VfL Wolfsburg in der Krise Unangenehme Fragen für Magath

Wolfsburg · Das viele Millionen teure Fußball-Projekt des Volkswagen-Konzerns steht schon frühzeitig vor dem erneuten Scheitern. Rang 16 statt des anvisierten Europapokal-Platzes machen die Situation für Felix Magath vor der Rückkehr nach Schalke ungemütlich.

Felix Magath – harter Hund und Meistertrainer
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Das ist Felix Magath

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Die Bilder hatten Symbolcharakter. Schon zur Pause saß VfL-Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz ganz alleine auf der Tribüne. Das mächtige VW-Vorstandsmitglied raufte sich die Haare, starrte auf den Rasen und rauchte. Felix Magath kam derweil frühzeitig aus der Kabine und wartete im Innenraum des Stadions minutenlang auf seine Mannschaft. Und so warten auch die Mächtigen des Volkswagen-Konzerns weiter auf den Umschwung und auf Ertrag aus den Millionen-Investitionen in das ambitionierte Tochterunternehmen namens VfL Wolfsburg Fußball GmbH.

Nur fünf Punkte, nur zwei Tore und der Relegationsplatz in der Tabelle — da musste sich Magath nach dem 0:2 (0:2) gegen Mainz 05 tatsächlich schon Fragen nach seiner Zukunft als Trainer und Manager des Fußballprojekts von Europas größtem Automobilhersteller gefallen lassen. "Worüber soll ich mir Sorgen machen?", antwortete der sichtlich konsternierte Magath ins Sky-Mikrofon: "Ich mache mir Sorgen, und zwar darüber, wie ich mehr Punkte hole und die Mannschaft zum Schießen von Toren bringen werde."

Angst um den Job? "Was habe ich damit zu tun", konterte Magath, der ausgerechnet vor dem Spiel bei seinem Ex-Klub Schalke 04 unter verstärkten Druck gerät. Was er bei solchen Fragen nach dem ersten Drittel der Hinrunde denkt? "Da kann ich nur mit den Schultern zucken", antwortete der Meister-Trainer von 2009 und versicherte: "Ich beschäftige mich damit nicht."

"Fünf Punkte nach sechs Spielen ist etwas dünn"

Auch auf der Tribüne gab es neben den Pfiffen die ersten zaghaften Rufe: "Magath raus!" Tatsächlich muss der 59-Jährige aber — anders als andere Trainer in einer vergleichbaren Situation — dank der Rückendeckung von VW-Chef Martin Winterkorn noch lange nicht bangen. Solche Fragen zeigen indes, wo der VfL derzeit steht. Auch der als unantastbar geltende Magath kam nicht umhin zuzugeben: "Fünf Punkte nach sechs Spielen ist etwas dünn."

Zu Recht und unwidersprochen durfte Magath feststellen: "Wir haben unser bisher bestes Spiel gemacht." Aber ist das nach den erschreckend schwachen Partien zuvor der Maßstab für ein Unternehmen, das immer wieder die Champions League als Ziel ausgibt und einen entsprechenden Etat zur Verfügung stellt? Um zumindest einen Punkt gegen die biederen und auch glücklichen Mainzer zu holen, reichte es jedenfalls nicht.

Ein Konzept ist noch nicht zu erkennen. 21 Profis hat der VfL- Coach bereits eingesetzt, so viele wie kein anderer Trainer der Bundesliga. Zu Magaths merkwürdigen Methoden gehört auch, dass er zwischenzeitlich mit dem lange aussortierten Innenverteidiger Simon Kjaer als Sechser experimentierte. Und dass er nun gegen Mainz den langjährigen Sechser Christian Träsch erstmals in die Startelf beorderte und für eine Halbzeit im rechten Mittelfeld ausprobierte.

Symptomatisch ist die Leistung des teuersten Spielers im hoch bezahlten Kader: Diego konnte wieder keine Akzente setzen, spielte bei allem Engagement einfallslos. "Er war auch unglücklich im Abschluss", sagte der Coach und versicherte: "Das sind Dinge, die mit der Zeit kommen." Viele Fans des VfL scheinen das nicht zu glauben.
Entscheidend ist in Wolfsburg jedoch, wie lange die VW-Oberen Winterkorn und Sanz an eine Wende glauben.

(dpa)
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