Kolumne Gegenpressing Wenn's ernst wird, ist Olympia der Bundesliga lästig

Die Liga fördert Sportler anderer Sportarten auf dem Weg zu den Spielen. Sie tut sich aber arg schwer damit, ihre Fußballer zum Turnier nach Rio zu schicken.

 Hansi Flick soll zwischen den Vereinen, dem DFB und der DFL vermitteln.

Hansi Flick soll zwischen den Vereinen, dem DFB und der DFL vermitteln.

Foto: dpa, lus htf

Soll bloß keiner denken, dass sich das Milliarden-Business Fußball-Bundesliga nur um sich selbst dreht. Es guckt tatsächlich auch mal, was links und rechts der Kreidelinien los ist. Unter der dicken Überschrift "Gesellschaftliche Verantwortung" läuft das. Manche nennen es auch "Beruhigung des schlechten Gewissens", weil zu den Begleitumständen des Profifußballs nicht nur Jubel und Trubel und Heiterkeit, sondern auch Hauen und Stechen, Feuer und gefährliche Flammen auf den Tribünen zählen.

 RP-Redakteur Martin Beils.

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Foto: Phil Ninh

Die Stiftung der Bundesliga kümmert sich rege um das Thema Integration, sie widmet sich Kindern, Menschen mit Behinderung und sogar "Sportlern anderer Sportarten", wie sie auf ihrer Website mitteilt. Die Stiftung hat in sieben Jahren mit mehr als 1,5 Millionen Euro Talenten geholfen, die auf dem Weg zu den Olympischen Spielen sind. Das ist gemessen am Milliardenumsatz des Fußballs kein gigantischer Betrag, dennoch lobenswert.

Die Liebe zum olympischen Sport erkaltet bei den Managern aber rasch, wenn die Bundesliga vor der Frage steht, ob sie sündhaft teure Fußballspieler für ein Weilchen entbehren kann, weil Coubertin ruft. In den vergangenen Jahrzehnten musste sich der deutsche Vereinsfußball nie intensiv mit dieser Problematik auseinandersetzen, weil sich seit Seoul 1988 nie mehr ein DFB-Team der Männer für Olympia qualifizieren konnte. Das ist nun anders.

DFB, DFL und Vereine vollführen nun einen rechten Eiertanz rund um dieses heikle Thema. Ein, zwei Spieler pro Klub - mehr soll doch bitteschön keiner entsenden müssen. Wenn mehrere Nationen Bundesligaprofis berufen möchten, wird es ein kompliziertes Geschacher. DFB-Sportchef Hansi Flick ist als Moderator dieser konfliktträchtigen Angelegenheit nicht zu beneiden. Kurz gesagt: Olympia ist dem Profifußball lästig. Die Liga schlägt vor Begeisterung über sich selbst schon Purzelbäume, weil sie den Saisonstart um eine Woche und damit im Kalender hinter die Spiele von Rio de Janeiro gelegt hat.

Die beste Eishockeyliga der Welt, die NHL, lässt ihre Stars zu Olympia - zähneknirschend freilich. Die NBA-Basketballer sind seit Barcelona 1992 bei den Spielen. Der Fußball (männlich) aber pocht auf seine Sonderrolle und erlaubt Olympia nur ein mittelmäßig besetztes Juniorenturnier, um den Wert seiner WM nicht zu schmälern.

Doch es ist auch ganz gut, wenn sich im August mal 17 Tage nicht so viel um Zipperlein und Eitelkeiten unanständig bezahlter Fußballer dreht, sondern Wildwasserkanuten und Bogenschützen gebührend Platz auf der Bühne bekommen.

Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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