65 und kein bisschen ruhiger
Estepona · Auch mit 65 kann sich "Löwen"-Legende Werner "Beinhart" Lorant vorstellen, noch mal als Trainer zu arbeiten. An der Außenlinie flippten nur wenige so aus wie er. Auch heute ist der Kultcoach keinesfalls altersmilde und kritisiert die neue Trainergeneration.
Wenn Werner Lorant sehen will, wie er früher gespielt hat, muss er sich keine alten Videos anschauen. Es genügt ein Blick nach Schalke. "Kevin-Prince Boateng ähnelt mir vielleicht. Aber eigentlich gibt es meine gute Spielweise heute gar nicht mehr — und so tätowiert war ich auch nicht", flachst der langjährige Trainer des TSV 1860 München. An diesem Donnerstag feiert die "Löwen"-Legende seinen 65. — "topfit", wie er selbst sagt. "Ein Spieler, der mich herausfordern will, der soll sich melden", tönt er. "Ich kann noch Zehnkilometerläufe machen, klar denken und essen."
Fußball ist Arbeit, kein Gerede"
"Und alle, die sagen, dass ich zu alt bin für Fußball, haben einen großen Denkfehler", poltert er. Wenn der Wahl-Spanier in seinem Feriendomizil in Estepona an der Costa del Sol die Bundesliga verfolgt, kann er über die neue Trainergeneration nur den Kopf schütteln. Er hält sich nach wie vor für einen Ausnahme-Coach. "Was ich sehe, das werden die nie lernen", wettert der gebürtige Nordrhein-Westfale. "Es reicht eben nicht samstagabends auf das Ergebnis zu schauen. Fußball ist Arbeit, kein Gerede."
Das Austeilen hat Lorant nicht verlernt. Die Kalauer, die sein oft cholerisches Temperament bescherte, sind legendär und in diversen Sprüchesammlungen verewigt. Aber es hagelte nicht nur Sprüche. Als Spieler errang er seinen Ruf als Werner "Beinhart" — und verteidigte ihn später im Trainerleben. Immer frei nach seinem Kampfmotto: "Bundesligaspiele sind keine russischen Wahlen, bei denen immer gewonnen wird." In den Unterleib von Nationalspieler Jupp Kapellmann griff er einst so stark, dass dieser ins Krankenhaus musste.
Die Grätschen und Quetscher muss heute keiner mehr fürchten, flotte Sprüche aber schon. Thomas Häßler war einst Profi unter Lorant und hat sich jetzt für einen Posten bei seinem alten Klub 1860 München ins Gespräch gebracht. "Der Thomas ist ein hervorragender Spieler gewesen, aber ist doch klar, dass er nun schauen muss, dass er einen Job kriegt — in seinem Alter", witzelt Lorant.
Selbst noch mal aushelfen? Nicht ausgeschlossen. Auch nach seinen neun Spieler- sowie 19 Trainerstationen will sich Lorant mit 65 noch nicht vollends aus dem Fußballgeschäft zurückziehen. "Irgendwann in der ersten, zweiten, dritten Liga den Sportdirektor geben oder Ähnliches", das würde ihn reizen. "Noch mal zeigen, was ich kann."
Ansonsten schmiedet Lorant für das kommende Lebensjahr keine großen Pläne, auch nicht für seinen Geburtstag: Ein bisschen feiern mit den Söhnen und der Lebensgefährtin — das war's. Seinen deutschen Wohnsitz in Waging am See hat er schon wieder in Richtung spanische Sonne verlassen. Vom kalten Winter wird er nicht viel mitbekommen, vom deutschen Fußball dagegen schon. "Ich gucke alles — montags, sonntags und meine Ex-Vereine sowieso. Eine Selbstverständlichkeit."
Und wenn Lorant sich "sonntagmorgens richtig Gaudi in die Bude" holen will, schaltet er Fußball-Talks ein. "Da sind ja mehr Journalisten als Fußballfachleute. Ich verstehe überhaupt gar nicht, warum die alle keine Bundesliga-Trainer sind. Da würden sie doch ein paar Mark mehr verdienen", grantelt er.