Serie "Wer hat die Macht im Fußball?" Teil III: Der Spielerberater als Sündenbock

Düsseldorf (RP). Eigentlich wollte Reza Fazeli Schönheitschirurg werden. Aber nach drei Jahren Medizinstudium kam alles anders. Die Schnittstelle zwischen Sport und Management hatte ihn schon immer gereizt, und so setzte er sich irgendwann ins Flugzeug nach Hongkong und nahm dort einen gewissen Mehdi Mahdavikia unter Vertrag.

 Die Hinrunde ist für Hamit Altintop vorzeitig beendet.

Die Hinrunde ist für Hamit Altintop vorzeitig beendet.

Foto: ddp

Ein Jahr später absolvierte der iranische Nationalspieler bei der WM 1998 in Frankreich das Turnier seines Lebens. Reza Fazeli vermittelte den Spieler daraufhin erst zum VfL Bochum und wenig später zum Hamburger SV. Von da an war er mittendrin in einer Branche, in der nichts so funktioniert wie in anderen Berufen. Seit elf Jahren ist Reza Fazeli Spielerberater.

Der Arbeitstag des 34-Jährigen dauert oft mehr als 14 Stunden. Sein Wecker schellt um halb sieben - selten bei ihm zu Hause, manchmal bei einem seiner Spieler, wo er zu Gast ist, meistens aber in Hotelzimmern irgendwo auf der Welt. "Im Schnitt bin ich nur zehn Tage pro Monat zu Hause", sagt Fazeli. Noch bevor er morgens unter der Dusche steht, klingelt zum ersten Mal sein Handy - das geht dann so weiter im Viertelstundentakt.

In Köln will er sich später mit einem Bundesligamanager in einem Hotel treffen. Doch daraus wird nichts. Fazeli steht im Stau. Das Treffen findet also im Kölner Hauptbahnhof statt - man klärt nur das Wichtigste, den Rest später per Telefon. Allein seine Handyrechnung liegt jeden Monat über 2000 Euro. Etliche Termine später schaut Fazeli in seinem Büro auf der Düsseldorfer Kö vorbei und schreibt Grußkarten. Anschließend bilden Bücher über Vertragsrecht seine Nachtlektüre.

Mit seiner Firma International Soccer Management betreut der gebürtige Iraner 21 Spieler mit einem Gesamtwert von 36 Millionen Euro, unter anderen Yildiray Bastürk, Mesut Özil und Hamit Altintop. Er sieht sich dabei aber nicht als Vermittler, der nur neue Verträge aushandelt. Im Gegensatz zu den großen Vermittlungsagenturen, die manchmal hunderte von Spielern vertreten, sieht Fazeli sich als Berater in allen Lebenslagen. "Ich bin für die Spieler Freund, Psychologe, manchmal sogar Familienangehöriger", sagt Fazeli.

Und Karrieremanager. Er schätzt ein, wo und wie sich seine Spieler am besten weiterentwickeln können. Sein Verhandlungsgeschick kann mitentscheiden, ob ein Spieler zum Topstar wird oder ewiges Talent bleibt. "Einem Spieler habe ich geraten, noch ein Jahr länger in der Regionalliga zu spielen, obwohl er Angebote aus der Zweiten Liga hatte", sagt Fazeli.

Dass seine Branche einen so schlechten Ruf genießt, erklärt Fazeli so: "Wenn 60000 Fans im Stadion einen Spieler in ihrem Verein haben wollen und der Transfer dann platzt, ist es für den Klub-Manager am einfachsten, die Schuld auf den Berater zu schieben." Der Spielervermittler als Sündenbock. Bei ihm jedenfalls seien Vertragsverhandlungen noch nie am Beraterhonorar gescheitert. Zwar wird in der Branche öffentlich ungern über Honorare gesprochen, doch gibt Fazeli unumwunden zu: "Man verdient schon nicht schlecht als Berater." Das war aber nicht der Grund für seine Berufswahl. "Als Schönheitschirurg hätte ich mehr verdient."

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