Freiburg kämpft gegen den Abstieg Trainer-Neuling Streich als Hoffnungsträger

Köln/Freiburg · Bundesliga-Schlusslicht SC Freiburg setzt im Abstiegskampf seine ganzen Hoffnungen auf Christian Streich. Der neue Coach ist wie sein entlassener Vorgänger Marcus Sorg ein Neuling in der Trainer-Gilde des Oberhauses.

 Christian Streich soll die Freiburger vor dem Abstieg retten.

Christian Streich soll die Freiburger vor dem Abstieg retten.

Foto: dpa

Schlusslicht SC Freiburg will der Konkurrenz im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga einen Streich spielen. Der neue Chefcoach Christian Streich soll auch ohne Profi-Erfahrungen zuvorderst die Mannschaft auf und neben dem Platz wieder zu einer schlagkräftigen Einheit formen, nachdem sein entlassener Vorgänger Marcus Sorg nach nur einer Saisonhälfte auch über Indiskretionen aus der Kabine zunächst geschwächt worden war und letztlich auch gestolpert ist.

"Jeder muss sauber in der Gruppe arbeiten, sonst kann man keinen Erfolg haben. Bei den Spielern, die jetzt hier sind, gehe ich davon aus, dass sie von Dingen, die nur uns etwas angehen, nichts nach außen tragen werden. Wir werden in der Mannschaft die Dinge besprechen und offensiv angehen", verdeutlichte Streich sein Credo gleich bei seiner Vorstellung.

Klare Worte - darauf dürfen sich die Freiburger Spieler sicherlich nicht nur zur ersten Einheit unter dem neuen "Chef" zum Trainingsauftakt am Montag einstellen. Der etwas straffere und emotionalere Führungsstil sowie die deutlichere Ansprache sind Merkmale des Hoffnungsträgers, "Impulse", die Freiburgs Führung durch den ersten vorzeitigen Trainerwechsel in der Bundesliga-Geschichte des Klubs für das Ziel Klassenerhalt setzen wollte. Der 46-jährige Streich liefert damit ein Kontrastprogramm zu seinem gleichaltrigen Vorgänger Sorg.

Für mehr will Streich, der bereits 16 Jahre zum Trainer-Team der Breisgauer gehört und nach dem Gewinn der deutschen A-Jugend-Meisterschaft 2008 seit Saisonbeginn zu Sorgs Assistent bei den Profis aufstieg, auch gar nicht stehen. Ein radikaler Philosophie-Wechsel ist unter dem Vater von zwei Kindern nicht zu erwarten. Im Gegenteil: "Jetzt bin ich in einer anderen Funktion. Es steht aber außer Frage, dass ich Mitverantwortlicher für den 18. Tabellenplatz bin. Ich habe schon als Co-Trainer versucht, den Spielern zu vermitteln, was die Idee von Marcus, mir und unserem Trainer-Team ist."

Von seinem Aufstieg zum Cheftrainer war der ehemalige Profi, der in der Saison 1989/90 für den FC Homburg zehn Einsätze im Oberhaus absolvierte, selbst ein wenig überrascht. "Ich habe nicht gedacht, dass ich einmal Trainer in der Bundesliga werden würde", sagte Streich, angestrebt habe er die Beförderung jedenfalls nicht: "Ich musste nicht Bundesliga-Trainer werden."

Bedenken wegen seiner mangelnden Erfahrung als Chefcoach im Profigeschäft lässt der als akribischer Fußball-Besessener geltende Deutsch- und Geschichtslehrer, der seit Amtsantritt von Robin Dutt 2007 zum Trainer-Stab des Freiburger Profiteams gehört, nicht gelten: "Oft wird vergessen, dass ich im fünften Jahr im Profi-Fußball tätig bin. Ich kenne die meisten Spieler drei, vier Jahre und war in jedem Training dabei."

Entsprechend hat Streich, dessen bis 2014 laufender Vertrag auch im Abstiegsfall gelten soll, ein genaues Bild vom Zustand der Mannschaft und ihrer Charaktere. An den noch von Sorg gezogenenen Konsequenzen aus der verkorksten Hinrunde mit der Trennung von sechs Spielern hält Streich denn auch fest, zudem sollen gezielte Verstärkungen die Breisgauer nach zuletzt fünf Spielen ohne Sieg (drei Punkte) wieder auf Erfolgskurs bringen.

"Ich habe die Mannschaft im Kopf noch nicht geformt. Wir haben Bedarf auf der linken Seite und im defensiven Zentrum", beschrieb der langjährige Leiter der Freiburger Fußball-Schule seine Planungen, streichelte allerdings auch die vorhandenen Spieler: "Die Mannschaft lebt. Ich bin fest überzeugt, dass viele Spieler in dieser Mannschaft sind, die hungrig auf Erfolg sind. Wenn wir an ein paar kleinen Schrauben drehen, in ein paar Sachen enger zusammenrücken, können wir unser Ziel erreichen."

(sid)
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