Bundesliga-Rechte Streit um Sportschau wird zur ideologischen Frage

Düsseldorf · Die Frage, ob die Fußball-Bundesliga auch künftig in der Sportschau zu sehen sein soll, erregt die Gemüter. Die Diskussion zwischen Reinhard Rauball und Karl-Heinz Rummenigge verdeutlicht die unterschiedlichen Interessenlagen.

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Foto: ddp

Der Streit um die Zukunft der Sportschau wird innerhalb der Fußball-Bundesliga immer mehr zu einer ideologischen Frage und gefährdet das Streben nach höheren Erlösen beim bevorstehenden Verkauf der Medienrechte. Dass Vorstandsboss Karl-Heinz-Rummenigge vom Branchenführer Bayern München die ARD-Sendung sogar als "heilige Kuh" bezeichnet, treibt Liga-Präsident Reinhard Rauball die Zornesröte ins Gesicht. Der 65-Jährige hält nichts von einer Bestandsgarantie für die Sportschau und geht auf Konfrontationskurs zu Rummenigge.

"Ich kann diese Aussage nicht nachvollziehen. Wer öffentlich substanzielles Wachstum fordert, darf nicht gleichzeitig Bestandsgarantien für gewisse Senderprojekte ausgeben", sagte Rauball dem kicker. Rauball sieht durch die Äußerung Rummenigges die Bemühungen der Liga um einen höheren Erlös aus dem Verkauf der Medienrechte, die den Klubs bisher 412 Millionen Euro pro Saison einbringen, torpediert: "Mit derartigen Aussagen werden die Umsatzchancen zulasten der Solidargemeinschaft der Liga reduziert. Denn das verhindert genau den Wettbewerb, den wir kreieren wollen und den die Entscheidung des Bundeskartellamts nach vielen Gesprächen ermöglicht."

Beim Konflikt zwischen Rummenigge und Rauball werden die unterschiedlichen Interessenlagen innerhalb der Liga deutlich. Der Bayern-Boss hat nicht ohne Grund betont, dass die Sportschau "entscheidend dazu beigetragen hat, dass die Bundesliga so populär ist". Schließlich wissen die Münchner, dass die Sponsoren ihre Millionen nicht zuletzt deshalb bei den Bayern investieren, weil ihre Werbebotschaft dank der Sportschau in Millionen Haushalte transportiert wird. Sollte die erste Highlight-Berichterstattung des Spieltages außerhalb des Pay-TV künftig nur im Internet zu sehen sein, steht dieses Vermarktungsmodell infrage. Gerade die Bayern als Branchenprimus müssten mit Einbußen bei den Werbe-Einnahmen rechnen.

Anders sieht das bei den meisten Ligarivalen aus. Bei ihnen sind die TV-Gelder die mit Abstand größte Einnahmequelle. Kleine Verluste durch einen möglichen Absprung von Werbepartnern würden durch die höheren TV-Einnahmen deutlich in den Schatten gestellt. Schließlich erwarten einige Bundesligisten beim Verkauf der Medienrechte eine Steigerung des Gesamterlöses auf 500 Millionen Euro jährlich. Rauball wollte diese Hoffnungen allerdings nicht nähren: "Ich nenne keine Summen. Das wäre nicht seriös."

Konkret will die Deutsche Fußball Liga (DFL) am 9. Februar werden. Dann sollen nach dem Beginn der Ausschreibung ab der Spielzeit 2013/2014 die Rechtepakete und der Stand der Verhandlungen vorgestellt werden. "Die nationalen Medienrechte werden finanziell noch einmal nach oben gehen. Die Fußball-Bundesliga bleibt eine Erfolgsgeschichte", sagte DFL-Chef Christian Seifert. Abschließen will Seifert den neuen TV-Vertrag bis spätestens Anfang Mai - also noch vor dem Ende der laufenden Saison. Bisher gibt es laut Seifert mehr als 30 Bieter für die verschiedenen Pakete.

Außerhalb des Pay-TV läuft alles auf ein Bieterverfahren zwischen einem Internet-Anbieter und der ARD hinaus. Denn die Medienrechte für die frei empfangbare Highlight-Berichterstattung werden in zwei Szenarien angeboten. In Szenario I ist die erste Highlight-Berichterstattung des Spieltages im Fernsehen vorgesehen. In Szenario II würde die Highlight-Berichterstattung zunächst über Web-TV bzw. mobile Übertragung erfolgen. Die früheste Fernsehberichterstattung wäre erst für 21.45 Uhr vorgesehen.

(sid)
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