VfB Stuttgart - 1. FC Nürnberg 2:4 (0:2) Verrückte VfB-Niederlage

Stuttgart (rpo). Verrücktes Spiel im Gottlieb-Daimler-Stadion: Die überraschende 2:0-Führung des 1. FC Nürnberg hielt nur bis zur 75. Minute. Nach dem Ausgleich durch Sazbics sprach alles für den VfB Stuttgart. Doch der "Club" konterte sich zum 4:2-Erfolg.

"Wir haben elementare Fehler gemacht. Jetzt liegen wir kurzfristig mit der Nase im Dreck", erklärte VfB-Coach Matthias Sammer nach der Niederlage und dem zumindest vorübergehend verpassten Sprung an die Bundesliga-Spitze.

Trotz des ernüchternden Auftritts gab sich Sammer kämpferisch. "Die Niederlage ist ärgerlich, weil wir eine große Chance vertan haben, aber wir werden wieder aufstehen. In der nächsten Woche werden wir auf dem Trainingsgelände den Schnee umwälzen und dann gegen den 1. FC Kaiserslautern wieder Gas geben", kündigte der Rotschopf an. Auch Kevin Kuranyi wollte von einer Krise nichts wissen. "Es ist nichts Schlimmes passiert. Wir sind nicht die einzige Mannschaft, die auch mal verliert", sagte der Nationalstürmer.

Allerdings muss der VfB, bei dem der gesperrte Kapitän Zvonimir Soldo und der verletzte Philipp Lahm schmerzlich vermisst wurden, seine Probleme in der Defensive in den Griff bekommen. Nationalkeeper Timo Hildebrand musste nach der Bekanntgabe, dass er seinen Vertrag in Stuttgart nicht verlängert, in den letzten zwei Spielen gleich sechsmal hinter sich greifen. Während Hildebrand nach Spielschluss kommentarlos in den Katakomben des Gottlieb-Daimler-Stadions verschwand, wollte Kuranyi von konkreten Schuldzuweisungen nichts wissen: "Die Fehler bei einzelnen Spielern zu suchen, wäre falsch", sagte der 22-Jährige.

Kalte Dusche für den VfB

Dabei wurden die Stuttgarter vor 46.755 Zuschauern gegen den "Club" kalt erwischt und gerieten nach Toren von Sven Müller (7.) und Markus Schroth (11.) früh in Rückstand. "Das war so, als ob dir jemand mit einem Holzhammer auf den Hinterkopf schlägt", meinte Sammer. Nach der Aufholjagd durch Fernando Meira (52.) sowie des eingewechselten Imre Szabics (71.) sorgten Marek Mintal (83.) mit seinem 14. Saisontor und erneut Schroth (85.) mit einem Doppelschlag innerhalb von drei Minuten für die Entscheidung zugunsten der Gäste.

Bei den Nürnbergern sorgte der vierte Auswärtssieg für große Erleichterung. "Die Mannschaft hat stark gespielt und das umgesetzt, was der Trainer ihr gesagt hat", lobte Präsident Michael A. Roth seine Spieler. Auch Wolfgang Wolf zeigte sich nach dem Erfolg in seinem 100. Spiel als "Club"-Coach "sehr glücklich über die drei Zähler". Zuvor hatte Wolf ein Zeichen gesetzt und Stürmer Robert Vittek zunächst auf die Ersatzbank verbannt. Die Maßnahme wirkte: Nach dem 1:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern agierten die Gäste engagiert. Doppeltorschütze Schroth lobte zurecht die "große Moral".

Kapitän Tommy Larsen wollte von einem Befreiungsschlag im Kampf um den Klassenerhalt aber noch nichts wissen. "Jetzt müssen wir diese Leistung auch mal zuhause stabilisieren", forderte der Norweger, der im defensiven Mittelfeld gegen Stuttgarts Spielmacher Alexander Hleb eine starke Partie bot und sich neben Schroth und Ersatzkeeper Daniel Klewer die Bestnote verdiente. Einziger Wermutstropfen: Im nächsten Heimspiel gegen den Hamburger SV müssen die Nürnberger auf die gelb-gesperrten Sven Müller und Mario Cantaluppi verzichten.

STIMMEN ZUM SPIEL:

Trainer Matthias Sammer (VfB Stuttgart): "Für uns kommt es in Zukunft darauf an, dass wir weniger Gegentore bekommen. Wir haben geackert und gefightet, dürfen aber nach einem 2:2 im eigenen Stadion das Spiel nicht mehr abgeben. Jetzt stehen wir mit leeren Händen da."

Trainer Wolfgang Wolf (FC Nürnberg): "Wir sind sehr glücklich über die drei Punkte. Es war ein Klasse-Spiel, temporeich, aber auf einem schlechten Platz. Er ist der schlechteste der Bundesliga. Meine Mannschaft zeigte Charakter und hatte Glück, dass Stuttgart zu Beginn seine Chancen nicht nutzte. Unsere Tore waren klasse herausgespielt, ich bemängele nur, dass wir nach klarer Führung nicht ruhiger agiert haben."

STATISTIK ZUM SPIEL:

Stuttgart: Hildebrand - Hinkel (46. Szabics), Delpierre, Babbel, Gerber - Meira - Tiffert, Hleb, Meißner - Kuranyi, Cacau

Nürnberg: Klewer - Andreas Wolf, Cantaluppi, Nikl (35. Paulus), Lars Müller - Sven Müller (61. Lagerbloom), Larsen, Wagefeld - Mintal - Daun (69. Vittek), Schroth

Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)

Tore: 0:1 Sven Müller (6.), 0:2 Schroth (11.), 1:2 Meira (52. ), 2:2 Szabics (71.), 2:3 Mintal (83.), 2:4 Schroth (85.)

Zuschauer: 46.765

Beste Spieler: Meira - Schroth, Wagefeld

Gelbe Karten: Cacau, Babbel, Delpierre - Cantaluppi, Sven Müller, Nikl

(sid)
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