„Eine Blamage für den Fußball-Standort“ Verantwortliche von Werder und Wolfsburg kritisieren Polizei scharf

Update | Wolfsburg · Polizei-Kontrollen vor dem Auswärtsspiel in Wolfsburg verärgern Fans von Werder Bremen - einige Ultras entscheiden sich für die Rückreise in die Hansestadt. Die Verantwortlichen reagieren empört, der Werder-Präsident wünscht sich politische Korrekturen.

 Anhänger von Werder Bremen wurden von der Polizei mit einer fragwürdigen Maßnahme konfrontiert.

Anhänger von Werder Bremen wurden von der Polizei mit einer fragwürdigen Maßnahme konfrontiert.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Die Verantwortlichen von Werder Bremen haben das Vorgehen der Polizei am Wolfsburger Hauptbahnhof gegen Bremer Ultras massiv kritisiert. „Ich erwarte da eigentlich eine politische Korrektur von den Entscheidungsträgern, denn das kann so nicht stehen bleiben und darf sich nicht wiederholen“, sagte Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald bei Sky nach dem 2:2 am Samstag beim VfL Wolfsburg.

Mehrere Ultras hatten vor der Partie in der Fußball-Bundesliga Durchsuchungen und Personalien-Bestimmungen der Beamten als unverhältnismäßig empfunden, waren aus Protest nicht zum Spiel erschienen. Videos in den Sozialen Medien zeigen Fans, die von mehreren Polizisten vor Einsatzfahrzeugen umgeben sind und die Ansage der Beamten erhalten, dass die Anhänger sich nicht im Stadtgebiet aufhalten und nur zum Stadion gehen dürften.

Nach den Verantwortlichen von Werder Bremen hat auch der Geschäftsführer Jörg Schmadtke des VfL Wolfsburg mit deutlichen Worten das Vorgehen der Wolfsburger Polizei kritisiert. „Wenn diese Gangart der Beamten Standard ist, stellt das für mich die gesamte Polizeiarbeit infrage. Es kann doch nicht sein, dass die Polizei eingreift, bevor du überhaupt etwas getan hast“, sagte der Fußball-Manager am Sonntag der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“. „Ich habe mir die Bilder von dem Einsatz angesehen. Ich bin bestürzt. Das ist eine Blamage für den Fußball-Standort Wolfsburg.“

Mehrere Werder-Fans hatten vor der Partie am Samstag die Durchsuchungen und Personalienbestimmungen der Beamten am Wolfsburger Hauptbahnhof als unverhältnismäßig empfunden und waren aus Protest wieder nach Bremen zurückgefahren. Videos in den Sozialen Medien zeigen Anhänger, die von mehreren Polizisten und Einsatzfahrzeugen umgeben sind und die Ansage der Beamten erhalten, dass sie sich nicht im Stadtgebiet aufhalten und nur zum Stadion gehen dürften.

Die Wolfsburger Polizei verwies auf die Notwendigkeit der Durchsuchungen zur Gefahrenabwehr. Die Aktion sollte, schrieb die Behörde auf Twitter, „Auseinandersetzungen von Fangruppierungen“ verhindern. Bremens Profifußball-Leiter Clemens Fritz äußerte: „Ich verstehe es nicht. Ich weiß nicht, wer das entschieden hat und ich weiß auch nicht, wer sich da verwirklichen wollte, aber ich finde es eine Frechheit.“

Jeder müsse sich laut Hess-Grunewald fragen, was für einen Fußball und was für ein Land man haben wolle. „Ein freiheitliches Land oder eins, das sich mit anderen Ländern messen muss, die wir nicht so freiheitlich sehen“, fragte er.

Die Abreise der Ultras stelle für die Partie „einen klaren Wettbewerbsnachteil“ da, twitterte Werder. Fritz sagte, beide Klubs seien einig gewesen, dass die Partie kein Risiko darstelle. „Unsere Fans einzukesseln, am Bahnhof zu durchsuchen und die Personalien aufnehmen zu wollen. Ich meine: Keiner hat etwas gemacht.“ In den vergangenen Jahren sei es „immer ruhig“ gewesen. „Ich habe da kein Verständnis“, fügte er hinzu.

„Dass die Wolfsburger Polizei dann zu der Einschätzung kommt, das ist ein Rotspiel und im Vorfeld – ohne, dass irgendetwas passiert ist – solche gravierenden, freiheitsentziehenden Maßnahmen trifft, da muss ich sagen, das ist außerordentlich bedenklich“, sagte Hess-Grunewald.

(dör/dpa)
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