Diskussionen über Bayern-Tor Videobeweis legt Ruckelstart hin

Düsseldorf · Beim ersten Einsatz des Video-Assistenten in Deutschland beim Supercup zwischen Borussia Dortmund und Bayern München lief noch längst nicht alles so, wie es sollte. Das lag auch an einer technischen Panne.

Videobeweis besteht den Twitter-Test nicht
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Foto: Screenshot Twitter / @ChristavoFring

Nach dem 1:1-Ausgleich für die Bayern durch Robert Lewandowski herrschte minutenlange Verwirrung. Wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in einer gemeinsamen Erklärung nach dem Spiel mitteilten, "lagen die kalibrierten Linien, die dem Video-Assistenten normalerweise bei Abseitsentscheidungen vorliegen und ihn unterstützen, aufgrund technischer Probleme in der ersten Halbzeit noch nicht vor". Video-Assistent Tobias Stieler musste ohne das technische Hilfsmittel auskommen und entscheiden, ob Vorlagengeber Joshua Kimmich im Abseits stand oder nicht.

Die Zuschauer bekamen nicht wie sonst üblich zahlreiche Zeitlupen der Entstehung des Tores zu sehen. Der Sender verzichtete darauf, eine virtuelle Linie zu ziehen. "Wir hätten auch eine eigene Linie ziehen können, aber das wäre nicht das Bild, das dem VA zur Verfügung stand. Fanden wir nicht zielführend", twittere ZDF Sport. Wer das Spiel bei Eurosport guckte, bekam dagegen eine virtuelle Linie.

Zur Folge hatte die fehlende Transparenz, dass im Netz die Entscheidung des Video-Assistenten massiv angezweifelt wurde. Es kursiersten diverse Screenshot mit virtuellen Abseitslinien. Mal stand Kimmich im Abseits, mal nicht. Auch ZDF-Kommentator Martin Schneider hegte lange Zweifel an der Richtigkeit — zu Unrecht, wie mittlerweile durch die Fernsehbilder aufgelöst wurde. Kimmich stand nicht im Abseits.

Diskussionen reißen nicht ab

"Nach Studium aller zur Verfügung stehenden Kamerapositionen, inklusive Standbilder, hat Video-Assistent Tobias Stieler entschieden, dass vor dem Münchner 1:1 keine Abseitsstellung vorlag, und es somit richtigerweise keinen Anlass für sein Einschreiten gab", hieß es in der offiziellen Mitteilung von DFB und DFL.

Der deutsche Rekordmeister gewann am Ende 7:6 nach Elfmeterschießen und tankte zwei Wochen vor dem Saisonstart wieder Selbstvertrauen. Nach 90 Minuten hatte es 2:2 (1:1) gestanden.

Bis zum Bundesligastart am 18. August sollen die technischen Probleme behoben sein. "Besser es passiert heute und nicht in zwei Wochen zum Bundesligastart", sagte Michael Novak von der DFL.

An den Video-Assistenten müssen sich alle Beteiligten aber noch gewöhnen. Beim Münchner Ausgleich zum 2:2 durch ein Eigentor von BVB-Torhüter Roman Bürki ließ Zwayer die Szene erneut überprüfen, ehe er auf Tor entschied. "Man kann sich dann nicht direkt freuen. Man muss abwarten, was der Schiedsrichter sagt", beschrieb Nationalspieler Sebastian Rudy die Situation.

Trainer begrüßen Videobeweis

Die Trainer Carlo Ancelotti und Peter Bosz begrüßten unterdessen die Einführung des Systems, das beim Confed Cup in Russland noch für viele Unklarheiten und einige Diskussionen gesorgt hatte. "Der Videobeweis ist eine gute Regel für den Fußball. Es benötigt sicher noch etwas Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat", sagte Ancelotti. Sein BVB-Kollege Bosz lag mit dem Italiener auf einer Linie. Es sei gut, wenn das Spiel so ehrlich wie möglich verlaufe. Er habe nicht das Gefühl gehabt, dass die Entscheidungen sehr lange gedauert hätten, so Bosz.

Der Videobeweis wird künftig bei allen Bundesligaspielen eingesetzt. Bei strittigen Situationen darf der Assistent eingreifen. Dies gilt allerdings nur für vier konkrete Auslösemomente: Torerzielung, Strafraumsituation, Platzverweis und Spielerverwechslung.

Klar scheint aber jetzt schon zu sein: Auch durch den Videobeweis werden die Diskussionen um Schiedsrichterentscheidungen nicht abreißen. Der Schiri-Blog "Collinas Erben" twitterte nach dem Spiel: "Das wird eine sehr anstrengende Saison."

(areh)
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