Hansa Rostock - VfB Stuttgart 2:1 (1:0) Stuttgart verspielt letzte Meisterschaftschance

Rostock (rpo). Der VfB Stuttgart hat nach einer lustlosen Vorstellung bei Hansa Rostock seine letzte Chance auf den Gewinn der Meisterschaft verspielt. Hansa hingegen überzeugte beim 2:1(1:0)-Sieg gegen die Schwaben mit großer Leidenschaft und darf sich wieder Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen.

VfB-Trainer Matthias Sammer griff ganz tief in die Kiste der abgedroschenen Fußball-Phrasen. "Du kannst vorher erzählen, was du willst, aber entscheidend ist auf dem Platz", sagte der 37-Jährige nach der 1:2 (0:1)-Niederlage der Schwaben beim Tabellenvorletzten Hansa Rostock. Ausgerechnet beim "Kellerkind" endete die Stuttgarter Erfolgsserie mit zuvor fünf Siegen in Folge und damit auch die Hoffnung auf den Gewinn der Meisterschaft.

Titelambitionen hätten sie zwar niemals gehegt am Neckar, doch mit einem weinenden Auge dürfte der VfB dennoch auf die Tabelle blicken. Schließlich sind die inzwischen auf acht Punkte enteilten Bayern aus München am letzten Spieltag Gast des VfB. "Wir haben doch nie von der Meisterschaft gesprochen", sagte Nationalspieler Andreas Hinkel und unternahm den untauglichen Versuch, das laue Gekicke des Tabellendritten an der Ostsee zu rechtfertigen.

Stuttgart verzichtete von Beginn an fahrlässig auf Kampf und Laufbereitschaft, vertraute stattdessen auf seine spielerische Klasse, an der zuletzt Werder Bremen (1:2) und Schalke 04 (0:3) gescheitert waren. Doch Rostock machte den Schwaben mit ganz einfachen Mitteln einen Strich durch die Rechnung: Sie rannten und rackerten, griffen nach dem letzten Strohhalm im Abstiegskampf.

Sammer versuchte erst gar nicht, das Versagen seiner Mannschaft der Öffentlichkeit plausibel zu machen. "Was willst du da erklären, bei dem Käse, der heute gespielt wurde. So etwas gestehe ich meiner Mannschaft nicht zu." Immerhin patzte auch die Konkurrenz im Kampf um die Champions-League-Plätze im Kollektiv. Doch Sammers Laune verbesserte sich deswegen nicht: "Nach solch' einem Spiel tröstet mich gar nichts."

Rostock hingegen bedurfte keinen Trost. Grenzenlosen Jubel leisteten sich die Hanseaten nach dem dritten Heimsieg in Serie allerdings auch nicht. Aber die Hoffnung auf das "große Fußball-Wunder", wie Trainer Jörg Berger den Klassenerhalt bezeichnet, ist wieder ein Stück gewachsen. Nur noch vier Punkte trennen Hansa vom rettenden Ufer. Vor einigen Wochen waren es noch elf. "Es gibt ihn noch, den FC Hansa. Wir sind wieder dabei", sagte Berger.

Erneut waren die Schweden Hansas Matchwinner. Zunächst versenkte Marcus Allbäck einen klugen Querpass des starken Ex-Nationalspielers Michael Hartmann zum 1:0 (39.). Die Entscheidung besorgte schließlich Rade Prica 16 Minuten vor dem Ende, als er sich gegen die kopfballstarke VfB-Hintermannschaft durchsetzte und mit dem Scheitel zum umjubelten Siegtor einnickte. Kaum einer hatte damit noch gerechnet, nachdem der Gast nur 25 Sekunden nach Wiederbeginn durch Cacaus zwölften Saisontreffer ausgeglichen und Stuttgart zumindest kurzzeitig das Heft auf dem Platz in die Hand genommen hatte.

"Wenn wir jetzt weiter unsere Punkte holen, dann haben wir eine gute Chance, in der Liga zu bleiben", sagte Abwehrspieler Uwe Möhrle, der sich mit einer Klasseleistung gegen Nationalstürmer Kevin Kuranyi Respekt verschaffte. Fünf Spiele bleiben Hansa noch, um das Wunder von der Ostsee perfekt zu machen. Es wäre nicht das erste, das Jörg Berger mitzuverantworten hätte.

STATISTIK ZUM SPIEL:

Rostock: Schober - Hartmann, Möhrle, Persson, Thomas Rasmussen - Lantz, Sebastian - Vorbeck (62. Rydlewicz), Litmanen (78. Hill), Prica - Allbäck (69. di Salvo)

Stuttgart: Hildebrand - Hinkel, Meira, Babbel, Stranzl - Soldo, Meißner - Tiffert (76. Streller), Hleb, Cacau - Kuranyi (76. Lahm)

Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne)

Tore: 1:0 Allbäck (39.), 1:1 Cacau (46.), 2:1 Prica (74.)

Zuschauer: 20.500

Beste Spieler: Hartmann, Möhrle - Hleb

Gelbe Karten: Hartmann (4), Lantz (5/3), di Salvo (4), Rydlewicz (3) - Babbel (5/1), Cacau (5/2), Tiffert (4), Kuranyi (5), Lahm (2)

STIMMEN ZUM SPIEL:

Trainer Jörg Berger (Hansa Rostock): "Wir haben verdient gewonnen, weil wir mehr Leidenschaft und mehr Wille gezeigt haben. Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung auf einem Level, das man von uns erwarten muss, um das große Wunder noch zu schaffen. Wir sind wieder dabei."

Trainer Matthias Sammer (VfB Stuttgart): "Wir haben verdient verloren, weil wir die schlechtere Mannschaft waren. Wir sind zu wenig gelaufen und deshalb nicht zum spielerischen Element gekommen. Ein gewisses Level muss man immer erreichen, aber wir waren heute unter unserem Level. Wir haben heute eine gute Chance vergeben, um auf uns aufmerksam zu machen."

(sid)
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