Projekt "Geh Deinen Weg" für Integration SPD-Vize Özoguz kritisiert Fußball-Aktion

Berlin · Unter der Schirmherrschaft von Kanzlerin Merkel startet die Fußball-Bundesliga an diesem Wochenende ein besonderes Projekt zur Förderung der Integration. Für SPD-Vize Aydan Özoguz hat diese Aktion lediglich Symbolcharakter.

Aydan Özoguz - Vize-Frau der SPD
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Das ist Aydan Özoguz

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Foto: dpa, Tim Brakemeier

Zum zweiten Mal in der Liga-Geschichte werden alle 18 Klubs am Samstag und Sonntag auf Trikotwerbung verzichten, stattdessen prangt der Slogan "Geh Deinen Weg" auf der Brust der Spieler. Über die symbolträchtige Aktion sprach unsere Redaktion mit der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Aydan Özoguz.

An diesem Wochenende werden alle Spiele der Fußball-Bundesliga in einheitlichen Trikots stattfinden. Ist dies ein guter Weg, die Integration zu befördern?

Özoguz: Der Fußball bietet grundsätzlich viele Möglichkeiten, die Integration voranzubringen. Die Stiftung Bundesliga ist in diesem Bereich ja auch sehr aktiv. Aber diese Aktion am Wochenende hat ja hauptsächlich Symbolcharakter.

Wieso hat die Aktion aus Ihrer Sicht nur Symbolcharakter?

Özoguz: Solche Aktionen müssten mit Programmen unterlegt werden, in denen Jugendliche konkret angesprochen, bei der Integration begleitet und in der Ausbildung unterstützt werden, wie es auch die Stiftung Bundesliga mit ihren Projekten macht. Aber genau dies tut Angela Merkel nicht. Sie scheut sich, auch in die Ebene, zu den Leuten zu gehen, wo Integration Mühe macht. Auch all die Verbände, die sie regelmäßig zum Integrationsgipfel holt und mit denen sie viele Vereinbarungen trifft, erhalten keine direkte strukturelle Förderung, für all das, was sie leisten sollen.

Wie finden Sie das Motto "Geh Deinen Weg"?

Özoguz: Grundsätzlich gut, wenn es Jugendliche grundsätzlich anspricht, ihre Chancen zu nutzen. Aber um beim Thema Integration anzukommen, muss man über das Motto "Geh Deinen Weg" länger nachdenken. Integration bedeutet ja eigentlich, dass man miteinander seinen Weg geht und dass die Gesellschaft zusammenwächst. Das Motto des Fußball-Wochenendes ist eher individualistisch.

Könnte das Motto falsch verstanden werden?

Özoguz: Der beste Output wäre, wenn Jugendliche motiviert werden, sich zu engagieren und ihre Chancen zu nutzen. Es wäre schade, wenn das Motto eigentlich Integration sein soll, aber niemand erkennt, dass auch im Sport Ab- und Ausgrenzungen stattfinden und dass gleichzeitig der Sport eine der besten Möglichkeiten bietet, gemeinsam für etwas zu kämpfen und ein "Wir"-Gefühl zu entwickeln. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Großteil der Menschen gedanklich nicht beim Thema Integration ankommt, wenn sie dieses Motto hören.

Das Thema Integration soll ja auch beim Zukunftskongress der SPD am Freitag und am Samstag eine wichtige Rolle spielen. Welches Zeichen wollen Sie setzen?

Özoguz: Beim Zukunftskongress nehmen wir uns eine ganze Reihe von Themen vor, die aus unserer Sicht in den nächsten Jahren eine große Rolle spielen, dazu gehören Energiepolitik, Arbeitsmarktpolitik, Fragen der Bildung und Demographie und eben auch Integration. Hier legen wir einen Schwerpunkt auf Bildung und Berufsbildung. Das Ziel muss sein, dass alle Jugendlichen in Deutschland eine Berufsausbildung machen. Das ist angesichts vieler Schulabbrüche und gleichzeitigem Fachkräftemangel ein Feld, auf das wir uns noch stärker konzentrieren müssen..

(sgo)
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