Frankreich als Vorreiter TV-Gelder: Die Bundesliga hinkt hinterher

Paris (rpo). Die "Grande Nation" wieder mal ganz groß: Am 10. Dezember wurden die TV- und audiovisuellen Rechte im Profifußball vergeben, und das Ergebnis lässt selbst Bayern-Manager Uli Hoeneß bleich werden. Statt der bislang 375 Millionen Euro pro Saison werden in Frankreich ab der kommenden Spielzeit 550 Millionen gezahlt, die sich bis 2008 über 600 auf 650 Millionen steigern.

Kein Wunder, dass Hoeneß Frankreich als Beispiel anführte, als er anregte, die TV-Gebühren um 10 Cent zu erhöhen, damit der deutsche Profi-Fußball mehr Geld erhalte als die derzeitigen 300 Millionen Euro. In England kassiert die Premier Leage von BSkyB und der BBC knapp 550 Millionen Euro. Zahlen aus Italien und Spanien sind schwer zu erhalten, weil dort jeder Verein Einzelverträge abschließt. Fakt aber ist: Im internationalen Vergleich ist die Bundesliga derzeit unterbezahlt.

Das allerdings hat Gründe. So gibt es in Frankreich zwei konkurrierende Pay-TV-Systeme, Canal plus (über 4 Millionen Abonennten) und TPS (1,2 Millionen Abonennten). Beide wollten mit "Fußball exklusiv" neue Kunden ködern. Selbst der "Kleine" hatte noch 327,5 Millionen Euro geboten, und damit zehn Prozent mehr als in Deutschland Premiere und die ARD zusammen aufbringen. Übrigens hat Canal plus seit Bekanntgabe des Deals über 100.000 neue Abonennten gewonnen.

Doch Achtung: Der Fußball-Fan zahlt eine teure Zeche. Die TV-Zwangsgebühren in Frankreich liegen bei etwa 130 Euro pro Jahr. Wer aber im "frei empfangbaren Fernsehen" Fußball sehen möchte, muss sich bis sonntags, 11 Uhr gedulden - also zwölf Stunden, weil in Frankreich die Spiele samstags abends um 20.30 Uhr angepfiffen werden. Solche Exklusivität für "Pay TV" kostet natürlich - und in Deutschland gäbe es die erste richtige Revolution, würden die ersten Bilder im Gratis-Fernsehen erst am Sonntag Vormittag gezeigt werden. Unvergessen bleibt die Pleite von und der Aufstand gegen "ran", als die Bundesliga erst um 20.15 gesendet wurde.

Die Sponsoren in Frankreich zahlen wegen deutlich weniger "Reichweite" auch deutlich geringere Preise als in Deutschland. Diese Kalkulation hat Hoeneß in seinem nachvollziehbaren Vorstoß vermutlich bewusst unterschlagen.

Frankreichs Liga besaß die Intelligenz, die Rechte in mehrere Pakete aufzuteilen. Es gibt das Exklusiv-Spiel, welches vom normalen Spieltag herausgelöst wird. (220 Millionen Euro / 110 der Konkurrent). Es gibt ein zweites und drittes Spiel, zeitlich versetzt zum "normalen Spieltag". (210/65). Es gibt die Zusammenfassung des Spieltages wie auf Premiere (60/15). Und es gibt die Parallel-Übertragung aller Spiele im digitalen Fernsehen (110/27).

Bleibt die Frage, was die Bundesliga machen wird. Zur Aufteilung der "Pakete" ist sie durch die EU bereits gezwungen. Gegen die preistreibende Konkurrenz setzen Premiere, ARD, ZDF und DSF ihre Kompetenz.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort