Nur noch wenig Hoffnung Werder taumelt Abstieg entgegen

Bremen · Bremen feierte einst unter Otto Rehhagel und Thomas Schaaf große Erfolge. Nun droht der zweite Abstieg der Vereinsgeschichte nach 1980. Im Fernduell mit Fortuna Düsseldorf kann sich Bremen nur mit Schützenhilfe maximal noch in die Relegation retten.

Nicht zum hinsehen: Bremens Cheftrainer Florian Kohlfeldt.

Nicht zum hinsehen: Bremens Cheftrainer Florian Kohlfeldt.

Foto: dpa/Arne Dedert

Florian Kohfeldt hat in dieser Saison erstaunliche Nehmer-Qualitäten bewiesen. So nennt man die Eigenschaft, wenn man Rückschläge wegsteckt und munzer weitermacht. Um Kohlfeldt ist es schon sehr früh in dieser Spielzeit düster geworden. Das haben viele gesehen. Nur Kohfeldt nicht. Der Trainer von Werder Bremen hat stattdessen immer wieder betont, dass er sich für den Besten für diese Aufgabe bei Werder Bremen hält. Seine direkten Vorgesetzten haben ihn dabei immer wieder unterstützt. Auch ein wenig aus dem Bremerschen Selbstverständnis heraus, anders sein zu wollen als der Rest der Branche. Man hat dabei allerdings verkannt, dass die Mechanismen einer Fußballmannschaft unabhängig vom Bundesland sind. In Bremen knirscht es schon seit einer ganzen Weile und nicht wenige behaupten, Kohfeldt ist Teil des Problems. Andere sagen sogar: er ist das Problem.

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Das Werder jedenfals ein Problem hat, ist an der Tabelle abzulsen. Und zwar nicht erst seit dem vergangenen Spieltag. „Ich bin sehr, sehr enttäuscht und brutal leer“, bekundet Kohfeldt nach dem 1:3 beim geretteten FSV Mainz 05. 40 Jahre nach dem ersten Absturz in die Zweitklassigkeit taumelt der einst ruhmreiche Klub von der Weser dem zweiten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entgegen. „Ich kann direkt nach dem Spiel keine Zuversicht verbreiten oder Dinge ansprechen, die mir Hoffnung machen.“

Um zumindest noch die Relegation zu erreichen, muss der Tabellenvorletzte im Saisonfinale gegen den 1. FC Köln am kommenden Samstag gewinnen und gleichzeitig auf die Schützenhilfe von Union Berlin gegen Fortuna Düsseldorf hoffen. Der Tabellen-16. geht mit zwei Punkten Vorsprung und der um vier Treffer besseren Tordifferenz in das Fernduell. „Wir werden mit allem Engagement in das letzte Spiel gehen, um doch noch das kleine Wunder zu schaffen“, verspricht Sportchef Frank Baumann.

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Gegen die Bremer spricht neben der Ausgangs- auch die Stimmungslage. Immer wieder haben sie in dieser Saison vereinzelte Hoffnungsschimmer erzeugt: das 1:0 in Düsseldorf zum Rückrunden-Start, das 1:0 in Freiburg oder das 5:1 in Paderborn vor einer Woche. Doch jeder zarte Aufschwung war auch sehr schnell wieder vorbei. Das 1:3 in Mainz stand in seiner ganzen Anfälligkeit und Harmlosigkeit beinahe stellvertretend für die gesamte verkorkste Saison.

Die Überzeugung, es doch noch schaffen zu können, strahlte nach diesem Spiel niemand mehr aus. „Wir stehen in der Tabelle genau an der Stelle, wo wir hingehören“, sagt der langjährige Werder-Manager Willi Lemke. Und forderte vor dem Köln-Spiel, diese Saison zu analysieren. „Jetzt ist die Zeit noch nicht gekommen, eine kritische Debatte zu führen. Aber diese Zeit wird kommen. Da sind alle Beteiligten eingeschlossen: der Aufsichtsrat, die Geschäftsführer, die Gremien des Vereins. Es muss aufgearbeitet werden“, sagt der 73-Jährige.

Vorher aber versuchen die Verantwortlichen einen kleinen Hauch von Zuversicht auszustrahlen. „Wir sind es allen im Verein schuldig, bis zum letzten Moment zu kämpfen“, sagt Kohfeldt. Seine Körpersprache passte jedoch eher zu dieser Aussage: „Jetzt ist es sehr schwer, den Klassenerhalt noch über die Relegation zu realisieren.“

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