Transferfenster öffnet am 1. Januar Verzweifelter Kaufrausch: Wintertransfers schlagen nur selten ein

Viele Panikkäufe, wenig Sinnvolles: Die Bilanz der Wintertransfers in der Bundesliga ist bescheiden. Dennoch werden vor allem die kriselnden Vereine wieder ihr Glück versuchen.

Bundesliga: Die Wintertransfers 2014/15
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Die Wintertransfers

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Acht Zentimeter sind nicht viel, aber sie können entscheidend sein. Ein Führerschein ist acht Zentimeter lang, eine Zigarette, es ist die Durchschnittslänge der Nürnberger Rostbratwurst. Der Fußball-Profi Franca ist exakt 22,75-mal so groß, 1,82 m misst er, doch acht entscheidende Zentimeter fehlen ihm. Denn Manager Jörg Schmadtke war 2012 "von 1,90 m ausgegangen" - und daher sehr erstaunt. Am Dienstag beendete Hannover 96 das Missverständnis und löste den Vertrag auf. Es war einer der ersten Bundesliga-Abgänge des Winters.

Nicht jeder Wechsel in der Winter-Transferperiode wird eine ähnlich amüsante Geschichte mit sich bringen - traditionell führen Panik, Hoffnung und finanzielle Zwänge den Managern und Sportdirektoren der 18 Bundesliga-Vereine vom 1. bis 31. Januar die Hand. Dabei gilt diese Faustregel: Je weiter ein Klub von seinem Saisonziel entfernt ist, desto hektischer ist die Suche.

Daher überrascht es nicht, dass Borussia Dortmund DEN bisherigen Transfer vollzogen hat. Hoffnungsträger Kevin Kampl, 24, Marco-Reus-Frisur, slowenischer Nationalspieler, kommt von Red Bull Salzburg. Für 12 Millionen Euro, wie Rudi Völler ausplauderte, der für Bayer Leverkusen letztlich nicht mehr mitbot. Sein Kader sei ja ohnehin "groß genug".

BVB-Sportdirektor Michael Zorc lobte den neuen Hoffnungsträger und beschrieb am Beispiel Kampl zugleich das Wesen eines Wintertransfers: "Vielseitig einsetzbar" soll er sein, "ausgezeichnet in unser Anforderungsprofil passen" - im Idealfall. Häufig ist die Realität eine andere, und das lässt sich statistisch belegen.

Aufräumen statt Einkaufen

Laut einer Erhebung des Fachmagazins kicker haben zehn der 28 Zugänge (35,7 Prozent) vom Januar dieses Jahres ihren Verein schon wieder verlassen, darunter beide des Hamburger SV (Ola John und Ouasim Bouy) und von Hannover 96 (Artjoms Rudnevs und Frantisek Rajtoral). 16 Vereine schlugen Anfang 2014 zu, nur Bayern München und Borussia Mönchengladbach nicht - sie haben auch jetzt keine konkreten Pläne.

Ohnehin ist laut kicker der Winter eher die Zeit des Aufräumens, nicht unbedingt des Kaufrausches. Zehn Jahre in Serie wurden jeweils mehr Spieler verkauft als verpflichtet, in einem Gesamtverhältnis von 539:388. Allerdings wurden 85,6 Millionen Euro mehr ausgegeben als eingenommen, schließlich sind die Abgänge oftmals "günstige Gescheiterte", die einst teure Hoffnungsträger waren.

Allein der VfB Stuttgart und der HSV, Nummer 14 und 15 der Tabelle, wären bereit, im kommenden Monat insgesamt fast ein Dutzend Spieler abzugeben. Schaffen diese Profis finanzielle Freiräume, soll hinzugekauft werden. Der HSV benötigt dabei zwingend neue Offensivkraft - neun Tore sind der mit Abstand schwächste Wert der Liga.

Zudem hoffen die Hamburger auf Maximilian Beister, einen "Zugang" aus der Abteilung Lazarett: Schließlich ist jener Spieler der günstigste, der ohnehin schon da ist. So erwartet Bayern München Hochprominenz des Fußballs zurück: Dazu zählen Holger Badstuber, David Alaba, Philipp Lahm, Thiago und Javi Martinez.

Generell gilt: Eine passende Verstärkung ist schwierig zu finden. Sie ist zumeist anderswo ausgemustert worden oder muss teuer erkauft werden, sind entsprechende Spieler auf dem Markt, schießt der Preis in die Höhe. Wer dann noch beim Scouting schusselt, erlebt vielleicht eine böse Überraschung. Nachfragen bitte an Jörg Schmadtke.

(sid)
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