Kommentar zum Videobeweis Schiedsrichter als Kollateralschäden

Düsseldorf · Der Videobeweis in der Bundesliga erntet bereits am ersten Spieltag viel Spott und Hohn. Der große Verlierer sind die hilflos erscheinenden Schiedsrichter. Da hilft nur noch eine Portion Galgenhumor. Ein Kommentar.

 Schiedsrichter Benjamin Cortus überprüft eine Entscheidung mittels Videobeweis. (Archiv)

Schiedsrichter Benjamin Cortus überprüft eine Entscheidung mittels Videobeweis. (Archiv)

Foto: dpa/Deniz Calagan

Vielleicht liegen ja alle Kritiker falsch. Vielleicht hatte der Deutsche Fußball-Bund den Videoschiedsrichter gar nicht eingeführt, um den Fußball gerechter zu machen. Um klare Fehlentscheidungen zu reduzieren. Vielleicht war der Videobeweis einfach ein geniales Werkzeug der Verbandsoberen, um Fan-Lager zu verbinden. Und das ist wahrlich gelungen, denn sobald in den Stadien das technische Hilfsmittel zum Einsatz kommt, vereinigen sich selbst verhasste Anhängerschaften zur verbal artikulierten Abneigung gegen den DFB.

Das ist natürlich Galgenhumor, aber wenn ein Kommentar schon nach dem ersten Spieltag einer Saison Galgenhumor bemüht, muss einiges im Argen liegen. Und das ist eben der Videobeweis, der am Wochenende Spieler, Trainer und Fans so auf die Palme brachte, dass die sportliche Analyse der Spiele mal wieder keine andere Chance hatte, als in den Hintergrund zu treten. Die Art und Weise, wie der DFB den Videobeweis einsetzt, produziert – da können alle anderen Beteiligten noch so sehr jammern – unter dem Strich nur einen Verlierer: den Schiedsrichter im Stadion. Von dessen Autorität ist nicht mehr viel mehr übrig, seitdem der Kollege im Kölner Keller angefangen hat, seine Autorität stärken zu wollen. Der Unparteiische auf dem Platz ist für viele inzwischen zur Witzfigur degradiert, der entweder selbst falsch entscheidet oder falsch beraten wird. Der Bärendienst des Ganzen: Die Akzeptanz Tausender Amateurschiedsrichter dürfte so noch einmal sinken.

Eins ist in jedem Fall klar: Die Bundesliga-Schiedsrichter dürfen sich als Kollateralschaden der Arroganz fühlen, mit der der DFB in den vergangenen Wochen sein WM-Debakel erst anrichtete und seitdem aufräumt. Der Grindel-Verband steht in der öffentlichen Meinung für all das, was diese als Entfremdung des Fußballs von der Basis ausmacht. So kann sich jeder Beifalls sicher sein, der den Verband kritisiert – und was wäre da passender als das DFB-Prestigeobjekt Videobeweis?

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