Weniger Polizei bei Fußball-Spielen Minister Jäger wertet Pilotprojekt als Erfolg

Düsseldorf · Für NRW-Innenminister Ralf Jäger hat sich das Pilotprojekt rund um reduzierte Polizeieinsätze bei Fußballspielen bewährt. Kritische Töne kommen dagegen von der Polizei-Gewerkschaft GdP.

 NRW-Innenminister Ralf Jäger hat eine positive Bilanz gezogen.

NRW-Innenminister Ralf Jäger hat eine positive Bilanz gezogen.

Foto: dpa, cas fdt mg

Einsatzkräfte und Steuerzahler entlastet, den friedlichen Fans mehr Freiräume geschaffen und dennoch die Sicherheit gewährleistet: Nach der ersten vierwöchigen Phase des Pilotprojekts um reduzierte Polizeieinsätze bei Fußballspielen haben NRW-Innenminister Ralf Jäger und Vertreter der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) ein durchweg positives Fazit gezogen. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) zeigten sich von den am Freitag in Düsseldorf vorgestellten Ergebnissen angetan. Doch längst nicht alle Beteiligten sind mit der Marschroute des Ministeriums einverstanden, bei vermeintlich risikoarmen Begegnungen das Polizeiaufgebot zu verringern.

Weniger Polizei beim Fußball: Ralf Jäger wertet Projekt als Erfolg
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"Bei den im Pilotprojekt erfassten Ligaspielen ist es uns gelungen, den Polizeieinsatz um rund 21 Prozent zu reduzieren", sagte Jäger am Freitag in Düsseldorf. Nach entsprechender Analyse der Lage hatte die Bereitschaftspolizei in den vergangenen vier Wochen bei einigen Spielen auf eine enge Begleitung der Fans auf dem Weg zum Stadion verzichtet. Auch die sichtbare Präsenz der Polizei war reduziert worden.

"Das vereinfacht den Einsatz für die Polizei und verringert auch das Konfliktpotenzial zwischen Fans und Polizisten", sagte Jäger, der das Konzept angesichts einer Mehrzahl an Spielen für unabdingbar hält.

Einsätze bei Risikospielen bleiben von dem Projekt unangetastet, darunter auch das Revierderby am Samstag (15.30 Uhr/Sky) zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund. "Es handelt sich um ein Hochbrisanzspiel und hat mit dem Versuch in NRW nichts zu tun", bestätigte Jürgen Karlisch, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Dortmund. Auch das von Krawallen überschattete rheinische Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach mit 93 Ingewahrsamnahmen und sechs verletzten Personen am vergangenen Sonntag war von den Maßnahmen ausgenommen.

Ein Lob sprach Jäger den "friedlichen Fans" aus, die "engagiert und verantwortungsbewusst mit ihren neuen Freiräumen umgehen." Dies sei ein sehr gutes Signal. Dieses ist offenbar auch beim DFB und der DFL angekommen.

"Das Projekt mit einer Reduzierung von Einsatzkräften bei Spielen ohne Konfliktpotenzial in den vergangenen Jahren hat nach unserer Einschätzung positive Reaktionen bei den Fans hervorgerufen", sagte der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große Lefert. Eine tiefgehende Analyse und Prüfung einer langfristigen Umsetzung sei lohnend.

In einer DFL-Stellungnahme hieß es: "Der Weg, bei Spielen mit voraussichtlich geringerem Konfliktpotenzial weniger Polizei einzusetzen, hat sich als vielversprechend erwiesen." Zuletzt hatte Liga-Präsident Reinhard Rauball von einer "Beruhigung der Fanszene" durch das Projekt gesprochen.

Ähnlich sieht es der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt: "Das Innenministerium liegt richtig, wenn es eine genaue Analyse von risikoreichen Spielbegegnungen vornimmt und bei bestimmten Partien zu dem Schluss kommt, weniger Polizisten einzusetzen, ohne dass es zu Lasten der Sicherheit geht." Es sei zwingend, allein um den Steuerzahler nicht weiter zu belasten, die Notbremse zu ziehen. Allein in der Saison 2012/13 seien bundesweit fast 1,8 Millionen Einsatzstunden von Polizeikräften aus Bund und Ländern angefallen, dies entspräche Ausgaben von fast 100 Millionen Euro im Jahr.

Nach Ansicht von Arnold Plickert von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) verfehlt die Idee jedoch ihr Ziel. "Das Konzept führt eben nicht zu dem was wir wollen, Verhinderung von Fußballgewalt", sagte Plickert bei WDR2. Ein Problem liege darin, dass eine Aufsichtsbehörde die Lagebeurteilung durchführe, die aber nur am Spielort stattfinden könne: "Innerhalb der vier Wochen mussten bei drei Spielen innerhalb von Nordrhein-Westfalen Verstärkungskräfte angefordert werden", sagte Plickert.

Jäger wollte diese Kritik nicht gelten lassen. Von den genannten Spielen sei nur das Spiel Borussia Dortmund gegen Bayern Leverkusen (23. August) Teil des Piloten gewesen, angesichts mehrerer Demonstrationen in Dortmund sei "ganz normales Kräftemanagement" betrieben worden.

(sid)
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