Transfermarkt ohne englische Kohle Ist die Bundesliga der große Gewinner?

Düsseldorf · Der 31. August war bislang ein magisches Datum. An jenem Tag ging es auf dem Transfermarkt noch einmal drunter und drüber, bis zur letzten Sekunde wurden Spieler ge- und verkauft. Nun macht England nicht mehr mit. Und es stellt sich die Frage: Ist das gut für die Bundesliga?

 Auch Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge würde einen Stopp des Transfermarktes vor dem Start in die Bundesliga bevorzugen.

Auch Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge würde einen Stopp des Transfermarktes vor dem Start in die Bundesliga bevorzugen.

Foto: dpa

Der Rubel rollt weiter - auch ohne das große Geld aus der Premier League. Denn während die Klubs aus Englands erster Liga seit vergangener Woche keine Spieler mehr kaufen dürfen, ist der Transfermarkt in den übrigen großen Ligen Europas weiter geöffnet. Davon profitierte am Wochenende unter anderem der FC Schalke 04, der Verteidiger Thilo Kehrer für geschätzte 37 Millionen Euro an Thomas Tuchels Paris St. Germain verkaufte. Der Wahnsinn setzt sich also fort - und doch sorgt der frühere Einkaufsstopp auf der Insel für eine veränderte Situation für die Klubs aus der Bundesliga.

Schließlich gibt es 20 Konkurrenten mit vollem Portemonnaie weniger, die auf dem letzten Drücker noch Verpflichtungen tätigen und die Kader der deutschen Vereine durcheinanderwirbeln können. Es sei nur an den VfL Wolfsburg erinnert, der 2015 kurz vor Transferschluss Kevin De Bruyne an Manchester City verlor und schnell noch Julian Draxler und Dante kaufte. Zu einer richtigen Mannschaft wurden die Wolfsburger dann in der Saison 2015/16 nicht mehr, im Nachhinein war dieses Transferchaos der Anfang vom VfL-Absturz.

Ist der frühe Transferschluss in England also von Vorteil für die deutschen Klubs? Darüber streiten sich noch die Experten, wirklich wissen wird man das erst nach dem in der Bundesliga weiter klassischen Transferende am 31. August, wenn auch die Kader der deutschen Vereine eine Woche nach dem Saisonstart bis zum Winter fix sind. Die Bundesliga hat sich nicht den Engländern angeschlossen. Man will diesen Sommer testen, wie sich die neue Situation auswirkt.

Befürworter eines früheren Einkaufsstopps gibt es aber auch hierzulande. „Aus Sicht von Bayern München ist das ein Vorteil. Ich halte es grundsätzlich für eine interessante Alternative, wenn die Liga beginnt, dass der Transfermarkt dicht ist“, sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge unlängst in der Sendung „100% Bundesliga - Fußball bei NITRO“.

In der Vergangenheit sei das bereits häufiger ein Thema gewesen. „Wir haben das in Europa oft diskutiert – die großen Vereine waren dafür, wer dagegen war, waren die kleinen Clubs“, berichtete Rummenigge. „Die haben argumentiert, dass sie, wenn sie sich nicht für die Europa- oder Champions-League qualifiziert haben, aus finanziellen Gründen Spieler verkaufen müssen, und die haben sich dann durchgesetzt auch bei der UEFA.“

In Italien haben sich die Klubs darauf geeinigt, ebenfalls mit dem Start der Liga die Transferaktivitäten einzustellen, weshalb dort nur noch bis diesen Freitag Spieler gekauft werden dürfen.

Für Gladbachs Sportdirektor Max Eberl macht eine Änderung auch nur dann Sinn, wenn es eine europaweite Lösung gibt. „Das kann nur funktionieren, wenn die Top-5-Ligen sich einigen. Sonst hätte die Bundesliga einen Wettbewerbsnachteil“, sagte Eberl in der vergangenen Woche beim großen Fußball-Gipfel der RP.

Fredi Bobic sieht die Bundesliga in der jetzigen Konstellation sogar im Vorteil. „Es kann sein, dass plötzlich der ein oder andere interessante Spieler auf den Markt kommt, mit dem man jetzt noch gar nicht rechnet“, sagte Frankfurts Sportchef Fredi Bobic mit Blick auf Profis, die bei englischen Clubs an den ersten Spieltagen nicht zum Einsatz kommen. „Wir können in England noch kaufen, aber die können uns nichts mehr wegkaufen.“

(pabie/dpa)
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